Nehmen Sie diesen Text einfach als Fortsetzung des ersten Wannsee-Blogs (28.04.07). Dann braucht es kaum noch Erläuterungen darüber, was das Strandbad Wannsee ist und wie "man" sich hier zu verhalten hat. Die Saison läuft nämlich großartig und die Sonne brennt noch immer (06.05.07), als habe sie nichts anderes zu tun. Kein Wunder, dass das einst von Conny Froboess besungene Refugium des zumeist Westberliner Sonnenanbeters so beliebt ist. Selbst im Internet-Lexikon Wikipedia findet sich ein ausführlicher Eintrag und der Hinweis auf das FKK-Gelände am Wannsee, das etwa ein Drittel der Fläche des Sandstrandes einnehme. Das ist denn auch ein ganz besonderes Areal. Zunächst nicht wegen der Menschen, die sich hier tummeln, sondern wegen der wunderschönen Trauerweide, die Platz nimmt und Schatten gibt. Um die begrenzten Handtuchräume rund um den Baum gibt es regelmäßig verbale Kämpfe. Frühes Kommen sichert daher den Unterschlupf unter die langen Äste. "Dazwischendrängeln", also das Ausbreiten des eigenen Handwaschbecken-Handtuches zwischen zwei Stammgästen mit ihren Decken, Matratzen, Badelaken, Windfängern und Fress-Körben sorgt mit Sicherheit für eine lautstarke Begegnung mit der viel gerühmten Berliner Schnauze. Platz unter der Trauerweide wird nämlich ergattert, erkämpft, vererbt oder erflirtet. Die letzte Möglichkeit ist vor allem jenen gegeben, die männlich sind oder zumindest so aussehen und Männer oder deren modische Szene-Stewardessen mit Riesensonnenbrillen und D&G-Shirts bevorzugen. Der FKK-Strand ist nämlich ein beliebter Tummelplatz für Homosexuelle aller Art, die den Sand und die nahe gelegenen Toiletten und Duschräume gern auch als "Cruising-Area" benutzen. Soll heißen: hier wird gezeigt, was Mann hat und gebaggert, dass die Hüften wackeln. Dies sorgt bei den eingesessenen Alt-Wannseelern in ihren Liege- und Klappstühlen nur dann für Ärger, wenn "gespannt" wird. Wenn also die Blicke so feurig durch die Gegend fliegen, dass sogar Mutti aus Steglitz bemerkt, dass hier prä-sexuelle Signale unter Männern ausgetauscht werden; oder wenn – und das kommt inzwischen leider immer häufiger vor – der "Effi" als Laufsteg für die angeblich neueste Herren-Bademode missbraucht wird. Das geht gar nicht und auch von meiner Seite sei der Wunsch hiermit geäußert: im FKK-Bereich – Hosen runter. Immer öfter zeigen die zumeist jungen Herren mit Supermodel-Attitüde nämlich Textil, wo Textilfreiheit angesagt ist. Diese Prüderie im gleißenden Sonnenlicht ist ärgerlich, denn sie nimmt keine Rücksicht auf die Vorlieben der anderen Gäste – ob nun männlich, weiblich, homo-, hetero- oder postsexuell. Abgesehen davon sind Badehosen mit großen Designerschriftzügen (jetzt auch amtlich für Berlin ) out und -leider – Sonnenbrillen, die die Größe von Fliegenaugen haben In. Heisst; wer sich verstecken will am Wannsee, braucht ja nur die Augengläser von Dolce, Dior oder sonstwem anbehalten. Das gilt sogar bei Mutti aus Steglitz noch als FKK. |
Vorweg: Die neben meinem Nickname angegebene Homepage ist natürlich nicht meine eigene, sondern die offizielle Internetpräsenz des Jahrhundert-Strandbades Wannsee – zwar etwas altbacken im Webdesign, aber informativ!Die Jubiläumssaison 2007 fiel leider auch mit dem niederschlagreichsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zusammen, so dass am Wannseestrande mehr Regen als Badegäste strömten. Schade nicht nur für die Berliner und ihre Gäste, die das frisch sanierte Strandbad daher nur an den seltenen Sonnentagen aufsuchen mochten; schade vor allem für die Betreiber und neuen Pächter im Gastronomie- und Dienstleistungsbereich, die wieder einmal Verluste einfuhren.Die Charlottenburg-Wilmersdorfer Witwen, die „ihr“ FKK-Revier noch weltkriegserfahren gegen Späher und Eindringlinge in Badehose verteidigen, werden wohl oder übel das Feld bald ganz den Schöneberger Cruising-„Knaben“ in knallbunten aussieBum, XTG und Co. überlassen. Gay Beach Wannsee ist als GR-Club sogar in den blauen Seiten vertreten.Egal wie sexuell orientiert, ob nackt oder textil: Das Strandbad Wannsee liegt j. w. d. (= janz weit draußen) und kostet normal € 4 Eintritt. An schönen Wochenendtagen ist es überfüllt mit Leuten, mit denen zusammen die Sonne, den Sand und das Wasser zu teilen nicht jedermanns Vorstellung von Erholung und Freude am Strandleben ist: Braungebrannte Bierbäuche oder Cellulitehaut, Horden von Migranten-Gören oder eben Jet-Set-Schwule mit Zwischenlandung in Berlin. Es gibt bessere Badeseen in und um Berlin.