Problematische Gesellschaft – Aboriginals und Aussies

Ist es nicht seltsam? Da leben die Ureinwohner in ihrer
Stadt, in ihrem Land – und das kommt einem unheimlich vor. Das kann doch nicht
sein. Und doch ist es so. Da werden einem Schauermärchen erzählt von
Aboriginals, die nachts im Nichts nach Benzin fragen – wohlgemerkt zum Schnüffeln,
nicht zum Antrieb ihres Autos. Oder die Sache, dass Australiens Ureinwohner
gern mal so tun, als seien sie liegengeblieben und sich dann von anderen
abschleppen lassen – um Benzin zu sparen. Dass ausgerechnet mich und mein
Auto eine Gruppe Aboriginals 160 km abgeschleppt hat, aus Nettigkeit, und mir
dann noch mein kaputtes Auto abgekauft haben – das möchte ich so gerne allen
erzählen, die ihr Bild der Ureinwohner allein aus solchen eben erwähnten
Beschuldigungen bilden.


Stolen Generation

Die Aborginals haben eine harte Zeit hinter sich: Nachdem
der weiße Mann das Land besiedelt hat (wohlgemerkt war Australien eine Insel,
auf die britische Kriminelle verstoßen wurden), ging es für die Kultur der
Ureinwohner abwärts. Bis in die 80er Jahre hinein wurden die Kinder der
Aboriginals quasi entführt, und etweder in „Reservate“ gesteckt oder von weißen
Familien aufgezogen – um die Hautfarbe zu bereinigen, das Dunkle also
nach und nach austoben zu lassen. Irgendwann hat die Regierung gemerkt, was für
eine Sünde sie da begeht – und nun entschuldigt sich das Land einmal im Jahr am
„Sorry Day“ für diese Unmenschlichkeit. Die „Stolen Generation“ aber
bleibt.  Keinen Bezug zu den eigenen
Wurzeln, aber auch nicht „weiß“ genug, um „Australier“ zu sein.



Problematische
Gesellschaft

Die Aussies haben ihre Vorurteile über Aborginals: Säufer,
Nichtsnutz, Junkie, sozialer Absturz. Tatsächlich gibt es sehr viele
Alkoholiker unter den Aboriginals, auch könne sie manchmal ziemlich unwirsch
anmeckern, und in großen Gruppen wirken sie schon manchmal bedrohlich. Doch
erstens sind es die Australier, die sie dazu gemacht haben – nicht nur durch
das Wegnehemn des Landes, sondern auch durch Diskriminierung und Rassismus. Und
zweitens gibt es auch verdammt viele andere. Nur sieht man die nicht. Nicht in
den Städten, kaum in Läden oder Büros. Andere – die tatsächlichen Ureinwohner –
haben sich ihre Kultur bewahrt und laufen auf sogenannten Walkabouts monatelang
durch die Wüste und ernähren sich davon, was die Natur ihnen gibt. Und die
restlichen leben in Alice Springs – so scheint es. Oder sie helfen unwissenden
Backpackern – wie mir. Es sind nämlich wahnsinnig gutherzige Menschen.

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