Im Grunde muss man sich nur vom mittlerweile ja doch etwas altmodisch gewordenen Ur-Begriff des Indie ablösen, denn wo es damals eher um unabhängig von Major Labels produzierte Musik ging, wird damit heute vor allem selbst gemachte, leicht exzentrische Musik beschrieben, die eben auch mal stilistisch in alle Seiten wegdriftet und nicht austauschbar ist, wie so mancher – reiner Popact.
Vom Pop kann man jedoch diese Ohrwurm-Affinität mitnehmen, die einen sofort zur nächstgelegenen Discokugel zieht und einem die Fingernägel pink anmalt.
Also, damit ist leichte, aber nicht sinnfreie Musik gemeint, die Eigenwert hat und in den Charts alleine dadurch auffallen würde, nicht zuletzt, weil sie dort selten zu finden ist, aber eigentlich genau da hingehört. Falls ihr also mal einen Song hört und euch denkt „wieso ist der eigentlich nicht in den Charts, ist doch mal was anderes UND der macht glücklich, das ist ja unmöglich!“, dann hört ihr sicherlich gerade Indie Pop. Und die anstrengenden Diskussionen, ob das nicht zu Mainstream, zu billig oder zu simpel ist, sparen wir uns dann für die Rotweinrunden im links angehauchten Jugendclub, während eine Band mit Kreissäge Brechttexte vertont.
Da die Anzahl an Bands, die man irgendwie, irgendwo, irgendwann mit Indie Pop bezeichnen kann, so unendlich groß ist, beinhaltet die folgende Auswahl besonders aktuelle, bzw. zeitlose Acts, die der Autorin hauteng am Herzen liegen.
Indie Pop: Die Top 10
1
The Maccabees
Oh, diese Stimme von Orlando Weeks, man möchte sie in seine heiße Milch gießen, möchte sie wie eine zweite Haut tragen oder sie zu einem Spaziergang am Strand einladen. Aber nicht nur Weeks Crooner Vocals machen die Maccabees zum derzeit besten poppigen Indie Act, denn die angenehm unzynischen Texte, die vielschichtigen, dennoch eingängigen Melodien, diese Kaskaden an Schönheit, die sich klimaktisch in Songs wie „Better“ oder „Bag of Bones“ aufbauen, niemand schafft es so gut, euphorische Ohrwürmer so poppig und individuell, ja fast schon kauzig zu gestalten.
[youtube 8g0REgZYc_w]
2
Phoenix
Rock'n’Roll, Alternative – woher manche Quellen ihre Genrebeschreibungen haben, ist wohl ein Mysterium, mit ihren aktuellen Sachen sind die Franzosen um Phoenix dicht am Indie und am Pop dran, denn ihre teils elektronisch angehauchten Tanzflächen-Feger sind zackig, sehr gut zum euphorischen Hin und Herspringen und lassen sich auch gut mitsingen, selbst wenn die Texte nicht immer Sinn machen.
[youtube RulP4OXxFbM]
3
Marina and the Diamonds
Ich sag es immer wieder gerne: Kate Nash hat verdammt viel Glück gehabt, dass sie groß wurde, bevor Musikerinnen wie Florence and the Machine und Marina and the Diamonds die britische Popszene eroberten, denn so bunte Songs kann Miss Nash leider nicht schreiben. Marina fällt durch diese abwechslungsreichen Kompositionen auf, die an eine ausgelassene Kate Bush erinnern und gefährlich schnell ins Unterbewusstsein einsteigen. Ihre erste Single „Obsessions“ verfolgt mich immer noch in Träumen – na, es gibt wirklich Schlimmeres.
[youtube np3QLrHJmRA]
4
Little Comets
Gerade einmal seit 2008 gibt es die sympathisch aufgedrehten Jungs aus Newcastle, die ansteckende Pophymnen fabrizieren, die höchstwahrscheinlich so manchem auf die Nerven gehen, alleine, weil der Fuß konsequent mitwippt, ob man will oder nicht. Ihr Debütalbum „In search of elusive little comets“ kam im Januar 2011 heraus, wer Pop will, bekommt ihn hier in Massen.
