Aber bitte mit „Zugabi“ – Gabi Decker punktet über und unter der Gürtellinie

 Gabi Decker ist seit Jahren die Frau im deutschen Komödiantenbetrieb, die zielgerichtet und verläßlich den härtesten, weil schwärzesten Humor verabreicht. Die Dosis wirkt bei ihrem Publikum wie eine Droge. Am Ende des Abends (nach fast zweieinhalb Stunden Programm) will sie das jubelnde Volk im ausverkauften Haus nicht von der Bühne lassen. "Sie müssen jetzt gehen!", sagt die Decker und genießt es sichtlich, dass niemand der Aufforderung folgen mag.
Der Humorcocktail funktioniert dabei scheinbar einfach: frau nehme eine starke Prise dunkelster Selbstironie. Gabi Decker reizt in der Figur der gereiften Singlette, die manisch hinter Sex und Liebe her hetzt und sich dabei nicht scheut, auch die abgetakelsten Orte zur Anbahnung von Geschlechtskontakten, so genannte "Single-Partys" aufzusuchen.
Dazu fülle frau eine ebenso fette Portion angeblich rein weiblicher Gedankenspiele um Fettabsaugungen und Schönheits-OP´s, mixe dies mit dem Wissen um die wahre Natur des Mannes, insbesondere der Spezies "Single-Kerle im Hormonrausch" und gieße darüber die derzeit unglaublich populäre Soße aus Klischees über Manns- und Fraubilder, nicht zuletzt derer mit Migrationshintergrund.
Halt – das Zuckerl auf dem Cocktail ist die Musik. Gabi Decker singt. Zur Auflockerung läßt sie die Diawand herab und spielt in Einspielern mit sich in der Maske eines Elton John oder Stevie Wonder große Pop-Duette. Das macht Spaß und gibt Luft zur Erholung des strapazierten Zwerchfells.

Im neuen Programm "Deckerdenz" wird, wie immer bei "La Decker" keiner geschont. Der Humor ist trocken, böse und selbstzerfleischend und damit so ganz anders, als das übliche Einerlei im Schmunzel-Business der inzwischen zahllosen "Comedians". Gabi Decker ist ein Vollblut, eine "Stute" würde sie wohl sagen, die mit jedem Satz beim Zuschauer Reaktionen auslöst – provokant, ohne jede Selbstverliebtheit. Mancher Gag bleibt den Abhängigen im Saal im Hals stecken, andere lassen sich weiterdenken und schlagen ein – mit schönster Brutalität. Gabi Decker wollte immer auf die Bühne, sagt sie. Und doch ist das wohl nur die halbe Wahrheit. Decker schreibt, z.B. Drehbücher. Derzeit bastelt sie an einem "Best-Of" all ihrer Programme mit den gnadenlos schrägen und schrecklichen Figuren. Ihren Frauen, die Macken haben, aber immer mitten aus dem Leben kommen. Dabei spielt Emanzipation, wie noch bei den Missfits der 90er Jahre keine Rolle mehr. Gabi Decker nimmt selbstverständlich alles in den Mund, was auch mit mütterlicher Seifenlauge nicht mehr rein zu waschen ginge. Nur so übrigens funktioniert der Humor-Cocktail denn auch: wer ihn genießt, genießt die Abgründigkeit im Witz einer Künstlerin, die im besten Wortsinne einmalig ist. Zugabi, bitte !

Gabi Decker – "Deckerdenz" – noch bis 20.12.07 in den "Wühlmäusen" am Berliner Theodor-Heuss-Platz

Eine Meinung

  1. Gut zu wissen, ich spiel seit langem schon mit dem Gedanken in die Wühlmäuse zu gehen. Ich denke der Beitrag hat mich überzeugt.

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