Laut einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sind die chinesischen Kinder in den letzten 30 Jahren um durchschnittlich 6 Zentimeter größer geworden und bringen zudem 3 Kilogramm mehr auf die Waage. Die durchschnittliche Größe eines sechsjährigen Jungen soll von 112,3 Zentimetern im Jahr 1975 auf 118,7 Zentimeter im Jahr 2005 gestiegen sein. Das chinesische Gesundheitsministerium macht veränderte Ernährungs- gewohnheiten für den Volumenanstieg der Volksgenossen verantwortlich.
Besonders das Größenwachstum hat unvorhergesehene Kon- sequenzen. Die Jugend stößt sich ständig den Kopf in der niedrigen Küchentür und versorgt sich daher lieber in der nächsten Hamburger-Braterei mit Kalorien. Die üblichen Folgen bleiben nicht aus: Fachleute beobachten schon heute einen alarmierenden Anstieg von Fettleibigkeit und Diabetes in der chinesischen Bevölkerung.
Womöglich werden die Kleinen in mancher staatlich verordneten Einkindfamilie sogar bis zur Adipositas gemästet, um die Nachbarschaft zu beeindrucken. Fettleibigkeit gilt immerhin als Symbol für Wohlstand und sozialen Aufstieg. Dazu ist ein dickes Kind in Anschaffung und Unterhalt immer noch günstiger als ein Neuwagen – zumindest für die Eltern. Bezahlen werden diese Entwicklung vor allem die zukünftigen Alten mit immer schlechterer Versorgungsqualität. Im Jahr 2035 sind beinahe 400 Millionen Chinesen über 70 Jahre alt. Das entspricht ungefähr der aktuellen Gesamtbevölkerung der EU. Die gelben Greise müssten dann von wenigen verwöhnten Pummelchen im Buddha-Format betreut werden. Ob das funktioniert?
Demografische Probleme gibt es offenbar nicht nur in Deutschland. Der rote Drache hat jedenfalls gute Aussichten zu vergreisen, bevor er uns fressen kann. Und überhaupt, mit statistischen Prognosen ist das ja so eine Sache. Vor 100 Jahren hat irgendwer ausgerechnet, dass London in Pferdemist versinken würde, weil der Zuwachs an Pferden in der Stadt so enorm war. Dann wurde der Otto-Motor erfunden und alles kam ganz anders – in London. Was die Chinesen vor der Vergreisung bewahren könnte, ist noch ungewiss. Bei uns verspricht Fehlernährung den weiteren Anstieg der Lebenserwartung zu bremsen: [Diabetes Mellitus – Wohlstandsverwahrlosung als demographischer Faktor?]
Nebenbei bietet auch die moderne Biotechnologie ganz erstaunliche Möglichkeiten – natürlich nur wenn man/frau sich nicht zu sehr mit Ethik belastet. Da habe ich bei den Chinesen aber keine großen Sorgen. Vielleicht grassiert demnächst in den Häuserwüsten Shanghais und Pekings eine Art Alters-AIDS oder Rentner-Grippe und wirft die verbaute Alterspyramide ganz überraschend über den Haufen der Geschichte?
Die Chefarztfrau