family: Arial“>Ich weiß noch als ich Mitte
der 90er zum ersten Mal in New York in ein Starbucks ging. Ich fühlte mich auf
Anhieb wohl, der Kaffee schmeckte für amerikanische Verhältnisse klasse, es lag
ein Folder über Social Responsibility neben der Kassa. Als ich dann in Fast
Company ein Interview mit Starbucks Chairman Howard Schultz las, war ich
begeistert von seiner Vision und seiner radikalen Sicht dieser Marke, die er
nicht nur groß sondern auch gut machen wollte. Das einzige was mich ärgert:
Warum haben nicht wir Österreicher mit unserer schönen Kaffeehauskultur es
geschafft, eine weltweite Kette aufzubauen?
family: Arial“ lang=“EN-GB“>Vor fünf Tagen in San Francisco,
O´Farrell Street.
Gleich zwei Starbucks sind dort, schräg vis a vis. Zwei von exakt 2.004 in
Kalifornien. Fast 8.000 sind es in den USA, plus nochmals 3.275 im Rest
der Welt. Täglich kommen fünf neue Läden dazu. Wenn das so weitergeht, überholen sie wirklich bald McDonalds.
Es ist 10.00 Uhr. Die
Schlang ist so lange, dass ich trotz des
guten Kaffeduftes überlege, mir einen anderen Coffeeshop zu suchen. Aber ich
bleibe. Dieser Laden hat nichts mehr von der entspannten Atmosphäre anderer
Starbucks, die ich kenne, mit großen Fauteuil, in die man versinken kann um in
Ruhe ein Buch zu lesen, oder via WiFi seine Emails zu checken. Stressig ist es
hier, gerade mal drei Tische gibt es, an einem ist noch ein Platz frei.
Noch. Als ich dann endlich meinen Cappuccino in der Hand habe und einen
Zimtkuchen, ist jeder Stuhl besetzt. So nehme ich auf der Fensterbank Platz.
Der Zimtkuchen schmeckt mir.
Und noch mehr ein Text, den ich auf dem Becher lese – der übrigens teilweise
aus Recyclingpapier ist:
The Way I See It #85
Let go your sorrow.
Let go your blues.
Coz I know tomorrow
is yesterday’s news.
Let go your sadness,
give up the fight,
follow your madness
and take flight … take flight.
Seal
Musician. His songs can be heard on Starbucks Hear Music™ station, XM Satellite
Radio Channel 75.
Das gefällt mir. Am Morgen
nicht nur ein Koffeinkick sondern auch some Brainfood. Mittlerweile haben über
hundert Personen ihre Wortspende für „How I see it“ abgegeben, nachzulesen auf http://www.starbucks.com/retail/thewayiseeit_default.asp?act=0&first=3
Aber irgendwie habe ich hier
auf der Fensterbank das Gefühl, dass Starbucks zum Opfer des eigenen Erfolgs
wird: Zu viele Menschen kommen rein, und auch wenn die „Baristas“ (so nennen
sich die Kaffeesieder hinter der Theke) meinen Namen auf den Becher schreiben
und ihn dann ausrufen, als der Cappuccino fertig ist – ich fühle mich wie
Masse, wie Mr. Anonymous. Ich bleibe keine Sekunde länger als notwendig, denn
schon wartet der Nächste auf meine Fensterbank.
Der nächste
Starbucks-Kontakt findet auf der Titelseite von USA TODAY statt: Die Coverstory
handelt von den Plänen der Marke, mehr zu machen als nur Kaffe. „They want to
rewrite society´s pop culture menue“. Starbucks will vermehrt Filme, Musik und
Bücher verkaufen. Und auch selbst publizieren. Und so zum „global empire“
werden, wie die Zeitung schreibt. In Starbucks Entertainment Department
arbeiten bereits hundert Angestellte. Mit Jagger, Bono, Prince und Chris Martin
wird verhandelt. Starbucks als Kurator der Popkultur? Für den der´s mog des Höchste.
Und es gibt sie, diese Starbucks-Fans, die den Laden neben Arbeit und Home zu
ihrem „third place“ gemacht haben, an dem sie Freunde treffen, Arbeit am Laptop
erledigen oder in einigen speziellen Starbucks Musik downloaden und auf CDs
brennen.
Die gute Nachricht: Noch immer kümmert man sich um Fair Trade – im Internet sehe ich mir ein gut
gemachtes Video aus Guatemala an. http://media.starbucks.com.edgesuite.net/dotcom/quicktime/smClinic.mov
Immer mehr kümmert man sich
um healthier food – da gibt es Früchte und Yoghurt und bald auch Salate. Und
immer noch wird Soziale Verantwortung groß geschrieben – den Social
Responsibility-Bericht kann man sich als pdf downloaden. Der Eindruck entsteht,
dass trotz des wirtschaftlichen Erfolges der menschliche Anspruch der Marke
immer noch präsent ist.
Die schlechte Nachricht: Es
ist am nächsten Tag, als ich den Starbucks vis a vis ausprobiere (ok, eine
Chance gebe ich Dir noch…) Aber dort so viel Betrieb, dass vor der Türe schon
zwei Bettler auf „Change“ lauern. Als ich beim Rauskommen nicht reagiere, geht mir einer
nach und redet auf mich ein – nicht aggressiv, sondern amüsantes Zeugs, das er
da erzählt. Einen ganzen Block lang geht das so. Zuerst ärger ich mich. Aber
dann erinnere ich mich an den Text, den ich gerade auf meinem Becher gelesen
hatte. Da stand:
The Way I See It #109
What you do to others you
really do to yourself.
So when you do good to others, you’re doing good to yourself.
Alternatively, when you do bad to others, you’re doing bad to yourself.
So in thinking of others, think of yourself,
for to love and do right by others is to love and do right to your own
self.
Leela James
Musician
Wo Leela recht hat, hat sie
recht, denke ich mir. Wenn dieser Bettler also zugleich ich selbst bin, dann
bin ich ja knausrig mit mir selbst. Ich gebe ihm eine Dollarnote in seinen
mir entgegengestreckten Starbucks-Becher. Er freut sich. Und ich freue mich,
dass er mir ein breites Lachen schenkt und dass ich jetzt das Gefühl habe, ihm
und mir selbst was Gutes getan zu haben. So wurde aus der schlechten Nachricht
doch noch eine Gute.
Mein Wunsch also an Chairman
Howard Schultz: Konzentriet Euch weniger auf die Bucks, die Dollars – die
kommen automatisch, wenn Ihr Euch wirklich gut um Eure Kunden, Eure Kaffebauern
und Eure Baristas kümmert – und ihnen ein guter Stern seid.
Text in Fast Company: Thinking outside the cup
http://www.fastcompany.com/magazine/84/starbucks_1.html
http://www.fastcompany.com/magazine/84/starbucks_schultz.html
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es wird viel zu wenig tee getrunken, sag‘ ich doch, schon immer… 😉