Die Politisierung der WM

Stell dir vor, es ist WM und keinen interessiert´s. So könnte es am 21. Juni in Leipzig laufen. Zugegeben, Iran gegen Angola ist nicht gerade ein Schlagerspiel. Doch im Umfeld könnte Schlagen eine größere Rolle spielen, als es dem gemeinen Fußballfan und den Sicherheitsbehörden lieb ist. Nachdem Martin ja schon vor geraumer Zeit über die Pläne der Rechten berichtete, haben nun auch jüdische Organisationen erste Aktionen geplant und Kundgebungen angemeldet. Ich denke, dass unser derzeitiger Sicherheitsexperte Nummer 1, Uwe Karsten Heye, seine Reisewarnung dahingehend noch einmal aktualisieren sollte.
 
Zu den Fakten: Am 17. Juni (Iran – Portugal) soll auf dem Opernplatz in Frankfurt „eine Art Volksfest“ stattfinden, Hauptredner wird Michel Friedman sein. Im Internet wirbt unter anderem die Plattform „Honestly Concerned“ für diese Veranstaltung. Hier soll ein Zeichen gesetzt werden, dass Irans Präsident in Deutschland nicht willkommen ist. Der Protest richtet sich ausdrücklich gegen das Regime und nicht gegen das Volk. Unterstützung erhalten die Organisatoren von christlichen Gruppen und Exil-Iranern.
 
Weitaus problematischer als diesen friedlichen Protest finde ich hingegen die Aktionen, die für die WM-Stadien vorbereitet werden. So versuchen jüdische Aktivisten seit geraumer Zeit, die Karten für die Spiele Irans in Nürnberg, Frankfurt und Leipzig aufzukaufen. Ziel ist es, in den WM-Arenen israelische Fahnen zu entrollen und vor den Eingängen Israel-Fähnchen der Friedensbewegung zu verteilen (Quelle: FASZ).
 
Hierbei handelt es sich um nichts weiter als plumbe Provokation auf dem Rücken der iranischen Nationalmannschaft, die ja in gewisser Weise auch Repräsentant des Volkes ist, gegen das sich der Protest ja ausdrücklich nicht richtet. Die deutsche Nationalmannschaft spielt ja schließlich auch nicht für die Bundesregierung, auch wenn sich Regierungsvertreter gerne in Fußballer-Kreisen ablichten lassen. Die iranische Elf hat sich bislang, soweit ich weiß, auch nie politisch geäußert. Daher hatte ich die Hoffnung, dass sich die Proteste und Gegenproteste außerhalb der Stadien in einem demokratischen Rahmen abspielen. Nun kommt es zu Konfrontationen. Die iranische Mannschaft hat auf der einen Seite Anhänger, die sie sich nicht aussuchen konnte, und auf der anderen Gegner, für die sie nichts kann. Das WM-Motto ist damit wiedereinmal ad absurdum geführt und Fußball auf das kleinste Kriterium des Politischen begrenzt – die Unterscheidung von Freund und Feind.

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