10 typische Sprachfehler: Die beliebtesten Fehler und wie man sie vermeidet

Hier wurden typische Sprachfehler ausgewählt, weil sie millionenfach geschehen, gravierend, aber schon weit in die Alltagssprache eingedrungen sind. Sie geschehen mündlich wie schriftlich, und man erntet müdes Lächeln beziehungsweise böse Blicke, wenn man es tatsächlich wagt, jemanden darauf hinzuweisen, dass er seine Muttersprache fehlerhaft spricht. Richtig typische Sprachfehler kann man nicht immer vermeiden, aber hier seien 10 von ihnen klar gekennzeichnet.

typische Sprachfehler: Die Top 10

1

in keinster Weise

in keinster Weise ist ein klassischer, in die Alltagssprache eingedrungender Fehler. Er entsteht aus dem Wunsch, die Aussage zu verstärken, jedoch steigert man hier ein absolutes Wort, was genauso wenig wie „auf jedsten Fall“, der „arbeitsloseste Mann“ oder „die toteste Maus“ steigerbar ist. In Berlin, wo man sich sowieso nicht wahnsinnig um Grammatik schert, steigert man oft gar nicht erst, sondern sagt „mein Gutster“.
2

größer als wie

Für alberne Comedy Helden wie „Ritchie frägt ´ne Frage“ kann es lustig sein, wenn er behauptet, er sei „schneller wie die Wind“, aber die einzige richtige Verwendung ist: „größer als“. Unmöglich und absolut falsch sind also „besser wie“ oder „teurer als wie“, auch wenn es Millionen Menschen sagen.
3

weil ich muss noch

Viele Menschen packen das Einleitewort „weil“ gern an Sätze, die sie eher als Nebensatz meinen denn als Hauptsatz. Grammatisch falsch ist: „Ich kann nicht ins Kino, weil ich muss noch Hausaufgaben machen.“ Tausendfach gehört und gelesen – tausendfach falsch. Im Nebensatz mit „weil“ muss die gebeugte Verbform (hier also müssen) in die Endposition. Also ist korrekt:“Ich kann nicht ins Kino, weil ich noch Hausaufgaben machen muss“. Der Fehler entsteht meist, da man im Mündlichen die Begründung für eine Sache oft mit „weil“ nach einer kleinen Pause nachschiebt und als neuen Satz begreift.
4

geb, nehm, ess, werf (Imperativ)

Viele Formen im Deutschen werden sich im Laufe der kommenden Jahrzehnte von der Bühne des Gebrauchs verabschieden, darunter vermutlich auch viele Präteritum-Formen, die starken Konjunktive – und vielleicht auch der Imperativ. Zwar ist die Aufforderungsform immer wieder Stoff im Deutschunterricht – dennoch hört man vielerorts die korrekten Formen „Gib, Nimm, Iss, Wirf“ nicht mehr, sondern vereinfachte Formen wie „Geb, Nehm, Ess, Werf“. In vielen Kreisen muss man sich bereits beinahe entschuldigen, wenn man diese Formen noch kennt.
5

wegen dem Knie (Genitiv)

Ganz verbreitet ist es, die linken Satzteile statt der rechten Satzteile zu sagen: „wegen dem Bein“ vs. „wegen des Beines„, „wegen dem Arztbesuch“ vs. „wegen des Arztbesuches“ usw. Die kursiven Ausdrücke sind korrekt, die anderen grammatikalisch falsch, weil sie den hier nötigen Genitiv ignorieren. Ein klassischer Fehler ist dahingehend auch (klingt harmlos, ist aber die gleiche Ebene): „wegen mir“ (richtig: meinetwegen).
6

Dativ – Akkusativ

„Wem muss ich dazu anrufen?“ (richtig: Wen), „Mit wen kann ich darüber reden?“ (richtig: mit wem) – (beide Sätze sind falsch). Sehr oft werden die Fälle Dativ und Akkusativ miteinander verwechselt. Gründe hierfür liegen in mangelnder Übung, denn Kinder und Erwachsene, die in ihrer Freizeit viel lesen, machen bedeutend weniger Fehler in diesen Kategorien. Man lernt bereits in jungen Jahren Regeln für Verben und Präpositionen, die den einen oder anderen Fall verlangen, aber ohne Übung vergisst man den Umgang mit der Sprache.
7

Meine Mutter ihre Schuhe

Auch dies ist ein viel verbreiteter Fehler, der in Sätzen wie „Susi ihr Hund“ oder „Karl sein Fahrrad“ millionenfach zu hören ist, für Deutschlehrer jedoch ein nervöses Zucken in Richtung Rotstift bedeutet. Korrekte Form stets mit Genitiv-s: Karls Fahrrad, Mutters Schuhe, Susis Hund.
8

einzigster

Diese Nutzung des absoluten Wortes „einzig“ gehört grammatikalisch in die Kategorie von Platz 1, aber dieser typische Sprachfehler verdient wegen seiner häufigen Verwendung eine eigenständige Erwähnung. Zudem ist er nicht einer Wortgruppe wie „in keinster Weise“ entsprungen, sondern steht für sich als falscher Gebrauch von etwas, was nicht steigerbar ist. Der einzige Ball, die einzige Frau, das einzige Kind sind korrekte Formen hierfür. In einigen Fällen ist es mehr eine Stil-Frage, ob die verwendeten Worte steigerbar sind – wie etwa beim idealsten oder beim Super-Gau (Gau = größter anzunehmender Unfall).
9

