Hannover 96 hat am 10. Spieltag wieder einmal gezeigt, dass die Leistung aus der vergangenen Saison keine Eintagsfliege war und den bislang unumstrittenen Tabellenführer Bayern München mit 2:1 besiegt. Damit wiederholten die Niedersachsen ihren Triumph vom März 2011 und schieben sich hinter Bayern, Dortmund und Schalke auf Platz 4 der Bundesligatabelle. Ein hochwertiges Bundesligaspiel fand in den 96ern am Ende einen recht glücklichen Sieger. Zwar konnten sie mit den Bayern jederzeit mithalten, hatten aber weniger Torgelegenheiten und in einigen Szenen Fortuna auf ihrer Seite. Zwei Aluminiumtreffer standen für die Bayern gegen einen bei den „Roten“. Zudem fiel das 2:0 durch einen abgefälschten Schuss von Pander. Letztlich müssen sich die Bayern aber selbst ankreiden, dass sie aus der spielerischen Überlegenheit zuwenig machten und sich in entscheidenden Szenen selbst schwächten. So foulte Kapitän Philipp Lahm Steven Cherundolo unnötig im Strafraum, wodurch Hannover per Elfmeter von Abdellaoue das 1:0 ermöglicht wurde. Wenig später ließ sich Boateng nach einer Rudelbildung zu einer Tätlichkeit gegenüber Christian Schulz hinreißen und sah die Rote Karte. Bei all den günstigen Umständen muss man Hannover 96 aber auch bescheinigen, dass sie taktisch hervorragend spielten und blitzsaubere Angriffe fuhren, von denen sie ebenso wie die Bayern noch einige hätten nutzen können. Nicht umsonst sprach Sky-Reporter Marcel Reif nach dem Spiel von der besten Partie, die er in dieser Saison bisher gesehen habe.
Bayer Leverkusen: Auch am 10. Spieltag keine Kontinuität unterm Bayer-Kreuz
Während Hannover sich also wieder im oberen Tabellendrittel stabilisiert und die Bayern trotz der Niederlage Spitzenreiter bleiben, sind die Formkurven einiger anderer Vereine schon zu diesem Zeitpunkt der Saison von vielen Aufs und Abs geprägt. Bayer Leverkusen kommt unter dem neuen Trainer Robin Dutt einfach nicht richtig in Fahrt. Zu oft wechseln sich gute mit schwachen Leistungen ab. Bestes Beispiel war die hohe Niederlage gegen Köln, der wenig später ein überzeugendes 3:1 gegen Wolfsburg folgte, bevor es in Gladbach zum einem sehr glücklichen 2:2 reichte. Parallel sind die Resultate in der Champions League sehr ordentlich. Hier liegt Bayer nach 3 Spielen auf Platz 2 und mit 6 Punkten voll im Soll. Doch am Sonntag folgte zunächst wieder eine 0:1-Niederlage gegen den neuen Tabellendritten FC Schalke 04, der unter dem neuen Trainer Huub Stevens wieder Fuß gefasst hat und in Torschütze Jefferson Farfan einen überragenden Matchwinner hatte. Dutts Leverkusener müssen nun langsam mal eine Serie starten, um nicht zu weit hinter die vorderen Tabellenplätze zurückzufallen.