[youtube Bt8_O1-WUag]
5
The Joy Formidable
Die „aktuelle“ Single „Whirring“ schwirrt eigentlich schon seit mind. einem Jahr durch die Bloggerszene, klingt aber immer noch frisch wie der Frühling. Joy Formidable schrammeln gerne einmal drauf los, weshalb ihr Indie in Richtung Alternative lehnt, dabei trotzdem Stürme an grinsenden Tanzgruppen motivieren kann. Im März kam ihr Album „Big Roar“ raus, dessen unglaublich schönes Cover vom Bassisten kreiert wurde. Ach, wie talentiert diese Indie Pop Bands aber auch immer sind…
[youtube a2BUEzdjfpY]
6
Noah and the Whale
Eigentlich gehören Noah and the Whale zur Londoner
Folkszene, zu der auch Laura Marling, Mumford & Sons und Co gezählt werden, aber diese luftig leichten Melodien (abgesehen vom vorletzten Album, dass die Trennung von Sänger Charlie Fink und Laura Marling tränenreich beschrieb) eignen sich perfekt für einen Tanzabend. Auch wenn es schon etwas länger her ist und mit „Last Night on Earth“ bereits das dritte Album veröffentlicht wurde, sitzt die erste Single „5 years time“ immer noch in den Herzen der Fans.
[youtube jQxXtqj62MY]
7
Ra Ra Riot
So eine Stimme wie die von Wes Miles wird es wohl immer nur im Indie Pop, nie aber im reinen Pop geben, was eigentlich schade ist, denn mit den wunderbaren Songs, die in Gruppenliebe zusammen gebastelt wurden, hätte die ganze Welt etwas Schönes zum Liebäugeln. Die New Yorker kommen ausnahmsweise einmal nicht aus Brooklyn, sondern aus Syracuse, ihr aktuelles Album „The Orchard“ wird noch 2011 mit einer EP namens „Too Dramatic“ veredelt.
[youtube NKGfQCOyCCA]
8
Those Dancing Days
Auf ihrem Debütalbum gab es noch Zuckerwatte leichten Pop, mittlerweile hauen die Schwedinnen auch mal auf den Putz. Wer also auch gerne mal die Haare beim Tanzen schwingt und dabei mindestens drei Leuten den Drink aus den Händen schlägt, der ist mit den charmanten Damen und ihrem aktuellen Album „Daydreams and Nightmarers“ bestens bedient.
[youtube rYg40pJDF_A]
9
Acid House Kings
Wir bleiben in Schweden mit den Acid House Kings, die eine eklektische Mischung an allem, was man an Pop so mag, zusammen getragen haben. Die Band gibt es bereits seit 1991, allerdings haben sie seitdem sehr ökonomisch gerade einmal 5 Studio-Alben veröffentlicht. Wenn die alle so gut klingen, wie das aktuelle „Music sounds better with you“, dann lohnen sich die langen Wartezeiten, denn Tanzen, Schwofen und in 50er Jahre Schwimmanzügen Volleyball spielen funktioniert immer mit diesen sommerleichten Popsongs.
[youtube KN2oCtb5aKA]
10
The Drums
Dieser teils 80er Shoegazer, teils 50er Beach Boy Sound ist ja nicht nur 2010, sondern auch 2011 ein ganz großer Hit, vorne surften vor allem The Drums mit, die vielleicht nicht so kantig wie ihre wunderbar verschrammelten Kollegen Wavves und Best Coast waren, dafür aber Massen-Appeal haben, vor allem mit der eigentlich traurigen, aber ach so tanzbaren Single „Best Friend“. 3,2,1 – let's surf!
[youtube MUubQj7g56E]
Hallo,
tolle Musikvorschläge. Ich habe mir alle in Ruhe angehört und es gefällt mir gut.
Anmerkung zu „The Maccabbees“: der Sänger heißt nicht Orlando Bloom (obwohl der auch klasse ist), sondern Orlando Weeks
Schöne Grüße
Beate
Danke Beate,
Ich weiß nicht wieso, aber ich verwechsel die Namen ständig, selbst wenn sich wohl kaum Berührungspunkte zwischen den Beiden finden lassen und ich eigentlich auch zu viel über die Maccabees gelesen habe, um diesen Fehler zu machen. Danke für den Hinweis, ist schon korrigiert.
MFG
Juliane
wer das hier alles mag, mag uns vielleicht auch.
checkt das mal
http://www.youtube.com/watch?v=dFl_rQZx-Mk