In unserem Wohnkomplex werden seit zwei Wochen täglich Bauarbeiten durchgeführt. Das heisst also, über Kabel und Holzbretter zu klettern, an parkenden Autos vorbeizuschlängeln und die laute Radiomusik am frühen Morgen ignorieren. Vorbei an den Briefkästen, da sehe ich etwas auf den Betonplatten glitzern. Einen Pfennig zu finden, bedeutet Glück (für den Tag oder länger?), wie sieht es dann erst mit 35 Cent aus? 35 Tage Glück?! Ich schau mich um, das Geld liegt vor keiner speziellen Haustür, sondern wirklich direkt auf der Strasse. Also wird es eingesteckt und beschwingt laufe ich weiter.
Im Park treffe ich die altbekannten Walker, manche mit walking sticks (schistockähnlich), andere mit leeren Händen aber angewinkelten Armen, die sie im Laufschritt rhythmisch vor und zurück bewegen. Und natürlich Jogger. Joggen scheint sowieso eines der beliebtesten Hobbys der Amerikaner zu sein. Es wird auf der Strasse gejoggt, auf den Fußwegen, am Fluss entlang, mit und ohne Hund, aber immer mit den berühmten weissen Ohrstöpseln. Ein zweites unabkömmliches Accessoire: die Sonnebrille. Auch früh, wenn die Sonne nur zu ahnen ist, auch abends, auch im Schatten. Die (Marken-) Sonnebrille als Statussymbol ersetzt dem Jogger den Mercedes
Doch bald stellt sich für mich die Frage: wie soll der Tag weitergehen, wenn die morgendliche Fußwanderung an einem toten Vogel vorbeiführt? Ein Sperling liegt auf dem Boden; wahrscheinlich ist es grade erst passiert, denn noch ist keine Katze vorbeigekommen, kein Adler heruntergeflogen, sich den Brocken zu schnappen. Ein toter Vogel am Wegesrand … Vielleicht gibt es ja auch eine Art Aberglauben, tote Tiere betreffend, nach dem Motto: ein Abschied steht ihnen bevor. Oder der Verfall lässt grüßen. Waren die 35 Cent gerade mal für 35 Minuten gut? Ist es eine Mahnung an die Menschheit: eure Glasfenster sind gefährlich, die geflügelten Zweibeiner klatschen dagegen?
Ich verscheuche die negativen Gedanken, lege einen Sprint ein und renne dem Eismann geradewegs in die Arme bzw. ins Auto. Was für ein Zufall (oder Centglück?) – ich stelle mich mit den Kindern in einer Reihe an und kaufe ein Schokoladensofteis. Die Waffel verfüttere ich an die frechen Spatzen, die um die Bank herumhüpfen und bilde mir ein, dass sie zur Familie des Verstorbenen gehören. Wenigstens haben sie einen süßen Leichenschmaus.
Wenn aber Jesus leibliche Eltern Maria und Joseph wären, wie könnte man dann vom Sohn Gottes sprechen. Jesus wäre dann der Sohn von Joseph, nicht mehr und nicht weniger. Welche Rolle hätte dann Gott in der Menschwerdung Jesu gespielt?
Genau, lieber Herr Conrads, Sie werden ja schon richtiggehend halb-realistisch! Da bin ich aber jetzt froh! Mit der Sexualität und dem seltsamen Zeugungsglauben der damaligen Zeit, dokumentiert in der alten Bibel, die als das wahre Wort Gottes gilt, und von vielen Gläubigen für alle Lebensfragen auch heute noch das ultimative Buch darstellt, kommt heute dennoch manch einer ganz schlecht und unaufgeklärt zurecht. Warum wohl?? Sie und ich wissen wenigstens genau, dass zur Zeugung zwei gehören, dass es ohne weibliches Ovulum und ohne männlichen Samen keine gescheite Zeugung gibt, und dass ein Kind beiden gemeinsam gehört und nicht nur der Frau oder nicht nur dem Mann alleine. Es wird in der Bibel nie geleugnet, dass die Männer Sex hatten, ja eher sogar mit Zeugungsfähigkeit geprotzt und manch einer wurde verachtet, wenn er nicht mit seiner Schwägerin Kinder zeugen wollte (Onan). Es war schon ein gesellschaftliches Gesetz, dass die Männer heiraten, Kinder kriegen und das israelische Volk vermehren sollten, sonst stand man sozial gesehen auf einer sehr niedrigen Stufe. Also hatte auch bestimmt der wahre Mensch Jesus Sex, mit wem auch immer. Abgesehen davon : Diese wundersame alleinige Vermehrung durch Männer in der Bibel, scheint mir, ist sowieso das größte Wunder, dem bisher unerklärlicherweise noch kaum jemand gebührende Beachtung geschenkt hat. Mir unverständlich, denn dies wäre schon so bestaunenswert, da bereits Eva und Adam doch nur 3 männliche Kinder miteinander zeugten. Seltsam, seltsam, aber das steht in der Bibel und nur Gott weiß, wie nach Abels Tod und Kains Verrücktwerden dann doch noch ausschließlich mit dem übriggebliebenen Seth alleine ein reicher Kindersegen der Welt erwuchs. Ja und lassen wir auch Revue passieren, wie kurz darauf eine Seite lang