Borussia Dortmund: Das Bundesliga- und das Champions-League-Gesicht
Der BVB hat in der Bundesliga weitgehend Stabilität gewonnen. Nach einem durchwachsenen Start gelang am letzten Samstag durch das restlos überzeugende 5:0 gegen den 1. FC Köln bereits der vierte Sieg in Folge. Zuvor waren auch der FSV Mainz, der FC Augsburg und der starke SV Werder Bremen mit guten Leistungen bezwungen worden. Gerade hinsichtlich Torausbeute scheint bei den Schwarz-Gelben endlich der Knoten geplatzt zu sein. Auch die einsame Sturmspitze Robert Lewandowski zeigte sich gegen Köln wieder einmal sehr treffsicher. Damit sind die Dortmunder tatsächlich erster Verfolger der Bayern und können an die letzte Saison ansatzweise anknüpfen. Trotzdem ist nicht alles glücklich in Dortmund, denn die Misserfolge in der Champions League liegen Fans, Spielern und Verantwortlichen des Vereins schwer im Magen. Das 1:1 gegen Arsenal London konnte durchaus noch als Erfolg bezeichnet werden, doch die ernüchternden Pleiten in Marseille (0:3) und Piräus (1:3) geben dem BVB trotz einer machbaren Gruppenkonstellation nur noch geringe Chancen auf ein Weiterkommen. Doppelt ärgerlich ist dabei, dass die Dortmunder spielerisch mehr als mithalten und oft überlegen spielen und doch Lehrgeld zahlen, da vorn trotz immensem Aufwand zuwenig Zählbares herausspringt, während hinten der Gegner mit Anfängerfehlern zum Toreschießen eingeladen wird. Frustrierend wirkt sich dabei sicherlich auch aus, dass manche Kritiker der jungen Dortmunder Mannschaft schon vor der Saison die internationale Reife abgesprochen hatte. Nun muss sich Jürgen Klopps Truppe zusammenraufen, um das Gegenteil zu beweisen, das Bundesligagesicht auch auf europäischer Ebene zu zeigen und zumindest noch den dritten Platz sicher zu stellen, der zum Weiterspielen in der Europa League berechtigen würde.
1.FC Köln: Was ist das Konzept von Solbakken?
Der neue norwegische Trainer Stale Solbakken hat es nicht einfach in Köln. Wie fast alle Trainer, die dort anheuern. Seine Arbeit scheint teilweise zu fruchten, ist aber mit Blick auf die bisherigen Ergebnisse auch schwer einzuschätzen. Die Resultate gleichen einer wilden Achterbahnfahrt. Desolate Spiele wechseln sich mit große Leistungen fast wöchentlich ab. Viel hängt einfach an Teamleader Lukas Podolski, der gegen Hannover, Hoffenheim oder in Leverkusen der Matchwinner war, bei den Debakeln in Schalke (1:5) oder Dortmund (0:5) aber keinen Stich sah. Dass eine Mannschaft dann nicht in der Lage ist, solche Ausfälle zu kompensieren, ist sicher ein großes Problem des FC. Solbakken wird sicherlich weiter unsicher leben, solange er nicht eine gewisse Konstanz in die Leistungen bringt, durch welche die Kölner dauerhaft ins ruhige Fahrwasser des Bundesligamittelfelds geraten.
TSG Hoffenheim: Nur gegen Spitzenmannschaften gut
Eine sehr abwechslungsreiche Entwicklung macht in dieser Saison auch die TSG Hoffenheim durch. Gerade in den Heimspielen können die Jungs von Trainer Stanislawski zumeist überzeugen – und das gegen Topteams der Liga. Gegen Meister Dortmund ein 1:0-Sieg, gegen die Bayern ein 0:0 mit einer überzeugenden Leistung und am 10. Spieltag wiederum ein 1:0 im Duell mit den Gipfelstürmern aus Mönchengladbach. Die Kraichgauer zeigten dabei eine dominante, konzentrierte Leistung und hatten mit Vedad Ibisevic einen eminent wichtigen Rückkehrer auf der Torjägerposition, der auch prompt das entscheidende Tor erzielte. Sie bewiesen also mehrfach, dass sie mit den Spitzenmannschaften mithalten können. Doch es gibt auch das andere Gesicht der TSG. Zuweilen stolpert die Mannschaft mut- und ideenlos über den Platz und erzielt dann enttäuschende Ergebnisse wie das 0:2 in Köln oder zuletzt das 0:2 beim württembergischen Rivalen aus Stuttgart. Zu schwankend sind momentan noch die Leistungen, um bereits ganz oben anzugreifen. Dennoch kann man optimistisch sein im Kraichgau. Denn auch auf Rückschläge folgen häufig gute Leistungen, der Tabellenplatz ist sehr ordentlich und vor allem: die Verletztenmisere geht so langsam zu Ende. Zeitweilig musste Stanislawski mit 6-8 hochkarätigen Ausfällen auskommen, nun aber sind neben Ibisevic unter anderem auch Ibertsberger, Salihovic oder Weis genesen und werden der Mannschaft bestimmt weiter Sicherheit verleihen.