Dumping-Lohn-Affäre: Der PR-GAU für Hamburger Hotels

Die Dumping-Lohn-Affäre ist noch lange nicht vorbei: Nachdem das Zimmermädchen Antonia H. (23) ihren Arbeitsgeber Lieblang bei den Medien angeschwärzt hatte – für Putzarbeiten im Sofitel Hamburg hatte sie einen Stundenlohn von gerade einmal 1,76 Euro erhalten (was später als Abrechnungsfehler abgetan wurde) – berichten immer mehr Mitarbeiter und Insider der Gebäudereinigung von der Wahrheit im Wirtschaftsalltag.

Gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" packte nun ein Firmenchef aus. Er sei von mindestens einem Hamburger Hotelchef zu niedrigen Preisen gezwungen worden, versuchte sich zu wehren und verlor so mehrere Aufträge.
In einer Blitzumfrage der digitalen Fachzeitschrift 'hottelling' bekennen sich zahlreiche Hoteliers zu Nettostundenlöhnen von rund sieben Euro für externe Mitarbeiter im Putzdienst. Wieviel dann bei den Mitarbeiter der Dienstleister ankommt, ist dann die Frage …

Die Dumping-Lohn-Affäre entwickelt sich zu einem PR-GAU für die Hotellerie. Die Folgen (bei Verhandlungen mit Gewerkschaften im Lobbying um einen gesetzlichen Mindestlohn) sind vermutlich eklatant. Welche Konsequenzen die permament negative Berichterstattung bei Geschäftspartner und Gästen haben wird, ist die Frage.

Im ersten Fall des Sofitel Hamburg wurde der Vertrag mit Lieblang umgehend gekündigt und eine bundesweite Überprüfung der Zusammenarbeit mit dem Facility-Management-Unternehmen angekündigt. Hoteldirektor Jürgen von Massow versicherte glaubhaft, dass die gezahlten Nettolöhne an Lieblang und den Nachfolger weit über dem Durchschnitt seien.
Dennoch steht die Hotellerie weiter am Pranger – in einer seit längerem anhaltenden Debatte um Mindestlöhne und den Wert von Arbeit. Es gibt dabei viel zu verlieren – Geld und Glaubwürdigkeit.

6 Meinungen

  1. Sehr geehrte BloggerInnen,Als Mutter der Antonia H. muß ich erstens richtig stellen, dass der Stundenlohn Brutto 2,46 Euro betrug und zweitens anmerken, dass ich sehr verwundert, aber auch erfreut bin, dass diese Berichterstattung einen solchen Wirbel ausgelöst hat.Verwunderung, weil ich während meiner Recherchen raus bekommen habe, dass diese Zustände, dort wo das Housekeaping an Dienstleistungsfirmen vergeben wird, sehr weit verbreitet sind und sie somit den Menschen in der Branche bekannt hätten sein müssen. Da es sich bei dem eingesetzten Reinugungspersonal aber mehrheitlich um Personen mit Migrationshintergrund handelt, die selbstverständlich weder gewerkschaftlich organisiert sind, noch sonst Möglichkeiten haben ihre Rechte kennen zu lernen und vertreten zu lassen, hat man wohl angenommen, dass man das so vor der Öffentlichkeit verheimlichen kann. Pech war eben nur, dass meine Tochter nach ihrer Lehre endlich arbeiten wollte und ich zwar schon Gerüchteweise von solchen Zuständen gehört hatte, aber eben nicht angenommen hatte, dass das Dorint Sofitel als renomiertes 5-Sternehotel so etwas in seinem Haus dulden würde. Als langjährige Gewerkschafterin und Mitarbeiterin des Bundestagsabgeordneten Prof. Schui der Linksfraktion, bin ich nämlich schon der Meinung, dass das Hotel auch Menschen gegenüber, die für das Hotel arbeiten, auch wenn man nicht der direkte Arbeitgeber ist, eine soziale Verpflichtung hat. Dies schrieb ich auch dem Herrn von Massow in einem freundlich gehaltenen Brief, indem ich Herrn von Massow auch bate mir mitzuteilen, ob daraus nun Konsequenzen gezogen werden würden.Eine Antwort habe ich, obwohl der Brief noch vor dem Medienrummel hätte bei ihm eingehen müsssen, bis heute nicht erhalten.MfGRenate Hercher-Reis