wieder zu lesen ist, Abraham zeugte (immer ganz alleine) jenen Sohn und jener Sohnemann nun wieder einen anderen Sohn, und dieser wiederum einen weiteren Sohn, während anscheinend weder die Ehefrauen dazu gebraucht wurden, noch irgendwelche Mädchen geboren wurden über 30 Generationen hinweg. Da diese männlichkeitstrunkenen Bibelzeugungen die meisten Ehefrauen sozusagen aus Nichtigkeitsgründen oder Unwissenheit über biologische Tatsachen unerwähnt ließen, die eine oder andere Sklavin dann aber doch namentlich aufgeführt wurde, wenn die Ehefrau unfruchtbar war, lässt einen mehr von schwangeren Mägden als von schwangeren Ehefrauen in der Bibel erfahren…So lange war also alleine nur der Mann und sein Samen die einzige Zutat zu einer Zeugung und sein männlicher Stammbaum war der ganze Stolz. Doch plötzlich kommt da eine wichtige Frau ins Spiel, sogar eine Ehefrau und alles ist auf einmal umgedreht. Ganz klar, dass dies damals (und auch leider heute noch) die Männerwelt verwirrte. Ist ja auch unglaublich. Ein Gott sucht sich eine bereits verheiratete Ehefrau aus (Zwang zum Ehebruch??) und ihr Follikel ist ihm höchst wichtig. Ist ja unerhört, ja dann muss die Frau aber zumindest eine reine Jungfrau geblieben sein, noch als Mutter quasi . Pruust! Und wie kriegt man jetzt das mit dem Stammbaum hin? Ohne Josef kann Jesus ja kein Nachkomme des verehrten Beinahe-Sohn-Mörders Abraham und des strahlend grausamen königlichen Steineschleuderers David sein. Das erfordert also Zugeständnisse hinsichtlich Josefs Beteiligung!! Wäre das nicht einfacher gewesen, weiterhin zu sagen, „und Josef zeugte Jesus aus dem Hause David“. Ach nee, geht ja nicht, weil ja Gott der Vater sein soll, und der ist selbstredend selbst schon männlich. Schaaaade! Dann hätte man Maria gar nicht erst gebraucht! Und so entsteht ein höchst zweifelhafter Spagat zwischen der Jungfernschaft Marias und Josefs Stammbaum, der in den Evangelien zum Teil himmelschreiend unterschiedlich dargestellt ist über viele Generationen hinweg. Kurve nicht ganz gekriegt, leider. Nun fällt einem Gott schon etwas ein, wie er zu einem Sohn kommt. Schließlich waren die Geschlechtlichkeit, die Sexualität und die Vermehrung seine ureigene Erfindung. Richtig, warum sollte er sich da noch einmal etwas ganz Neues ausdenken oder gar verkleidet und verwandelt wie sein Konkurrent, der Schlawiner Zeus, persönlich ein Mischwesen oder einen Halbgott zeugen, der nicht alle menschlichen Eigenschaften aufweisen könnte, nicht sterblich wäre und somit auch nicht auferstehen könnte. Und vielleicht hatte Gott nach Herrn Conrads Empfehlung an sich heruntergeschaut und leider wieder einmal feststellen müssen, dass die Zeugung eines Menschen durch ihn selbst niemals funktionieren könnte. Er selbst hatte sich ja auch nur „aus sich selbst heraus“ schaffen können, wie manche Theologen sagen. Also wieder in den Sandkasten setzen und mit Lehm herumbatzeln wie beim Adam? Nein nein, dann lieber die andere Methode der Zeugung eines richtigen Menschenkindes mittels zweier Menschen, die ist dann schon weitaus praktischer und strengt nicht so an, sonst muss man sich wieder ausruhen und dann hat man womöglich zweimal Sabbat in der Woche. Die Rolle, die Gott dabei gespielt hat, erschöpfte sich wohl darin, dass er seinen Engels-Adjutanten vorausschickte, der Gottes geistigen Vaterschaftsanspruch einfach schon vor der Zeugung postulieren sollte. So gesehen war Maria wahrscheinlich die erste Leihmutter und Josef der erste Leihvater für Gottes Sohn. Das Produkt daraus sicherte sich Gott nun als seinen eigenen Sohn, den die leiblichen Eltern aber dennoch als Zieheltern stellvertretend aufziehen sollten, bis das Gröbste und Wichtigste vorbei war und sich Gott seinen Menschensohn dann auf „un“-menschlich-göttliche Art und Weise in sein Reich holen konnte. Gott ist schließlich nur ein Gott und kein schmerzempfindlicher oder mitfühlender Mensch! Eine bessere Rolle seitens Gottes hinsichtlich seines Sohnes fällt mir da nicht ein. Macht ja auch nichts, ich glaube ja eh nicht an einen Gott! Und meine Unfähigkeit zur Erfassung der hehren und mystischen Bedeutung der ganzen Bibelsache, sowie des heidnisch-mythischen und abergläubischen Traras darum herum, entspringt meinem schweren Hang zur Realität, zu deren Unterstützung und Deutlichmachung ich zwangsläufig manchmal eine gewisse Ironie einsetzen muss.
