Es ist eine beeindruckend hohe Zahl, die wohl wenige sofort erraten werden: 93 Prozent aller deutschen Unternehmen sind Familienunternehmen. Dies zieht natürlich eine ebenso beeindruckende Beschäftigungsquote mit sich: Mehr als 54 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten in einem familiengeführten Unternehmen, 80 Prozent aller Lehrstellen werden dort gestellt. Kein Wunder also, dass so mancher einer hier vom Herz der deutschen Wirtschaft schwärmt – wir zeigen Ihnen, was diese Unternehmen so erfolgreich macht und stellen Ihnen einen Mittelständler und einen Großbetrieb vor, die trotz einiger Schwierigkeiten stets zurück auf die Erfolgsspur fanden.
Schwarz Cranz – von der Landschlachterei zum fleischveredelnden Großbetrieb
Einst war es eine kleine Landschlachterei im verschlafenen Dörfchen Cranz vor den Toren Hamburgs, heute zählt das Familienunternehmen Schwarz Cranz zu den 20 größten fleischveredelnden Betrieben Deutschlands: Bereits 1852 von Johann Tobias Schwarz gegründet, passierte das Unternehmen auf dem Weg nach oben einige Meilensteine und Schwierigkeiten. Der erste Schritt erfolgte dabei bereits im Jahr 1909. Der Enkel des Firmengründers, Paul Wilhelm Schwarz, ließ ein eigenes Kühlhaus erbauen, damit nun auch im Sommer frische Fleischprodukte verkauft werden konnten. Zudem entwickelte er das Rezept für die berühmte Altländer Mettwurst, die heute noch immer nach traditioneller Art hergestellt wird und inzwischen bis weit über die Grenzen Norddeutschlands hinaus bekannt ist. Auch sonst hat sich die einst kleine Landschlachterei gemausert: Heute hat Schwarz Cranz seinen Firmensitz im niedersächsischen Neu Wulmstorf und man schlachtet bereits seit 30 Jahren nicht mehr selbst, sondern konzentriert sich voll und ganz auf die Qualität bestehender und die Entwicklung neuer Produkte sowie deren Vertrieb. Geführt wird das Familienunternehmen Schwarz Cranz heute von der Urururenkelin des Gründers: Kristin Schwarz führte den Betrieb noch ein Stück weit mehr in die Erfolgsspur, machte den Betrieb zum wichtigen Arbeitgeber in der Region und sorgte dafür, dass Schwarz Cranz in die Riege der 20 Größten der Branche aufstieg. Erfolgreich hinter sich gelassen hat Schwarz Cranz dabei nicht nur zwei Weltkriege, sondern auch Familientragödien, Kriegsgefangenschaften und eine große Überschwemmung – immer mit dem Blick nach vorn.
Deichmann – vom kleinen Schuhmacherladen zum Schuhimperium
Bereits im Jahr 1913 legte der Schuhmacher Heinrich Deichmann den Grundstein für den heutigen Marktführer im Schuhsegment: Im Arbeiterbezirk Essen-Borbeck gründete er gemeinsam mit seiner Frau Julie einen kleinen Schuhmacherladen, der besonders in der ersten Zeit nach der Gründung einige Stolpersteine hinter sich lassen musste. Die Jahre waren geprägt von den politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten der Weimarer Republik, 1940 starb Heinrich Deichmann im Alter von nur 52 Jahren. Trotzdem brachte seine Frau Julie das Geschäft sicher durch die Kriegsjahre – gemeinsam mit dem 1926 geborenen Sohn Heinz-Horst, der schon früh im Geschäft aushalf. Als der Krieg vorbei war, begann Heinz-Horst Deichmann ein Studium der Medizin und Theologie – was ihn nicht davon abhielt, auch weiterhin für das kleine Familienunternehmen einzustehen. Endgültig ins Geschäft stieg er aber erst 1956 ein – und führte es in den Erfolg. 20 Jahre später gab es bereits 100 Deichmann-Filialen in Deutschland, zeitgleich begann auch die Internationalisierung des Unternehmens. 1989 übernahm der 1962 geborene Enkel des Firmengründers, ebenfalls ein Heinrich Deichmann, von seinem Vater und führte das Familienunternehmen auf der Erfolgsspur weiter: Heute gibt es rund 3.500 Filialen in 24 Ländern, eingekauft werden die Schuhe in 40 Ländern – damit ist Deichmann Marktführer, der nebenbei vor allem auch durch sein soziales Engagement glänzt.
Ehrgeiz, Mut und Unermüdlichkeit – das Herz der deutschen Wirtschaft
Was macht die Familienunternehmen in Deutschland also so erfolgreich? Wir sehen es an den Beispielen Schwarz Cranz und Deichmann: Es zählt vor allem der Ehrgeiz, der Mut, auch in schwierigen Zeiten etwas zu bewegen und das unermüdliche Wiederaufrappeln nach jeder Krise. Zudem gelten die familiengeführten Betriebe in Deutschland zu Recht als Zentren ökonomischer Kreativität und einer Effizienz und Aufrichtigkeit, um die Deutschland in aller Welt beneidet wird. Laut Experten ist dies auch ein Indiz für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands – schließlich bilden die Familienunternehmen nicht umsonst das Herz der deutschen Wirtschaft.
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