Dixie Chicks von Country zu Rock & Pop

Eigentlich war ja nix, doch im Frühjahr 2003 wurden die drei von den Dixie Chicks von der konservativen US-Countryszene verstoßen, beschimpft und von vielen ihrer Fans boykottiert. Warum, nur weil auf einem Konzert in London die Lead-Sängerin Natalie Maines mit der Bemerkung, „Sie sei beschämt darüber, daß der Präsident aus Texas stammt“, den konservativen US-Amerikanern von deren Kopf stieß. CDs des beliebten Country-Trios wurden mit Traktoren plattgewalzt und besonders Radiostationen im Süden boykottierten ihre Songs, ja sie bekamen sogar Morddrohungen für diese „Majestätsbeleidigung“. Maines entschuldigte sich später öffentlich bei Bush, worüber sie sich im nachhinein noch heute ärgert. Unterstützung aus der Musikszene erhielten die Dixie Chicks aber auch, z.B. von Bruce Springsteen und Madonna, die öffentlich für das Recht der Frauen auf freie Meinungsäußerung eintraten.

„Am 24. April starteten die Dixie Chicks eine Medienkampagne, um ihre Standpunkte darzulegen. Während eines Hauptabendinterviews mit Diane Sawyer gab Maines an, stolz auf ihre ursprüngliche Aussage zu sein. Am 2. Mai erschien die Band nahezu nackt (mit bedeckten Geschlechtsteilen) auf der Titelseite der Zeitschrift Entertainment Weekly, bemalt mit Sprüchen wie „Traitors“ (Verräter), „Saddam’s Angels“ (Saddams Engel), „Dixie Sluts“ (Dixie-Nutten), „Proud Americans“ (stolze Amerikaner), „Hero“ (Held), „Free Speech“ (freie Meinungsäußerung) und „Brave“ (Mutig).“ (wikipedia: Dixie Chicks)

Musikalisch wirkte sich dieser Aufruhr dahingehend aus, daß sich die drei Dixie Chicks (Emily Robison, Martie Maguire und Natalie Maines)  vom Mainstream-Countrysound verabschiedet haben, um sich mehr am Rock und Pop zu orientieren, womit sie endlich auch in Europa den kommerziellen Durchbruch erzielen wollen und müssen, werden sie doch noch immer von vielen alten Fans in den USA boykottiert. Zudem ist das Country-Business das umsatzstärkste Marktsegment im US-Pop, so daß sie froh sein können, wenn ihr neues Album „Taking The Long Way“ in den USA mehr als zwei Millionen Mal verkauft wird (die CD „Home“ verkaufte sich noch 6 Millionen Mal).

Die durchaus abwechslungsreichen Songs der neuen CD klingen natürlich noch immer stark nach Country, wenn auch etwas rockig aufgepeppt. Soweit ich in die Texte reingehört habe, bleiben sie persönlich und unpolitisch. In „Not Ready To Make Nice“ machen sie immerhin deutlich, daß sie zu ihren Aussagen stehen und nichts zurücknehmen. Von Bushs Impeachment wie bei Neil Young oder Bruce Springsteen, ihrem neuen Vorbild, ist allerdings nirgends die Rede.

Bei laut.de kommt das Album auf ein O.K. bis „Gut“:
„Ein leicht dunkel-melancholischer Hauch schwebt über vielen der zumeist im Midtempo angesiedelten Tracks, allerdings ersäuft das Album niemals in eintöniger Langeweile. Denn die Songs bieten ein großes musikalisches Spektrum in Form und Ausführung. […] Vielen Fans der ersten Stunde mag der Verzicht auf die klar im Vordergrund stehenden Bluegrass-Sounds früherer Werke ein Wermutstropfen bedeuten. Allerdings führt die kräftigere Rock- und auch Pop-Färbung, gerade in der hier gezeigten, Chicks-spezifischen Umsetzung, niemals zu einer Verwässerung des ureigensten Stils.“
Für Joe Levy vom „Rolling Stone“ ist es schließlich einfach „Musik für Soccer Moms“, weiblich und erwachsen, paßt ja zu Fußball-WM.

www.dixiechicks.com

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Eine Meinung

  1. sich für Bush zu schämen klingt in meinen Ohren sympathisch…. nur zurücknehmen sollte man das nicht – ist nicht immer leicht standhaft zu bleiben…

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