Zu der Entgleisung kam es auf dem DJV-Verbandstag, wo Michael Konken wörtlich so daher schwadronierte: "Blogs sind meines Erachtens nur in ganz wenigen Ausnahmefällen journalistische Erzeugnisse. Sie sind eher der Tummelplatz für Menschen, die zu feige sind, ihre Meinung frei und unter ihrem Namen zu veröffentlichen". Ganz abgesehen von einer maßlosen Pauschalisierung, für die es auf jeder Journalistenschule im ersten Semester Klassenkeile gäbe, stimmt das Behauptete auch rein faktisch nicht.
Natürlich gibt es das Phänomen, dass Blogger sich gern einen ‚Nom de guerre‘ zulegen: Don Alphonso, ix, Lyssa, Ingeborch oder Strappato, um willkürlich einige herauszugreifen. Auch ich heiße als Alter Ego bekanntlich ‚Chat Atkins‚. Das zeigt eine gewisse Freude am Rollenspiel – und es gibt – habe ich zumindest gehört – genug Journalisten, die im Presseleben ja auch nicht so heißen sollen, wie der Pastor sie taufte. Manche tragen sogar Namen wie Theobald Tiger oder Ignaz Wrobel.
Schaut man aber in Bloghausen in die Impressa all dieser Einzelkämpfer, dann löst sich das Rätsel ihres bürgerlichen Namens ganz schnell. Bei mir zum Beispiel findet man dann das. Und ähnlich sieht es bei fast allen anderen Bloggern im Kleingedruckten aus. Mitnichten sind die Blogger also Figuren, ‚die zu feige sind, ihre Meinung unter ihrem Namen zu veröffentlichen‚. Wer sich anonym ‚online‘ tummeln wollte, der macht es hierzulande nicht allzulange. Und warum wohl sind die Trolle unter Bloggern so verhasst?
Andersherum wird viel eher ein Schuh daraus: In der Presse finde ich ständig, wo nicht hauptsächlich, anonyme und ungezeichnete Artikel, oder solche, wo sich die Schreiberlinge hinter Chiffren verstecken, oder aber lokaljournalistische Stilblüten, die mit (eb) gezeichnet sind. Wenn sie nicht kollektiv als ‚Hintertupfinger Volksbote‘ firmieren. Wenn überhaupt sich jemand mit seinem Namen notorisch nicht hervortraut, dann ist das also im Printjournalismus der Fall. Hoams mi, Herr Konken! In Bloghausen dagegen halten die Blogger für jeden Satz noch ihren Mors hin. Um auf einen groben Klotz einen groben Keil zu setzen: Ganz anders als auf dem ‚feigen‘ (Konken), ‚anonymen‘ (Konken) ‚Tummelplatz‘ (Konken) dieser ‚Old-Media-Journalisten‘ (Jarchow).
Generell aber geht mir der anschwellende Bocksgesang, dieses ebenso ahnungslose wie missgünstige Gelaber der onlinefernen Journalistenfraktion, nur noch gnadenlos auf den Senkel. Lernt erst mal was, bevor ihr darüber redet …
Ich glaube es war Thomas Knüwer, der die berechtigte Frage in den Raum warf, wer sich eigentlich hinter dem Pseudonym „Ponkie“ verbirgt. Diese Journalisten …
Ich finde, die Anonymität bei Blogs ja gerade das interessante an der ganzen Sache. Denn hiermit kann man wirklich einmal sagen, was man sich denkt und man verscherzt es sich auch mit keinem. Oder ist das nicht der Sinn und Zwecks eines Blog´s? Sehe ich das etwa falsch?