Wir wollen die wirklich schlechten Coversongs (also quasi alle Dance-Versionen) außen vor lassen, ein guter Coversong ist immer wieder großartig, um von einem heiß geliebten Song eine ganz andere Seite kennen zu lernen. Eines der wohl besten Beispiele ist „Sweet Jane“ der Cowboy Junkies, das im Original von The Velvet Underground eine völlig andere Stimmung erzeugt, allerdings mit Margo Timmins“ Stimme nicht an Intensität verliert, sondern vielmehr dazu gewinnt.
Tatsächlich gibt es aber eine nicht kleine Auswahl an Coversongs, die ausschließlich den Künstlern zugeschrieben werden, die sie überhaupt nicht geschrieben, bzw. original gesungen, sondern lediglich nach gesungen haben. Das kann man natürlich nicht so stehen lassen, immerhin sollte die Ehre auch dem zuteil werden, dem sie gebührt. Die (subjektiv gewählten) 10 Songs, von denen aus Erfahrung nur die Wenigsten die wahren, großartigen Originale kennen, könnt ihr jetzt sehen und natürlich auch hören:
Coversongs: Die Top 10
1
Hound Dog
Elvis und der „Hound Dog“, einer der klassischsten Elvis Songs aller Zeiten stammt – wie so viele andere Songs – natürlich nicht aus der Feder des Meisters des Rock'n“Roll, das ist für die 50er Jahre auch nicht unüblich, aber viel interessanter ist, dass der Song original für eine Dame des Blues geschrieben wurde, die sich über ihren untreuen Mann beschwerte. Der von Jerry Leiber und Mike Stoller geschriebene Song wird von der Grand Dame Big Mama Thornton nicht nur sehr viel frustrierter vorgetragen, sondern macht sich damit auch zu einem fast schon feministischen Stück Musik aus, denn der Hound Dog wird am Ende gnadenlos raus geworfen.
[youtube 5XUAg1_A7IE]
2
Die die, my darling
Die Lyrics Suche für „Die die my Darling“ ist mehr als frustrierend, da das erste Ergebnis „Metallica“ als Urheber nennt. Also wirklich, den Song kennen die meisten vom 98er Metallica Album Garage Inc. das ausschließlich (!) aus Coverversionen der Songs bestand, die Metallica beeinflussten. Im Original wird die zackige Punknummer von den legendären Misfits vorgetragen, damals noch in den Händen des „Evil Elvis“ Glenn Danzig, der auch heute noch zu den energetischsten Frontmännern des Metal-Genres gehört und mit den Misfits den Horror Punk erfand, für Orbison und Cash Songs schrieb, später Brücken zum Metal schlug und heutzutage sogar seinen eigenen Comicverlag hat. Während Metallicas Version gar nicht mal so schlecht geworden ist, besticht das Original natürlich durch den rohen Charme der Punkbewegung und wirkt dadurch auch aggressiver, gefährlicher und eine Spur zackiger.
[youtube LQlF-JVKRK4]
3
One (is the loneliest number)
Es wird wieder ruhiger in der Liste, eigentlich kennt man diesen Song von Aimee Mann, die ihn für den
Film „Magnolia“ auch wunderbar interpretiert hat, oder man freut sich auf die Band Three Dog Night, um sich im Selbstmitleid zu räkeln. Tatsächlich ist jedoch der große Songwriter Harry Nilsson für den Song verantwortlich. Der sich wiederholende Ton zu Beginn des Songs soll übrigens das „Besetzt“-Zeichen symbolisieren, das Nilsson zum Song inspirierte, für alle die, die das „Besetzt“-Zeichen überhaupt noch kennen.
[youtube fs7fbdOdDjs]
4
Nothing Compares to U
Keine Sorge, auch ich wäre beinahe vom Stuhl gefallen, als ich erfahren habe, dass nicht Sinead O'Connor, sondern Prince (Prince!!!), diesen Song im Original geschrieben hat. Nicht, dass man es dem Tausendsassa nicht zutrauen würde, aber nachdem man durch die 90er geprägt eine ehrlich weinende Sinead im Kopf hat, ist es schwer, sich den sexy Glitzerpopprinzen bei diesem bewegenden Trennungssong vorzustellen. Deshalb im Folgenden das Video, das beweist, dass Prince einfach nicht ohne sexy auskommt, denn selbst wenn es um die Einsamkeit und die Müdigkeit geht, die einen erfasst, wenn die große Liebe aus dem Leben getreten ist, hat man immer noch das Gefühl, Prince wolle sweet sweet Love mit einem machen. Natürlich lenkt so was auch von einer Trennung ab…
[youtube lOVP7GHJLII]
5
Where did you sleep last night / In the Pines
Für ihr Unplugged in New York Konzert verärgerten und/oder überraschten Nirvana mit einer sehr ungewöhnlichen Setlist, denn anstelle der Hits wurden nur wenige Nirvana Songs gespielt, stattdessen Coversongs der befreundeten Meat Puppets, von Bowie und sogar dem Blues Künstler Lead Belly. Der Song ist auch als „in the pines“ oder „Black Girl“ bekannt und ist eigentlich ein Traditional, hat also keinen bekannten Songwriter, wird aber vor allem Lead Belly zugeschrieben, der ihn in den 40ern aufnahm. Die erste bekannte Aufnahme ist jedoch von Bill Monroe, der eine Bluegrass Nummer daraus gemacht hat. Bei diesem Song wird jedoch klar, wie gut das Cover von Nirvana ist, denn Cobains verzweifelter Gesang zum Ende hin verleiht dem Song eine fast unerträgliche Nacktheit.