Ihre Liebe zur Realität, Herr Sowieso, sollte Sie aber bitte nie daran hindern, mit ein wenig mehr Respekt über Dinge zu sprechen, von denen Sie ja, wie Sie selbst sagen, die Bedeutung nicht bis ins letzte verstehen können.Auch wer nicht an Gott glauben kann, sollte in einer gewissen Art über ihn sprechen, schon allein aus Respekt vor seinen gläubigen Mitmenschen.
Lieber dont’panic!Zu Ihrem ersten Kommentar:Ich denke es kommt auf die Perspektive an. Wenn man auf die Person Jesus aus der Perspektive der alten Welt schaut, dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als in Jesus als Nachkommen Davids und damit auch als den Sohn Josephs zu sehen. Aus der Perspektive des Kreuzes und der Auferstehung ist Jesus aber der Sohn Gottes. Mit Ostern haben sich sozusagen die Realitäten verändert. Neben der alten Welt kommt die neue zu stehen, ohne das die (vorerst) alte abgelöst wird. Ich halte es mit Röm 1, 3 – 4. Paulus redet von Jesus als dem „Sohn Davids“ noch dem Fleisch (alte Welt) und als dem Sohn Gottes nach dem „Geist“ (neue Welt). Damit aber aus der alten Welt die neue werden kann, muss Gott sozusagen mit Haut und Haaren und mit Fleisch und Blut in die alte kommen – also als Sohn eines Mannes und einer Frau. Schwierig schwierig – aber wie soll Gott den Menschen nahe kommen und ihr „Bruder“ werden, wie es in vielen Gebeten heißt, wenn nicht als Mensch.In der großen Abendmahlslitugie wird vom Geheimnis des Glaubens gesprochen, dass man nur Preisen und Verkündigen kann.
hallo junge frau, werden sie mir nicht zu idyllisch. wie sahen denn die 35 cent aus? es könnten 3 bis x münzen gewesen sein. in dieser form verliert niemand geld. wahrscheinlich gehörts dem zeitungsmann. gibts in den staaten für 35 cent ein eis?ansonsten ein sehr poetischer text, vieles gut beobachtet. ich warte auf den nächsten artikel.w.
Lieber Leser, da will es ja jemand genau wissen, ein sehr aufmerksamer Leser! Es waren 3 zehn Cent Muenzen und ein Fuenfer. Das wird wohl von den Bauarbeitern sein. Hier zahlt man immer mit Scheinen, niemand gibt die 15 Cent, wenn was 3 Dollar 15 kostet. Also hat er die wohl wieder rausgekriegt und dann lose in seine Tasche gesteckt.Und: der Eismann kennt mich mittlerweile und ich habe ihm das Restgeld am naechsten Tag gebracht 🙂
Wußte gar nicht das es sowas vom Duden-Verlag gibt. Auf jeden Fall ein sehr wertvoller Tipp. danke.
Jesus ist der Sohn von Maria und Josef. 12 Monate vorher haben die beiden gerammelt wie die Hasen. Jesus wurde geboren und später gekreuzigt. Dann kam jemand auf die Idee eine GESCHICHTE nieder zuschreiben, die Bibel.
soso sowieso, das ist ja ganz bestimmt nicht so: „Da bin ich aber jetzt froh!“. DENN: wenn sie zuerst da sind, ohne sich das als sowieso zu genehmigen, also sie sich in einem willkprlichen akt der postexistentiellen wahns sich an dem ort als ich definieren, aber erst zuletz froh im jetzt (sind), dann ist das dem thema existenz gegenüber nicht gerade förderlich, denn zuerst ist das jetzt, erst dann sind sie, und zuguterletzt kommt die frohe kunde bezüglich des jesuskindleins. denn wäre das sein vor dem zustandegekommenen fröhlichen geschwafel bezüglich der existenz nicht eine erfindung, wo stände das jetzt? in der bibel, ganz sicherlich, alles steht drinnen beschrieben, man klappe sie an einer beliebigen seite auf und schon kann man etwas nützliches darin lesen – und überlagert das jetzt. AMEN