Elbflorenz (Teil 1)

Da ich Dresden seit dem kontinuierlich Besuche, kann ich die Entwicklung als Außenstehender gut beurteilen. Am Anfang (also 1990) hatte die Stadt den Charme des Anderen. In der Altstadt ging ich vom Bahnhof durch die Pragerstrasse und war als Wessi über die Kälte dieser Einkaufsautobahn etwas schockiert. 8-spurig mit Plattenbauten nebenan und Einkaufsbarraken zum D-Mark verprassen. Die Ware kam natürlich ausschließlich aus dem Westen und war damit für mich recht langweilig.

Danach an der Kreuzkirche vorbei, mit Blick auf den Kulturpalast. Nun wurde das Stadtbild schon komplizierter, da ich nicht nur das nach dem Krieg wieder Aufgebaute sah, sondern auch die ersten Bauten, die schon lange vor der Zerstörung standen. Mich zogen die damals wie ein Magnet an. Die Schönheit und Atmosphäre, die von den baufälligen Gebäuden ausging, lässt sich schwer beschreiben. Ich fühlte mich angenehm in eine frühere Zeit versetzt und kam mir Lichtjahre von zu Hause entfernt vor. So nah und doch so fern. Ein sehr angenehmes Gefühl.

Das Blut kam mir ins stocken, als ich das erste Mal vor den Schuttbergen der Frauenkirche stand. Unglaublich, dass die Trümmer seit dem Kriegsende, also genau 45 Jahre, etwas zusammengetragen vor mir lagen. Ich war geradezu fassungslos. Lange stand ich ich davor und eine wilde, nicht zu stoppende Achterbahn der Gefühle lief in mir rauf und runter. Als wäre der Krieg erst vor kurzem zu Ende gewesen. Danach zu der BrühlschenTerrasse, dann der Dom, der Zwinger, alles in einem fast zerfallenen Zustand. Solche Orte kannte ich aus dem Westen nur steril und hübsch aufpoliert. Hier wehte der Wind anderer Zeiten. Ein echtes Erlebnis.

Auf der Augustusbrücke gehe ich über die Elbe in die Neustadt. Dieser Stadtteil war damals bei den Besuchern nicht so begehrt, weil es weniger zu sehen gab und die Touris sowieso zu den wenigen historischen Gebäuden in die Altstadt geschleust wurden. Hier konnte ich damals das bloße Leben der Dresdner ausmachen, die etwas murrig in den Strassen rumliefen. Die gefühlte Zeit hatte sich schon wieder geändert. Jetzt befand ich mich eher am Ende der 50er.

Fortsetzung folgt ..

 

Eine Meinung

  1. hallo,ich liebe dresden,deutschlands kulturhauptstadt nummer 1peter

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