hatte ihm schon gesagt gehabt

Zwischen den Vergangenheitsformen Präteritum, Perfekt und Plusquamperfekt, die man zwar in der 3. und 4. Klasse schon in Ansätzen lernt, aber meist nicht konsequent übt, kommt es oft aus Unsicherheit zu einer Durchmischung. Meist entstehen dann Sätze, die mit Verbformen überfrachtet sind, wie „das hatte ich mir vorgenommen gehabt“ – oder „sie hatte das gestern schon gemacht gehabt“. Diese Sätze drücken oft eine Einstellung aus wie: Ich bin nicht sicher, aber ich sage diese Form und diese auch noch, dann wird es richtiger. Im Zweifelsfall lieber einen Gang herunter schalten und die Sätze einfach gestalten: das ist erledigt – das habe ich gemacht – das habe ich mir vorgenommen.
10

das habe ich „nicht wirklich“ verstanden

Sehr wahrscheinlich aus dem englischen „not really“ ( = eigentlich nicht !) von Journalisten wie Désirée Nosbusch in den 1980ern ins Deutsche übertragen als „nicht wirklich“. Es klingt wie ein harmloser Ausdrucksfehler, er verschleiert aber nicht nur a) die Bedeutung von „not really“, sondern auch b) die Bedeutung von „nicht wirklich“ im Deutschen. Wenn Engländer mit „not really“ auf etwas antworten, dann meinen sie auch nein, im Deutschen meinen wir eigentlich mit nicht wirklich = „nicht richtig“, „nicht ganz“. In jedem Fall ist „nicht wirklich“ nach Meinung des Autors dieser Zeilen weder eine neue schöne Form der Sprache noch eine klare Aussage. „Ich habe das nicht ganz verstanden“ – ist ein klare Aussage!

Tipps und Hinweise

  • Sprachfehler lassen sich nicht immer vermeiden, alle machen ab und an welche, mal gravierender, mal leichter. Versuchen Sie, ihre unbewusste Sprache bewusster zu nutzen, gezielter einzusetzen, sich selbst beim Schreiben und Sprechen zu beobachten und zu prüfen (ergibt das Sinn, was ich da rede?)

 

15 Meinungen

  1. Zu 7.:
    Vati ihm sein Auto

  2. Zu 3. weil ich muss noch:

    Das ist leider nicht ganz korrekt! Im gesprochenen Deutsch gibt es durchaus weil-Verbzweit-Sätze! Diese haben aber eine andere Funktion, der weil-Satz begründet dabei aber, warum der Sprecher den „echten“ Hauptsatz sagt/behauptet/etc.
    Bsp: Es hat geschneit, weil hier ist alles ganz weiß.
    Der weil-Satz gibt nicht den Grund für das Schneien an (das wäre bei Verbendstellung) sondern begründet, warum der Sprecher meint, dass es geschneit hat.
    VG die Nuschel

  3. Ebent halt.
    oder
    ihr seit doof…

    und in Österreich oft in der Zeitung:
    das Service
    oder
    das Swimmingpool
    oder
    ich habe 100€ am Konto
    oder gar
    Wir fahren nach Türkei.

    Gruß
    BoB

  4. In den Artikel scheint mir ein Fehler geraten zu sein: “Susi ihr Hund” und “Karl sein Fahrrad” sind nicht Fehler wie die anderen hier aufgezählten. Das ist vielmehr Dialekt, und es wäre in etlichen Dialekten schlicht falsch, „Susis Hund“ anstelle von „der Susi ihr Hund“ zu sagen. (Wenn ich mich nicht irre, ist in Teilen des Rheinlandes „Susi sein Hund“ richtig.) Falsch wäre es nur, „Susi ihr Hund“ für hochdeutsch auszugeben. Aber wer tut das schon?

  5. Zu 4. BoB „Wir fahren nach Türkei.“
    „Isch fahr nach Türkei“ dürfte durch wörtliche Übersetzung aus dem Türkischen zustandegekommen sein, ähnlich wie „das macht Sinn“ wörtlich übersetztes Englisch ist. Ersteres kann man aber entschuldigen, da es fast nur von Leuten türkischer Herkunft benutzt wird, die gar nicht den Anspruch haben, hochdeutsch zu sprechen. Bei „das macht Sinn“ ist das aber nicht so, und darum ist es einfach Deppendeutsch.
    Näheres dazu siehe
    http://deutsche-sprak.blogspot.com/2011/01/sinnmacher.html

  6. Matthias Meyer

    zu 10.: Wenn jemand im Dentschen „nicht wirklich“ sagt, meint sie/er in der Regel genau dasselbe, wie mit „not really“ ausgedrückt wird. Nämlich zu (gut?) deutsch: „echt nicht“. Nur versteht das vielleicht nicht jeder, da es eben
    1. anscheinend aus dem Englischen entlehnt wurde und aus diesem Grund
    2. getreu dem Englischen eine klare Aussage aus Gründen der Höflichkeit sanft verpackt
    Ich fände es falsch, solche Neuschöpfungen ohne zwingenden Grund als „undeutsch“ zu disqualifizieren und dadurch zu versuchen den Wandel der Sprache künstlich zu unterbinden.

