Jedes bessere Start-up gönnt sich angesichts der frechen Kommentare aus Bloghausen inzwischen einen eigenen Abmahnanwalt, und clevere Geschäftsleute haben die ‚Ehrlichkeit‘ der Blogger längst als zuverlässig sprudelnde Geldquelle erkannt (Überblick hier). Die Blogger wiederum reagieren mit einem eigenen Abmahn-Forum, das wesentliche Tipps bereitstellt, ungeschoren durchs virtuelle Leben zu kommen. Tscha – und manchmal zeigen Unternehmen sogar ungewohnte Einsicht, wie der Media-Markt, der inzwischen laut der ‚Welt‘ nicht mehr mit dem Herrn Steinhöfel kooperieren mag.
Ich aber verstehe dabei eins nicht: Warum muss es denn immer Kritik sein? Seien wir doch positiv! Greifen wir lieber zu faustdickem Lob. Warum immer auf dem armen Michael Rasmussen herumhacken? Loben wir ihn aus vollem Herzen für seinen ‚gesunden Lebensstil‘.
Richtig geraten: Das Resultat dieses sinndrehenden Umkehrverfahrens wird Sarkasmus genannt. So bekam Stefan Niggemeier, justamäng Träger des Grimme Online Awards, von der Firma Callactive gestern anwaltlich ‚einen eingeschenkt‘: Sie wissen, Callactive, das ist eine jener Firmen, die unsere Intelligenz allabendlich mit Anruf-Ratespielen auf eine synapsenzerreißende Belastungsprobe stellen.
Auf diese Nachricht hin überbot ich einfach nur konsequent jene Seriosität des eigenen Geschäftswollens, die Callactive zur Schau stellen zu müssen meinte, in meinem Kommentar drüben in der ‚Sargnagelschmiede‘. Ob ihr’s mir nun glaubt oder nicht: Eine Firma wie Callactive auf ‚Kulturträger‘ zu schminken, das brachte mir viel mehr Spaß, als wie ein Rohrspatz zu schimpfen – und der Anwalt ist wohl noch nicht geboren, der aus so viel Lob einen Schriftsatz bastelt …
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