[youtube 8_UkluxB7gc]
6
Valerie
Das Amy Winehouse/Mark Ronson Duo hat mit diesem Song einen absoluten Hit geschaffen, zu dem man großartig tanzen kann, schade nur, dass das Original kaum bis niemals gespielt wird, da das eigentlich noch besser zum Tanzen ist und irgendwie auch gesanglich mehr zum Text passt, denn immerhin geht es hier um einen Mann, der sein Mädchen so sehr vermisst, dass es ihn beinahe um den Verstand bringt. Amys Song ist hervorragend, klingt aber – wie eigentlich alle ihre Songs – ein wenig sehr gelangweilt und das hat Liebeskummer nun wirklich nicht verdient.
[youtube WV_HH8Ymer4]
7
Gone Daddy Gone
2006 brannte die Luft mit Gnarls Barkleys Song „Gone Daddy Gone“, mindestens genauso wie 1983, als die Violent Femmes diesen Song auf ihrem Debüt präsentierten. Während Gnarls Barkley einen cleveren Popsong kreierten, der auf jeder Tanzfläche Wunder wirkt, klingt die originale Version ein wenig unheilsschwanger, so dass man automatisch düstere Absichten vermutet. Sieht man Gordon Gano beim Singen tief in die Augen, ist das wohl auch angebracht.
[youtube nptMn4YMCCM]
8
Last Kiss
Wenn man Eddie Vedder bei „Last Kiss“ über seine verstorbene Liebste singen hört, dann bricht einem das Herz. Wer hätte gedacht, dass der Pearl Jam Song im Original von Wayne Cochran kommt und ein John Carpenter, der die melancholische Gitarre perfektionierte, einfach nur Gold daraus zauberte. Ein wenig zynisch ist die
Geschichte jedoch, denn Cochran, der an einer Straße wohnte, an der es öfter einmal zu Autounfällen kam, zog Carpenter, den Songwriter Randall Hoyal und Bobby McGlon heran, um einen der zu der Zeit sehr populären Teen-Tragödien Songs zu schreiben, wie man ihn beispielsweise von den Shangri La's und „Leader of the Pack“ kannte. Das Musikbusiness ist nun einmal hart.
[youtube sWZ6xQBsK6o]
9
Blinded by the Light
Bei eher unbekannten Songwritern passiert es ja häufig, dass eine andere Band den Ruhm für ihre Lorbeeren mit ihrem Cover einheimst, verwunderlich wird es dann, wenn der Urheber doppelt so berühmt ist. Manfred Mann's Earth Band haben mit ihrem „Blinded by the Light“ beispielsweise Classic Rock
Geschichte geschrieben, bzw. gespielt, denn geschrieben hat das gute Stück „The Boss“ Bruce Springsteen und das ganze fünf Jahre, bevor der Song durch Manfred Mann im Jahre 1977 durch die Chartdecke schoß. Tja, was der Boss anfasst, wird zu Gold, da kann es keine Einwände geben.
[youtube H4lZbkZ2W1M]
10
Twist and Shout / Shake it up, Baby
Ärgerlicher ist es vielmehr, wenn eine ultra populäre Band eine eher unbekannte Band covert und sich trotzdem niemand um die Urheber schert. So geschehen mit dem unglaublich berühmten Beatles Song „Twist and Shout“, der Original im Jahre 1961 von den Top Notes aufgenommen wurde. Geschrieben wurde er von Phil Medley und Bert Russell („Piece of my heart“, „here comes my
baby„, „hang on sloopy“). Kurz danach wurde er von den Isley Brothers interpretiert, diese Version klang auch verdammt dicht an den Beatles dran, wobei die erste Aufnahme der Top Notes sehr viel roher und tatsächlich leicht punkig klingt, was einer der Gründe sein dürfte, warum der Song nicht gerade populär war und daher gnadenlos an die nächste Band weiter gereicht wurde.
[youtube LsDpc-8iR8g]
Super Zusammenstellung. Danke. In der Tat waren manche Überraschungen dabei. Man lernt nie aus. Fehlt nicht Led Zeppelin?
Ui, da werd ich jetzt wohl überrascht, mit welchem Song denn?
„whole lotta love“: Muddy Waters (You need Love)
„stairway to heaven“ : Spirit (Taurus)
Hör da mal rein. Keiner wurde auf den Let Zeppelin Platten erwähnt!
Die Liste ist viel länger.