  7. Danke, Herr Meyer.

    Ich teile die Ansicht nicht vollständig.
    Für 80 Millionen kann hier niemand sprechen, aber ich denke, dass viele Millionen Deutsche z. B. „das habe ich nicht wirklich verstanden“ sagen, wenn sie meinen „nicht richtig, nicht ganz, nicht komplett“, und das wird oft als „richtige“ Zurückübersetzung von „not really“ verstanden, was aber der Engländer sagt, wenn tatsächlich die Betonung auf NOT liegt.

    In diesem Artikel geht es um korrekte, angemessene Sprache, und wenn eine Aussage den Inhalt verwischt, so ist sie beim Gegenüber fehlerhaft, und genau das ist der Titel des Artikels. Neuschöpfungen wie Warmduscher, Schattenparker etc. kann es meinetwegen tausende geben. Man wird sehen, was sich durchsetzt. Bei allem Respekt: Ich bin promovierter Germanist UND Anglist und weiß, was Sprachwandel ist und „unterbinde nichts künstlich“. Es ist herrlich, Sprache sich entwickeln zu sehen, nur gefallen muss einem nicht alles.

    Ich habe zudem das von Ihnen zitierte Wort „undeutsch“ nicht verwendet und auch nichts „disqualifiziert“.

    Legen Sie mir bitte nichts in den Mund, was ich nicht gesagt habe! Ganz vorsichtig auf diesem dünnen Eis, zudem noch mit so einem schmutzigen Wort, was ich nie im Leben benutzen würde.

    Vielen Dank für Ihren Kommentar,

    C.S.

  8. Zu Punkt 7: „Meine Mutter ihre Schuhe“ – Vielen Dank für die Erwähnung dieses furchtbaren Fehlers. Jeder sollte doch wissen, dass die Mama hier im Dativ stehen muss und es korrekt heißt: „Meiner Mutter ihre Schuhe“.

  9. Sehr geehrter Herr Schmidt,Zu Punkt 5 „wegen dem Knie“Hier muß ich Ihnen widersprechen. Ich habe einst gelernt, daß nach „wegen“ der Dativ folgen muß (Frage: wegen wem oder was?).In diesem Zusammenhang erlaube ich mir, Sie auch auf folgenden Link hinzuweisen:http://www.belleslettres.eu/artikel/wegen-genitiv-dativ.phpIm übrigen wird in Ihrem Blog fälschlicherweise „grammatisch“ anstelle von „grammatikalisch“ gebraucht. Siehe hier:http://www.belleslettres.eu/blog/grammatikalisch-grammatisch.phpMit freundlichen GrüßenK. Ludwig

  10. Bsp: Es hat geschneit, weil hier ist alles ganz weiß.
    Der weil-Satz gibt nicht den Grund für das Schneien an (das wäre bei Verbendstellung) sondern begründet, warum der Sprecher meint, dass es geschneit hat.
    VG die Nuschel

    Au weia! Diese Bgründung muß wohl von einem Germanisten krampfhaft herbeikonstruiert worden sein, oder der Duden hat sie geliefert

  11. Sprachhelfer Arnold

    In einem Artikel über Sprachfehler gibt es auch einen Sprachfehler. „Sprecher bzw. Sprecherin“. Korrekt heißt es „Sprecher oder Sprecherin“, denn „bzw.“ wird NUR, AUSSCHLIEẞLICH dort verwendet, wo es eine Gegenüberstellung gibt: „Der Sprecher und die Sprecherin heißen Karl bzw. Inga“ wäre dafür ein gutes Beispiel.

    • Sehr geehrter Sprachhelfer Arnold,
      vielen Dank für den Hinweise. Wir haben den Satz jetzt so abgeändert, dass er zu Ihrer Zufriedenheit korrekt sein sollte.
      Mit freundlichen Grüßen
      Ihr Team von GermanBlogs

  12. Hallo,
    schön, daß sich jmd. dazu befleißigt sieht, Grundschulwissen nach zu schulen. Mir fehlt dazu Geduld und Verständnis.
    Wenn ich sprachliche Diskrepanzen feststelle, gibt es die sehr bequeme Seite „duden.de“ zur Prrüfung der Richtigkeit. – Sogar mit Sprachdateien als akustische Vorlage.
    Ähnliches gilt hier für bestimmte Endungen. Bis in höchste politisch-, wissenschaftliche, scheinbar elitäre Kreise gibt es derartige fehlerhafte Sprache. Ich verweise hier beispielhaft auf die Endung „ig“. Ganz aktuell ist auch das Wort „Ukraine“, bei dem das „ai“ gebunden gesprochen wird, kein gestoßenes i.
    Der Artikel hat nichts an Bedeutung verloren!

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