Diabetes Mellitus – Wohlstandsverwahrlosung als demographischer Faktor?

(Foto: PixelQuelle.de/pqm)

Bis gestern Abend war es allgemeiner Konsens, unsere Gesellschaft überaltert unweigerlich. Aber wie das so ist mit sicheren Erkenntnissen, ganz plötzlich erscheint ein neuer Faktor auf der Bildfläche und wirft die schönsten/schlimmsten Prognosen einfach über den Haufen. Die gestrige Bildfläche war die Fernsehmattscheibe. Im ZDF-Magazin Frontal 21 lief ein Beitrag über die schleichende Volksseuche Diabetes Mellitus [Gefährliche Ignoranz].

In dem Bericht spekulierte ein Professor Martin Wabitsch von der Universitätsklinik Ulm über die langfristigen Folgen der Diabetes. O-Ton Wabitsch: „Schlussendlich wird auch die Lebenserwartung in unserem Lande in naher Zukunft wieder rückläufig sein, weil wir diese Lawine an kranken Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht im Moment gerade haben, die dann älter wird und schließlich auch dazu beiträgt, dass die Menschen in unserem Land im Durchschnitt nicht mehr so lange leben werden."

Bisher galten vor allem exotische Minderheiten als gefährdet [Netzeitung: Maori durch Diabetes vom Aussterben bedroht]. Die Ureinwohner in Amerika, Asien, Australien und im Pazifik sind durch die westliche Ernährung besonders anfällig für den Typ-2 Diabetes. Die Erkrankung entsteht hauptsächlich durch Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn die Krankheit doch so nahe liegt? Exotische Minderheiten haben wir in Deutschland doch auch und Ureinwohner erst recht. Dementsprechend verheerend sind auch die epidemiologischen Befunde: Etwa 10 Prozent der Bundesbürger leiden mittlerweile an der Zuckerkrankheit und bis 2010 soll die Zahl der Erkrankten sogar über 12 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Das sind dann 10 Millionen Patienten deren Lebenserwartung durch die vielen Folgeerkrankungen der Diabetes deutlich gesenkt wird.

Erst kürzlich konnte in der deutschen Gesellschaft eine bisher unbekannte exotische Minderheit identifiziert werden, die „abgehängten Prekarier". Die Massenarbeitslosigkeit befreit diese Menschen von körperlich anstrengenden Tätigkeiten. Gleichzeitig verändern billige, aber fett- und kalorienreiche denaturierte Lebensmittel die Ernährungsgewohnheiten der Prekarier negativ. Durch die restriktive Sozialgesetzgebung wird eine gesunde Ernährung für diese Bevölkerungsschicht unerschwinglich. Ebenso wird der Zugang zu Bildung und in der Folge auch die Gesundheits- aufklärung erschwert. So wird die Mangelernährung früherer Jahrhunderte allmählich durch Fehlernährung und ihre Folgen abgelöst. Das Phänomen bleibt selbstverständlich nicht auf Deutschland beschränkt [CAF: Weltweiter Anstieg der Diabetes-Fälle].

Nachdem Marie Antoinette am Vorabend der französischen Revolution den hungernden Franzosen empfahl, Kuchen zu essen, endete sie 1793 schließlich auf dem Schafott. Heute wird Madame Antoinettes Methode erfolgreicher praktiziert. Das abgehängte Prekariat stopft sich mit billigem Weißmehlgebäck aus der Industriebäckerei voll. Statt Vollkornschnitten gibt es transfettsaures Zuckergebäck mit viel Limonade-Light zum Nachspülen. Das ist dann Klassenkampf und Rentenpolitik von oben, aber durch den Magen.

Die Chefarztfrau

6 Meinungen

  1. Hat evtl. schon einmal jemand Erfahrungen gesammelt über die Einnahme von sog. „Erstmilch“ in Verbindung mit Diabetes?GrussPeter

  2. Neben der sozialen Komponente sollte aber auch nicht die Eigenverantwortung der Betroffenen vergessen werden! In den USA wollte eine sechzehnjährige allenernstes McDoof verklagen, weil sie in zwei Jahren, in denen sie sich täglich mit Fast Food eindeckte, stark übergewichtig wurde. Die Klage scheiterte. Auch wenn kostenlose gesunde Mahlzeiten für Schulkinder u.a. sicher sinnvoll sind, lässt sich nicht alle Verantwortung delegieren und wegschieben.

  3. Hab da was neues aus Amerika entdeckt. Da kann man was für die Gesundheit lernen.Hab selbst schon den Blutzucker gesenkt. War immer Diabetes 2 und doch immer wieder mit starken Schwankungen. Nun aber doch mit weniger Medizin auf einem gleichbleibenden Wert. DANKE

  4. Guter Artikel, volumetrics gehört zu den besten Diäten.

  5. gefällt mir…diese ernährungsweise scheint mir auch logisch und wenn man sich ein bisschen gedanken macht kann man sich mit sicherheit auch ausgewogen ernähren.

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