  2. Sg. Frau Hercher-Reis,kann es sein, daß Sie als WASG- und Verdi-Funktionärin Ihre Tochter gezielt eingesetzt haben, um eine Geschichte für die Medien zu produzieren? Soviel ich weiß, hat es sich bei dem Job ja um eine Akkord-Tätigkeit in Höhe von 3,60 Euro pro Zimmer gehandelt und Ihre Tochter hat statt der üblichen zwei bloß ein Zimmer pro Stunde geschafft. Jetzt gibts im Grunde bloß zwei Möglichkeiten: Unfähigkeit oder Böswilligkeit. Wenn ich mir jetzt noch überlege, wie wahrscheinlich es ist, daß eine WASG/Verdi-Funktionärin ihre 23-jährige Tochter für 2 Euro putzen gehen lässt…MfGWB

  3. Renate Hercher-Reis

    Sg Herr Baumschlager,diese Frage liegt bei Menschen wie ihnen wohl nahe und sie wurde mir auch von Journalisten gestellt. Ich liebe meine Tochter und hätte sie kurz nach ihrer Lehre so einem demotivierenden Stress sicher nicht ausgesetzt.Klar habe ich als Gewerkschafterin von solchen Zuständen vorher schon Gerüchte gehört, konnte mir aber nicht vorstellen, dass soetwas in einem 5-Sternehotel geduldet würde. Das war mit Sicherheit sehr naiv von mir, das gebe ich gerne zu. Sie wissen aber leider eben doch sehr wenig. Denn meine Tochter hat einen ganz normalen 40-Stunden-Arbeitsvertrag unterschrieben und von Akkordlohn stand da nichts. Böswilligkeit muß ich ihnen unterstellen. Denn scheinbar wissen sie ja genau, wie meine Tochter gearbeitet hat. Stehen Sie also eventuell der Dienstleistungsfirma sehr nahe?? Fest steht auf jeden Fall, dass man die Anwesenheit meiner Tochter im Hotel für die im Vertrag fest geschriebene Stundenanzahl erwartet hat. Fest steht auch, dass man ihr am Anfang des Arbeitstages eine Anzahl von zu reinigenden Zimmern zugeteilt hat! Keine der dort angestellten Zimmermädchen hat je täglich 18 Zimmer zugeteilt bekommen. Dies wäre aber nötig gewesen, um den im Vertrag fest geschriebenen Tariflohn zu erreichen. Dies weiß ich sicher, da ich mich auch mit anderen Frauen dort angestellten Frauen unterhalten habe! In der Probezeit ist übrigens nicht aufgefallen, dass meine Tochter angeblich die Anforderungen des Unternehmens nicht erfüllt. Das merkte man erst, als wir den Tariflohn einforderten. Natürlich habe ich als Gewerkschafterin und WASG-Mitglied mehr Möglichkeiten mit dem Protest in die Öffentlichkeit zu kommen. Migrantinnen die die Mehrheit in diesem Job bilden, haben hier wenig Möglichkeiten für ihr Recht zu kämpfen, weil sie mehrheitlich ihre Rechte nicht wirklich kennen und selbst auf solche Jobs, bei denen das Risiko des Unternehmers auf die Angestellten abgewälzt wird, angewiesen sind.Von daher bin ich froh, dass meine Tochter zugestimmt hat, damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Das Hotel behauptet, dass es dem Dienstleister eine Vergütung bezahlt, die es ermöglicht, Tafirlöhne zu zahlen! Wo landet also die Differenz zwischen den Tariflöhnen und den tatsächlich gezahlten Löhnen??MfGR. Hercher-Reis

  4. Sehr geehrte Frau Hercher-Reisich finde es gut das Sie sich für die Migranten einsetzten,auch ich kenne das Problem als Angestellter in einem 5 Sterne HotelEs ist leider mittlerweile üblich das , das Housekeeping Personal outgesourct wird und die Firma pro Zimmer im Schnitt EUR 6-7 inkl. Reinigungsmittel ein Zimmer in einem 5 Sterne Hotel schon 45min benötigt um es gründlich für die zukünftigen Gäste, die EUR 180 ,- pro Nacht bezahlen zu putzen!Bei dem Beispiel sieht man dasDumping Löhne Alltag in der Hotellerie sind!!Immer weiter soMFG Lacke

  5. weiter so :-)))))

  6. hallo bin auch in dieser branche tätig, beziehe dumpinglohn von 2,19 pro zimmer bei 3 sterne .wird aber gesamtsumme der zimmer durch stundenlohn geteilt. ist das korrekt so.? an wen kann ich mich wenden bei so fragen. um evtl. druck zu machen. vielen dank im voraus

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*