Wieder verloren – War’s das, FC St. Pauli?

Der Spielverlauf am vergangenen Samstag war jedem bekannt, der die letzten Begegnungen des FC St. Pauli verfolgt hatte: Ein eigentlich unterlegener Kontrahent holte sich gegen die Kiezkicker Punkte und Selbstvertrauen. Ob Sandhausen, Greuther Fürth oder jetzt 1860 München – sie alle spielten fürchterlich. Und punkteten gegen eine Hamburger Mannschaft, für die es im Überlebenskampf der 2. Liga langsam aussichtslos wird.

Sturmschwäche bricht St. Pauli das Genick

Stand bei St. Pauli nach der 0:1-Niederlage gegen Fürth noch der (in der Tat grauenhaft pfeifende) Schiedsrichter Petersen in der Kritik, muss sich die Mannschaft nach dem 1:2 bei den Münchener Löwen an die eigene Nase fassen. So viele Chancen wie St. Pauli in diesen 90 Minuten vergab, hätten andere gerne im Verlauf einer Halbserie. Kleine Kostprobe? 2. Minute: Thy köpft freistehend vorbei. 25. Minute: Rzatkowski scheitert aus aussichtsreicher Position am Löwen-Keeper Eicher. 52. Minute: Wieder Thy, wieder freistehend, an den Pfosten. 89. Minute: Daube, aus fünf Metern daneben. Unterbrochen wird die Hamburger Überlegenheit zum ersten Mal in der 10. Minute, als St.-Pauli-Innenverteidiger Sören Gonther den Ball unbedrängt über die Torlinie grätscht – leider die eigene. Dann in der 72. Minute, mitten in eine Hamburger Drangphase, aus dem Nichts das Münchener 2:0. Statistisch sah das so aus: Ein Torschuss 1860, zwei Tore. Dagegen gab St. Pauli 17 Torschüsse ab, traf aber nur zum 1:2 von Nöthe in der 77. Minute. Ergebniskosmetik. Die Schwäche der Offensive, sie bricht den Hamburgern das Genick. Und nun, bei drei Punkten Rückstand alleine auf den Relegationsplatz 16, wird die Luft auf dem Hamburger Kiez richtig dünn…

Elf Millionen Euro weniger in der 3. Liga

Obwohl sich die Verantwortlichen weiter in Durchhalteparolen üben (Trainer Ewald Lienen: „Der Überlebenskampf geht jetzt erst los.“), so schwindet doch die Hoffnung auf die sportliche Rettung. Der Abstieg in die 3. Liga hätte weitreichende Folgen: weniger TV-Geld, weniger Einnahmen aus Logen, Businessseats und normalen Eintrittskarten. Elf Millionen Euro weniger, so wurde bereits errechnet, stünden dem FC St. Pauli in der 3. Liga zur Verfügung. Dagegen bleiben große Teile der Ausgaben von einem Abstieg unberührt – so müssen die Darlehen für den Stadionausbau und für die Fan-Anleihe weiter bedient werden. Zudem hat keiner der 22 Spieler im aktuellen Kader einen Vertrag für die tiefere Spielklasse. Sportchef Thomas Meggle müsste die gesamte Mannschaft neu zusammenstellen – nicht gerade ein todsicheres Erfolgsrezept. Wie schwer es ist, aus der 3. Liga wieder aufzusteigen, haben jede Menge Traditionsclubs bereits erfahren müssen. Kickers Offenbach und Alemannia Aachen gingen nach finanziellen Kalamitäten per Zwangsabstieg sogar in die Regionalliga runter. Aber auch Osnabrück, Dresden, Rostock und Cottbus – alles ehemalige Zweitligisten – tun sich schwer in der mittlerweile als „Pleiteliga“ bezeichneten Spielklasse. St. Pauli selbst verbrachte die Jahre 2003 bis 2007 drittklassig. Jedem Kiez-Anhänger wird immer noch übel bei dem Gedanken an das jahrelange Gebolze, bis unter dem damaligen Trainer Holger Stanislawski der Wiederaufstieg in die 2. Liga gelang.

Foto: Screenshot der Seite www.fcstpauli.com

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