Wahrscheinlich ist Bob Dylan DER Inbegriff des Singer and Songwriters, weswegen natürlich auch an dieser Stelle ein kurzer Geburtstagsgruß nicht vergessen werden darf. Von 23.15-02:39 Uhr sendet der WDR heute die Doku „No Direction Home – Bob Dylan“ in einer deutschen Erstaufführung. Der Dokumentarfilm von Martin Scorsese aus dem Jahr USA 2005 ist im Original mit Untertiteln zu sehen:
„Ich wurde weit entfernt von dort geboren, wo ich hingehöre. Also machte ich mich auf den Heimweg“, erzählt Bob Dylan zu Beginn des Film. Ein Stück weit hat ihn Martin Scorsese auf diesem Weg begleitet. Es sind die Anfänge, die entscheidenden Karrierejahre von Robert Zimmerman alias Bob Dylan bis zu seinem legendären Konzert 1966 in Manchester, wo ein Folksänger erwartet wurde und ein Rocksänger auf die Bühne kam. „Judas!“ riefen seine Fans. Szenen wie diese kombiniert der Altmeister des US-Kinos mit Archivaufnahmen, anderen Konzertmitschnitten, Amateurfilmen und einem 10stündigen Interview-Dokument – allein dies eine kleine Sensation, gilt Dylan doch als pressescheu.“
Gestartet als Folkmusiker wandte sich Dylan in den 1960ern der Rockmusik zu und hat seitdem die Popmusik immer wieder stark beeinflußt. Der Musiker Bob Dylan ist ein guter Instrumentalist, der Gitarre, Mundharmonika und Klavier gekonnt beherrscht, allerdings nicht die Virtuosität z.B. eines Jimi Hendrix erreicht. Muß er auch nicht, denn er hat ja seine Stimme, keine klassisch ausgebildete Singstimme, doch beständig dominant in seinen Songs, ausdrucksstark und unverwechselbar. Sie prägt den Klang so populärer Songs wie Mr. Tambourine Man, All Along The Watchtower, Lay Lady Lay oder Knockin‘ On Heaven’s Door, die mittlerweile zu den Klassikern der Popmusik zählen.
Neben der Musik sind besonders die Texte herausragend, die teilweise höchsten literarischen Ansprüchen genügen. Zu seinen vielen literarischen Einflüssen zählen z.B. Symbolisten wie Arthur Rimbaud ebenso wie die Bibel. Damit werden die Songs von Bob Dylan ergiebige Zitaten-Fundgruben, in denen sich neben politischen Statements wie im Titel („Folge keinen Führern, beobachte die Parkuhren.“ aus dem Song „Subterranean Homesick Blues“) Weisheiten des menschlichen Alltags finden, wie „When you got nothing, you got nothing to lose.“ aus „Like A Rolling Stone“, der vielen als bester Popsong aller Zeiten gilt. Der Popsong wird so bei Dylan zu einem Medium, mit dem individuelle und gesellschaftliche Erfahrungen verarbeitet und mitgeteilt werden.
Von der Presse hält Dylan nicht gerade viel, besonders nervt(e) ihn die Vereinnahmung und Festlegung auf die Rolle als Idol einer Generation: „Ich hatte eine Frau und Kinder, die ich mehr liebte als alles andere auf der Welt. Ich versuchte, für sie zu sorgen, keinen Ärger zu haben, aber die großen Nervensägen in der Presse nannten mich weiterhin die Stimme, den Sprecher oder gar das Bewusstsein einer neuen Generation. Das war verrückt. Ich hatte stets nur schnörkellose Lieder gesungen und kraftvolle neue Ereignisse dargestellt. Ich hatte kaum etwas gemeinsam mit dieser Generation, von der ich angeblich die Stimme war, geschweige denn, dass ich viel von ihr wusste“, erklärt Bob Dylan in seiner 2004 erschienen Autobiographie „Chronicles Volume One“. (Biographie bei laut.de)
Tja, nun feiert die Stimme seinen 65. und ich erinnere mich an diverse Feten und Open-Air-Konzerte, auf denen ich Dylan gehört habe, schiebe eine CD in den Player und erlebe einen Flashback nach dem anderen. Happy Birthday!
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