Viele andere erwischt es in Thailand oder bei ihrem Gap-Year in Australien und Neuseeland. Natürlich kann sich der Weltenbummler auch überall anders auf der Welt infizieren. Und in jedem Alter. Über den Erreger
ist nichts bekannt. Man weiß nichts über Herkunft, Form oder Farbe. Sein Stich hinterläßt keine sichtbaren Spuren. Die Symptome kommen meist schübeweise zum Vorschein oder werden mit der Zeit, meist nach zwei bis drei Monaten, immer stärker. Meist handelt es sich dabei um Tagträume, Sehnsuchtsanfälle gefolgt
von Fotoalben-Durchgucken oder im schlimmsten Fall Durchforsten von Flugbörsen im Internet. Die Rede ist vom „Travel Bug“. Das Schöne an dem Virus: Er ist in der Regel nicht gefährlich und es gibt ein Gegenmittel – Rucksack packen, Flug buchen und ab in die Ferne!
Seit drei Monaten bin ich aus Australien und Asien wieder da. Wie´s mir geht? Gut. Aber ich verspüre ein leichtes Ziehen im Herzen. Die Fotoalben liegen gestapelt auf meinem Nachttisch, die Flugbörsen kenne ich auswendig und meine Jobangebote kommen eher von der südlichen Halbkugel als aus meinem Heimatland. Aber ich kenne ja das Gegenmittel und werde es baldmöglichst einsetzen 🙂
Ja, wer kennt ihn nicht den Travel Bug. Und er kann mitunter verdammt heimtückisch sein. Sobald mir jemand von seinem Urlaub erzählt oder von seinen Plänen demnächst nach Irland, Neuseeland oder in die Karibik zu fahren nagt er an mir. Leichter bis starker Neid kommt auf: Warum hab ich keinen Urlaub oder genügend Geld oder was auch immer einen am Reisen hindert. Wird es zu stark hilft tatsächlich nur eins: alles stehen und liegen lassen und ab in den nächsten Flieger. Weit weit weg, wohin es einen gerade treibt. Kompensiert wird das Ganze bei mir nur dadurch, dass ich seit Jahren eine Fernbeziehung habe. Ist nicht angenehm, aber so kommt man wenigstens öfters mal raus aus der eigenen Stadt.