Zoran ist ein „Präriekind“. Sagt jedenfalls sein Lehrer und meint damit nichts Gutes. Zoran ist nämlich immer noch in der ersten Klasse. Zoran ist nicht hyperaktiv, er ist hyperagressiv. In jeder Minute seines jungen Lebens ist er darauf aus, jemand anders Schaden zuzufügen. Er prügelt, er stiehlt, er raubt. Er hat keinerlei Hemmschwelle.
Zoran ist „von seinen kognitiven Fähigkeiten her sehr schwach“ sagt wiederum sein Lehrer und bestätigt, dass er in einem „Regelschulsystem nicht ordentlich beschult werden kann“. Will heißen: Zoran gehört mindestens auf die Sonderschule, wenn nicht ohnehin in eine geschlossene Wohngruppe; sprich: ein Heim.
Das aber wollen seine Eltern, die ansonsten jedwede Verantwortung für sein Verhalten ablehnen, unbedingt vermeiden. So ziehen sie alle Nase lang um, da sie nämlich über das Prozedere in solchen Fällen wunderbar informiert sind. Sie ziehen von Schulbezirk zu Schulbezirk und verfrachten ihren Sohn von einer Schule zur nächsten. Immer so schnell, dass keine Schule Gelegenheit hat, die nächsthöhere Behörde einzuschalten, denn diese Möglichkeit besteht nur 2x im Jahr.
Im Alltäglichen indes sind seine Eltern nicht so um Zorans Wohlergehen besorgt. Obwohl weder sein Vater, noch seine Mutter arbeiten (oder irgendeine Chance darauf hätten), muss Zoran Tag für Tag nach der Schule in die sogenannte Betreuung gehen. Dort sind Kinder untergebracht, deren Eltern beide berufstätig sind und daher die Kinder vor 16 Uhr nicht abholen können.
Vermutlich hätte ich Zoran nie kennengelernt, wenn er nicht auch meinen Sohn überfallen und ihm sein Fahrrad geraubt hätte. Alle bislang beschriebenen Verhaltensweisen, insbesondere der Eltern, konnte musste ich am eigenen Leibe erfahren. Zorans Nachbarin bestätigte mir, dass täglich aufgebrachte Eltern an der Tür klingeln, um Zoran respektive dessen Eltern zur Rede zu stellen. Diese sind jedoch mittlerweile absolut gleichgültig geworden.
Selbst das Anrücken der Polizei beeindruckte die Hartz-4-Truppe nicht. Dabei hatte Zoran exakt einen Tag vorher ebenfalls ein Fahrrad geraubt und war entsprechend aktenkundig. Die Eltern negierten dennoch. Interessant. Beide zuhause, Zoran aber in der Betreuungsgruppe für Berufstätige. Der Beitrag für Zoran auch noch aus Steuergeldern finanziert, weil die Eltern keine Kohle haben…
Der Schulrektor entschuldigte sich vielmals für das Verhalten Zorans, machte aber auch deutlich, dass er ohne die Mitwirkung des Jugendamtes kaum Chancen habe, eine vernünftige Lösung zum Schutze der anderen Schülerinnen und Schüler herbei zu führen.
Um mir zu verdeutlichen, wie schwierig das sei, rief er in meinem Beisein das Jugendamt an … und wurde dreimal hin und her verbunden, weil sich keine der Sachbearbeiterinnen für zuständig hielt, obwohl alle den Fall kannten… Ebenso rief er die Polizei an. Obschon es um Raub ging, juckte es die Beamten wenig. Man verwies an das (überaus engagiert auftretende) Jugendamt. „Sehen Sie? So läuft das in Deutschland.“, sprach der Rektor nach diesem vorgeführten Musterbeispiel staatlicher Hilflosigkeit.
Seitdem sind vier Monate vergangen. Das Fahrrad meines Sohnes ist nicht wieder aufgetaucht. Schadensersatz habe ich von Zorans Familie ebenfalls nicht gesehen. Eine Entschuldigung hat es auch nicht gegeben und Zoran ist immer noch Schüler an der Schule.
Nach jeder Pause steht er am Rektorzimmer mit einem geschädigten, in der Regel geschlagenen Kind und muss sich in Anwesenheit des Rektors bei diesem entschuldigen. Nach der nächsten Pause steht er mit einem anderen Kind wieder dort, rund 40mal im Monat. Und was passiert ansonsten? Nichts!
Lieber Herr Petereit,vielleicht wenden Sie sich mit dieser Geschichte einfach mal nach ganz oben. Angela Merkel macht ja jetzt auch auf Podcast (mehrere germanblogs berichteten davon). Da soll es auch eine E-Mail-Adresse geben, wo man genau solche Sachen auf Tapet bringen kann. Und angeblich nimmt die Kanzelrin dazu Stellung. Falls es so ist, halten Sie uns weiterhin auf dem Laufenden.
Den Realname eines Kindes hier anzubringen und mit derartigen Anschuldigungen zu versehen, finde ich absolut unangebracht.
Hallo Moe!Erstens: Selbstverständlich bin ich politisch korrekt und habe nicht den Realname des Kindes verwendet. Wie kommen Sie darauf? Kennen Sie einen, der so heißt? Oder wäre es in irgendeiner denkbaren Form besser gewesen, ich hätte ihn Hakan Oguzman genannt?Zweitens: Gern können wir aber dennoch einen allgemeinen Diskurs darüber führen, ob das Geheimhalten der Namen von Straftätern den richtigen gesellschaftlichen Ansatz darstellt, besonders aus der Sicht der Opfer.Drittens: Das sind keine Anschuldigungen. Das sind Fakten!
Nach Rücksprache mit einem Anwalt (!) habe ich mich entschlossen, den Nachnamen der ohnehin fiktiven Person dieser Geschichte auf R. zu verkürzen. Denke ich an Deutschland in der Nacht…
Ob es Fakten sind vermag niemand zu beurteilen, da sie keine weiteren Quellen nennen und hier ihre persönlichen Erfahrungen und Ansichten ausbreiten. Das ist nicht weiter schlimm, doch kann niemand als Leser diese Behauptungen bezüglich ihres Wahrheitsgehalts nachvollziehen. Dass es sich um eine „fiktive Person“ handelt, ging für mich als Leser nicht aus dem Text hervor – so behaupten Sie doch, das Kind habe real ihren Sohn bestohlen.
Die Tat ist real. Der Name darf es natürlich nicht sein. Und aus den gleichen Gründen kann ich auch keine weiteren Quellen nennen.
Ach deswegen greifen Sie zu Ausführungen wie diesen hier:http://www.dpetereit.de/?p=352#comment-4302
Ich habe schon einmal angeboten, einen allgemeinen diesbezüglichen Diskurs zu führen. Da stehe ich immer noch zu!Im Übrigen muss Ihnen der Schuh wohl passen, wenn Sie ihn sich anziehen! Ich habe Sie jedenfalls nicht dazu animiert!