Bedroht der Klimawandel den Skiurlaub?

Seit der „Erfindung" des Wintertourismus vor etwa 140 Jahren, haben sich die Berge in eine Art Spaßfabrik verwandelt. Die damals eher arme Gegend profitiert vom Fremdenverkehr, doch dieser ist bedroht. Die in der Wintersportbranche Beschäftigten können es nicht mehr hören: Klimawandel, Erderwärmung, warme, schneelose Winter. Doch Verdrängung hilft nicht, wie inzwischen auch die Tiroler Tourismusverantwortlichen in Kitzbühl eingesehen haben dürften. Laut „respect.at" hieß es im Jahr 2002 von dort: „Wir haben eine andere Studie, die besagt, dass der Klimawandel nicht stattfinden wird." Ach so …

Wolfgang Seiler vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Garmisch-Partenkirchen hat errechnet, dass die Durchschnittstemperatur in den Alpen in den letzten 120 Jahren um zwei Grad angestiegen sei. Dies klingt erstmal nicht so spektakulär, ist aber doppelt so stark wie im globalen Mittel. In den nächsten 30-40 Jahren kommen vermutlich weitere zwei Grad dazu. Das bedeutet eine erheblich kürzere Wintersaison und die Schneebedeckung in tiefen bis mittleren Lagen bis 1200 Meter wird um die Hälfte abnehmen. Davon betroffen wären beispielsweise fast alle bayrischen Wintersportorte.

Schneekanonen als Lösung?

Die nahe liegende Lösung: Schneegarantie aus der Kanone. Auf künstlichem Schnee fährt es sich schließlich genau so gut wie auf echtem. Bisher werden etwa 12,5 Prozent der bayrischen Skipisten künstlich beschneit, in Österreich rund 40 Prozent aller Pisten und in Südtirol zwei Drittel der Abfahrten. Also, Problem gelöst?

Wohl kaum, denn die enorme Wasser- und Energieverschwendung kann sich auf Dauer nicht rentieren. Für einen Quadratmeter Kunstschnee sind etwa 100 Liter Wasser nötig. Kleine Anlagen brauchen pro Quadratmeter und einer Schneehöhe von 30 Zentimetern zwischen 0,25 und 2,8 Kilowattstunden. In einer Saison benötigen große Anlagen bis zu 500.000 KWh. Den Schneegebieten unterhalb der kritischen Grenze von 1 500 Meter werden die teuer erkauften Beschneiungsanlagen wenig nützen, denn nur eine minimale Klimaerwärmung ließe die Temperaturen zu hoch für eine künstliche Beschneiung ansteigen. Der künstliche Schnee für größere Flächen ist ohnehin nicht bezahlbar, ganz abgesehen von den Folgen für die Natur.

Durch das Abtauen der Schneemassen im Frühjahr können steile Hänge instabil werden, die Erosionsgefahr erhöht sich. Von der Lärmbelästigung durch die Kanonen gar nicht zu sprechen, die sich in Tälern noch verstärkt. Die Anlagen laufen oft auch nachts und bringen nicht nur die Tierwelt um ihren Schlaf. Und die Probleme der Gletscherpisten fangen gerade erst an. Da helfen auch keine Schneekanonen. Wenn die Temperaturentwicklung anhält, werden in etwa 100 Jahren 50 bis 80 Prozent des alpinen Gletschereises verschwunden sein. Im letzten Jahrhundert büßten die Alpen bereits die Hälfte ihres Gletschereises ein, ein Fünftel allein seit den 80er Jahren.

Die Gletscher schwinden.

Gletscherspalten im Feegletscher (Kanton Wallis).
Der Unteraar Gletscher ist unter Sand und Geröll kaum noch zu erkennen.

Um den Klimawandel zu verhindern ist es inzwischen wohl zu spät. Zudem verändert sich das Klima in regelmäßigen Abständen. Noch zu Zeiten der Römer war es in den Alpen so warm, dass die Menschen zu Fuß über die Pässe von Val d'Isère bis nach Zermatt wandern konnten, ohne von Gletschern „behindert" zu werden. Besorgniserregend ist daher vor allem die enorme Geschwindigkeit mit der die Erwärmung stattfindet. Erübrigt sich damit die heiß diskutierte Frage: Kunstschnee oder Naturschnee?

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