Es ist nichts dagegen zu sagen, wenn junge Erwachsene ihr wahres Ich so schnell wie möglich erkennen, doch sollte Wert darauf gelegt werden, ihnen nicht die Wirklichkeit vorzuenthalten. Die sieht nur ganz selten so eine Laufbahn vor und wenn, ist sie meistens nicht so einfach zu nehmen, wie man sich das so vorstellt, als Neunzehnjährige(r).
»Aber ich kam doch immer so gut mit meinem Kunstlehrer klar.« Ja, aber wir reden hier nicht vom fummeln während der Shots im Studio oder einem vergessenen Spaghettiträgeroberteil im Fotolabor, sondern von der Unausweichlichkeit eines Schicksals. Einem Schicksal ohne doppelten Boden und Händchen halten. Ok, wenn Papa was auf Tasche hat, kann die Kleine zwischen Zwanzig und Dreißig auch mal Kunst machen. Aber was hilft einem das, wenn die wahrhafte Berufung Stenoangestellte beim Unterbezirksamt für Tierkadaverbeseitigung ist. Genau, nichts, gar nichts!
Also bitte nix von Kunstlehrern einreden lassen, die wollen euch sowieso nur an die Wäsche. Deutschland sucht den Superkünstler läuft nicht, jedenfalls nicht in diesem Alter. In der Mitte des Lebens kann man sich, wenn es gar nicht anders geht, immer noch von einem Galeristen flachlegen lassen und ganz groß rauskommen. Schade eigentlich, dass meine Kunstlehrerin damals nicht mich ausgewählt hat. Die war so groß und so barock, ganz breit der Arsch, ganz kurz der Rock.