Acht der Filme, die bis zum 3. November gezeigt werden, sind dem nordamerikanischen Publikum zum ersten Mal zugänglich gemacht worden. Das ist größtenteils der Arbeit der DEFA-library in Umass Amherst zu verdanken, die die Filme „Die Rebellion", „Lemminge", „Wer war Edgar Allan?", „Fräulein" und andere mit Untertiteln versah. Haneke erklärte sich zweimal bereit, dem Publikum für Fragen zur Verfügung zu stehen. Beim erstenmal nach seinem Film „Die Rebellion" war ich dabei, zur Vorstellung von „Funny Games" gestern habe ich leider keine Karten mehr bekommen. Der Ticketverkäufer tröstete uns mit den Worten, dass der Film bald auf DVD rauskommt. Darum ging es mir aber gar nicht. Ich habe leider verpasst, welche Fragen die Zuschauer ihm diesmal gestellt haben, kann aber dafür mit einigen vom Vortag aufwarten:
„Ich versuche, meine Protagonisten objektiv darzustellen. Ich hüte mich vor einer Überwältigungsstrategie, was Gefühle betrifft." Er erklärt auch, dass er den Schauspielern nicht groß Anleitungen geben muss. Wenn das Casting gut gemacht wurde, sind es gute Schauspieler, die er einfach spielen lässt.
Wie wurde der Film („Die Rebellion") aufgenommen?
Es war ein Fernsehfilm, da kriegt man ja nichts von der Reaktion der Zuschauer mit. Die professionelle Kritik beleuchtete mehr die Tatsache, dass es sich um eine Adaption eines Klassikers handelte. […] Fürs Kino und fürs Fernsehen zu arbeiten sind zwei verschiedene Sachen; man arbeitet wirklich für zwei unterschiedliche Arten von Publikum. Jemand, der ins Kino geht, ein Ticket bezahlt – bei dem kann ich riskieren, ihn vor den Kopf zu stoßen, ihn zu provozieren. Im Fernsehen dagegen, wenn sich jemand langweilt, schaltet er um. Man muss also gefällig sein für ein allgemeineres Publikum.
Hierzu fiel mir wieder der Titel der Retrospektive ein: Cinema of provocation – Haneke will aufrütteln, wird getrieben vom Urziel der Künstler, etwas zu bewegen.
In einem Interview mit dem Boston Globe sagte Haneke 2006: „Ich glaube, wir haben alle ein Art und Weise gefunden, mit der Realität umzugehen; für die Einen sind es Schlaftabletten oder Alkohol, die Anderen verbarrikadieren sich in Arbeit. Oder wir spenden für Wohltätigkeitsvereine, um unsere Gewissen zu beruhigen." (meine Übersetzung)
Je mehr ich von dem und über den Mann lese, höre, sehe, desto interessanter und vielschichtiger wird er.
Engl. Originalzitat: I think we all have similar ways of dealing with reality, whether it’s sleeping pills or alcohol, or by drowning ourselves in work, or calming our conscience by making contributions to charity. […] It’s a guilty conscience that motivates people. We all have the same vicious way of holding on to what we have by being unwilling to share.
komplettes Programm der Konferenz und Filmvorführungen: www.bu.edu/haneke
Wirklich eine empfehlenswerte Geschichte 😉 Vor allem die Zeichnungen haben es uns angetan.
Grüsse