Der Pseudo-WM-Fan ähnelt dem Quartalsseufer. Wenn was los ist, was
einigermaßen Niveau hat, also, ich meine jetzt nicht Bundesliga oder so … dann
dreht er seine Fußballleidenschaft von 0 auf 100 hoch, liest nur noch und höchst
ausführlich den Sportteil seiner Tageszeitung und faselt die ganze Zeit von
Foulquoten und Schieri-Fehlentscheidungen. Es mangelt ihm an einem breit gefächerten
Spezialwissen, er nervt ständig durch seine unqualifizierten Kommentare und ist
im Gegensatz zum Quartalsseufer kein bisschen authentisch …
Die zweite Fraktion sind die Immereuphorischen. Kein Spiel
läuft ohne sie. Tränen fließen, jeder Schuss geht mitten ins Herz. Das
Paniniheftchen ist schon nach drei Tagen komplett und 65 Euro für ein Deutschlandshirt
absolut gerechtfertigt. Das sind die echten Echten!
Frauen und Fußball. Ja! Fragt mal Bet&Win! Das schöne
Geschlecht ist nämlich der heimliche Kenner des Sports rund ums runde Leder.
Unbeeindruckt von Außenseiter-Favoriten-Gerüchten setzt es immer auf das
stärkste Pferd und behält damit meistens Recht. Wer glaubt, Frauen würden sich
nur für die Schreibfehler der Tattoos von David Beckham oder die neue Frisur
von Christiano Ronaldo interessieren, der hat NICHTS begriffen.
Dann gibt es den mit der Fahne am Auto. Das ist eigentlich
gar kein Fans, sondern ein Patriot. Der kennt die ganze Tätervolk-Diskussion
in- und auswendig und freut sich, jetzt endlich mal zu zeigen, dass er stolz
ist, ein Deutscher zu sein. Diejenigen, die keine Fähnchen mehr bekommen haben,
tragen T-Shirt, wo „German“ drauf steht. Ich frag mich immer, wo das „e“ am
Ende abgeblieben ist …
Wie in allen Gruppierungen gibt es auch im Fanvolk schnöde
Mitläufer. Die einen, weil sie müssen, sonst gibt’s vom Alten was auf die Omme,
die anderen, weil es keine bessere Flirtstrategie gibt, als auf überfüllten
Fanfesten betrunken und somit enthemmt auf andere betrunkene und somit
enthemmte Fans, na … nennen wir es mal „zuzugehen“ …
Ganz fies ist, als Deutscher nicht für Deutschland zu sein.
Alle finden, Bayern geht gar nicht, aber in der Nationalmannschaft sind sie
plötzlich gaaaannz toll. Das können vor allem die Kinder nicht begreifen. Die
weinen dann auch, wenn die Argentinier rausfliegen. Verständlicherweise!
Und dann gibt es da noch die Spinner, die „in ein tiefes
schwarzes Loch“ fallen, wenn die Fußballparty vorbei ist. Die einem total
affektiert um den Hals fallen, wenn Deutschland gewonnen hat und alle lieben,
die ihnen über den Weg laufen. Die haben von allen Fantypen ein bisschen was, sind
richtig nervig, und wie’s die Sache so will, leider am zahlreichsten vertreten.