Man wundert sich, was die Apple-Gemeinde den Auslagen zufolge so alles wegfuttert, wenn sie in der internet workstation ihren Projekten nachgeht. Dabei dachte man immer, dass es sich bei der Klientel einer Berliner internet-workstation um schmalhüftige, überlegen gekleidete Plattentaschenträger handelt, den Schrägpony in der blassen Stirn, die Brust vom Plattentaschengurt diagonal durchgestrichen. Ganz folgerichtig erschien einem bis eben, dass solch urbane Trendgewächse ihren Projekten eben nicht in piefigen Großraumbüros oder ungelüftet-kaschemmigen Internetcafés nachgehen, sondern in mac points – auf weiß lackierten ibooks, die ähnlich makellosen ipod-Stöpsel im ungepiercten Ohr. Und weil in der Vorstellung alles so weiß und rein und höhersphärisch war, passt die Auslage dieser mac point internet workstation – billige Schwimmbadsüßigkeiten, Tütenpopcorn, Chips und Zigaretten – eben so gar nicht ins Bild. Der junge, flexible, apple-verpflichtete Hauptstadt-Ich-AGler soll tatsächlich in einer Knistertüte nach batzigen Popcornklumpen fischen und dann mit klebrigen Fingern die Tastatur des ibooks verunzieren?! Schwer vorstellbar.
Und doch: Hat nicht soeben Ulrich Beck, der mit der Risikogesellschaft, eben jener gesellschaftlichen Gruppierung "kreative Armut" bescheinigt? Und weil er als Soziologe außer Beschreiben nicht viel für sie tun kann, hat er ihr wenigstens einen Begriff geschenkt, unter dem sie sich ab sofort einordnen kann, wenn das mit der Einordnung ins Erwachsenen- d.h. Erwerbsleben schon nicht klappt: "Proletariat der Selbstverwirklicher".
Die Süßigkeiten im Schaufenster des Kreuzberger mac point jedenfalls scheinen Ulrich Beck zu bestätigen: Ihnen haftet deutlich mehr von "Proletariat" an als von "Yuppies" (= young urban professionales) oder "Dinks" (= double income, no kids). Das sind schließlich alles Erfindungen aus dem vorigen Jahrtausend.
Wenn man davor steht, links vom Schaufenster findet man diese hübsche Telefonkabine, die einen ästhetisch mit allem versöhnt. Oder ist es eine Kunstinstallation? Da kann man sich in Berlin nie ganz sicher sein. Ähnlich formvollendet hatte ich mir das Leben der "jungen Erwachsenen" hier vorgestellt. Ich hatte auch schon einen Namen für sie: "Ninks" – No income, no kids. (Dafür aber jede Menge Projekte in tadellosem Style. Und wenn gar nichts geht, geht immer noch was mit Kunst.)
Ja. Schön.
Ja. Schön.