Berlinale – No! No! No! Ohne Rummel fehlt dir nichts…

Eigentlich ist Mathias Schweighöfer Schuld. Oder sagen wir so; der Schauspieler hat mir die beste Begründung geliefert, warum ich mich dieses ganzen Zirkusses enthalte, wie ein Raucher der Zigarette im Berliner Kaffeehaus. Schweighöfer sagte in einem Fernsehbericht über eine der drei Millionen Partys zur "Bärenjagd", er finde die Berlinale ganz toll und komme sicher im nächsten Jahr wieder. "Dann sehe ich mir auch ein paar Filme an." Genau. Das ist der Grund, warum mich roter Teppich und Limousinen am Potsdamer Platz irgendwie so gar nicht locken. Um die Filme geht es inzwischen nämlich nur noch am Rande. Dem Trend zur Boulevardisierung der Medien folgend, wird immer wichtiger, wie Stars und Sternchen auf dem roten Teppich oder auf Partys glänzen, statt auf der Leinwand. Ich habe in TV-Berichten noch nie so viele "Stars" auf Empfängen und Festitäten gesehen, die in nicht einem Festivalfilm auftauchen, wie in diesem Jahr. Dieser Jahrmarkt der Eitelkeiten hat etwas sehr Gewolltes. Medial herrscht dazu ein Überangebot an "Berlinale"-Themen und Sendungen, gespeist offenbar vom Gedanken, dass ein solches Filmfestival alle, aber auch alle Zuschauer interessieren müsse. Da muss ich doch nicht auch noch meinen Senf dazu geben, oder?
Also gut…
Berlin tut der Glitzer gut, natürlich. Doch es ist, wie bei einem Besuch von Verwandten. Man ist auch froh, wenns vorbei ist.
Zudem verwischt das Interesse für Festivalfilme, die Konzentration auf deren Inhalte und Anliegen mit rasend schneller Geschwindigkeit. Wo bleibt ein gut gemachter Erzählfilm oder eine fantastische Dokumentation nach dem Festival? In einer Welt, in der Unterhaltung im Allgemeinen und Film– und Fernsehproduktionen im Besonderen ständig, 24 Stunden am Tag, multimedial möglich ist, haben diese Produktionen kaum eine weitere Chance auf Beachtung. "Bärenhoffnungen", wie Doris Dörrie und andere Wunderkinder des deutschen Kinos werden medial zelebriert, finden aber nur bei einem vergleichsweise winzigen Teil des Publikums, vor allem Fernsehpublikums Anklang. Die Einschaltquoten der "Berlinale"-Sendungen beweisen einen Drang zum Wegzappen, wenn nicht gerade Starglitzer, a la Madonna verbreitet wird. Das ist nicht ungewöhnlich. Auch Festivals wie in Cannes oder Venedig finden ihr weltweites Medieninteresse vor allem durch die Ansammlung der Stars und Papparazzis, längst aber nicht durch die Qualität der gezeigten Filme. Die "Berlinale" hat dies erkannt und aufgerüstet. Alte Leidenszeiten, als der künstlerische Film im Vordergrund stand und die "Glamourlosigkeit" im tristen Berliner Februar der 70er und 80er fast zum Absterben des Festivals führten sind überwunden. Nun aber scheint sich die Waage in Richtung des anderen Extrems zu bewegen. Weil alles mit allem zusammen hängt: Filme, Stars, Fernsehen, Jahrmarkt der Eitelkeiten und der Filmfördermillionen. Da bleibe ich lieber ein geneigter Beobachter am Fernseher.
Ach ja, einen Gruß sende ich der ZDF-Nachrichtenmoderatorin Kay-Sölve Richter. Sie sagte in einer Sendung zum neuen Madonna-Film, der auf der "Berlinale" gezeigt wird: "Mehrfach wurde sie schon als schlechteste Schauspielerin ausgezeichnet, vielleicht ist ihre erste Regiearbeit ja besser." Eine wunderbare Respektlosigkeit, die auch das Ereignis "Berlinale" ein bisschen vom selbstgebastelten Olymp holt. Gut so.

Eine Meinung

  1. Unter http://www.eisenacherstrasse.de findet man alles, was zum schwulen Leben in Berlin-Schöneberg gehört.

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