Der Internetgroßhändler Amazon sah sich in den vergangenen Jahren mit verschiedensten Problemen konfrontiert. Die Unternehmenspolitik von Gründer und Präsident Jeff Bezos stand genauso in der Kritik wie die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. Derzeit sind es vor allem Autoren, die sich gegen die Geschäftspraktiken von Amazon zur Wehr setzen. Daran beteiligen sich auch namhafte Schriftsteller wie Stephen King und Paul Auster.
Die Verlage aus dem Geschäft drängen
Das Buchgeschäft ist noch immer die Kernkompetenz von Amazon. Vor allem in den Vereinigten Staaten hat das Unternehmen über die Jahre eine marktbeherrschende Stellung erlangt. Die Verkaufscharts von Amazon sind in Amerika die wichtigsten der Branche. Zur Steigerung der Margen tritt Amazon inzwischen selbst verstärkt als Verleger auf. Gerade bei den in den USA schon deutlich stärker verbreiteten E-Books setzt das Unternehmen darauf, dass keine Verlage mehr zwischen Autor und Buchhandel zwischengeschaltet sind. Den Autoren wird in diesem Zuge suggeriert, dass ihre Einkünfte steigen könnten, wenn der Gewinnanteil der Verlage wegfiele. Tatsächlich liegen die Prozentsätze, mit denen Autoren am Verkaufserlös beteiligt werden, bei Amazon vor allem bei Erstveröffentlichungen deutlich höher als bei anderen Verlagen.
Autoren sehen Gefahr für den Buchmarkt
Allerdings stellt sich die Frage, ob das so bleiben wird, wenn Amazon die Verlage erfolgreich vom Markt verdrängt haben sollte und als faktischer Monopolist die Preise für alle Beteiligten diktieren kann. Verlage, die sich dem Willen von Amazon nicht beugen, werden in den USA bereits schikaniert: Die entsprechenden Maßnahmen reichen von der Nichterwähnung bestimmter Titel auf Empfehlungslisten des Internethändlers und der Streichung von Rabatten bis hin zur verspäteten Auslieferung von Büchern an die Kunden. Nachdem in den USA bereits eine breite Welle des Protests namhafter Autoren das Unternehmen erreicht hat, stellen sich auch in Deutschland mehr und mehr Schriftsteller der Firmenpolitik von Amazon entgegen. Den gemeinsamen offenen Brief haben unter anderem Elfriede Jelinek, Günter Wallraff und Nele Neuhaus unterzeichnet.
Mit den Verlagen stirbt die Vielfalt
Einer der wichtigsten Aspekte des Buchmarkts ist seine Vielfalt. Garantiert wird diese durch Spezialisierung verschiedener Verlage auf unterschiedliche Themengebiete. Bestimmte Genres verlangen ihren spezifischen Stil und daher auch die entsprechenden Lektoren. Mit dem Verlust der Verlage würde vermutlich die Literatur verarmen und deutlich eintöniger werden.
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