Da schreibt Andrea Seibel in der Welt: „Freundliche, unauffällige, fromme Studenten in Jeans und T-Shirt sind fähig und willens, ganze Züge in die Luft zu sprengen." Also, die Studenten sind es vor allem, die Böses planen und auch zu den übelsten Terrortaten bereit sind. Dieser Gedanke geht so weit, dass der Generalsekretär der brandenburgischen CDU, Sven Petke, gegenüber der Netzzeitung fordert: „Wir müssen die Frage, wer bei uns studieren darf, restriktiver behandeln." Seiner Meinung nach hätten die Terroristen erkannt, dass die Möglichkeit des wissenschaftlichen Austausches und die großzügigen Studienbedingungen eine optimale Basis liefere, Anschläge in Deutschland vorzubereiten. „Wir müssen Studenten aus den Krisengebieten im Nahen Osten – mit Ausnahme Israels – künftig intensiver überprüfen", so der CDU-Politiker. Es könne nicht sein, dass Deutschland eine Wanderbewegung von potentiellen Terroristen an die hiesigen Hochschulen zulasse.
Doch gerade auf diese Studenten ist Deutschland angewiesen. Der studentische Austausch ist die optimale Form, schon in jungem Alter Vorurteile abzubauen, internationale Beziehungen aufzubauen, die sich abseits vom religiösem Glauben entwickeln, die ein gegenseitiges Kennen lernen und Respektieren mit sich bringen. Für ein Projekt habe ich gerade Interviews mit ausländischen Wissenschaftlern geführt, die jahrelang in Deutschland studiert, geforscht und gelebt haben. Die nennen Deutschland heute ihre zweite Heimat und tragen dieses Gefühl und ihre Erfahrungen auch in ihre Heimatländer – darunter auch einige aus arabischen Ländern. Vorurteile gegenüber der fremden Kultur wurden in den Aufenthaltszeiten abgebaut, Freundschaften gefunden, die auch nach der Rückkehr in die Heimat Bestand haben. Diese Möglichkeiten der Kommunikation zu reduzieren oder gar ganz einzustellen, hätte fatale Folgen für das Zusammenlaben aller Menschen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass wir in Zukunft auf ausländische Mitarbeiter angewiesen sind.