Zinsfalle: Das Girokonto und der Dispokredit

Nahezu jeder Berufstätige mit Girokonto bekommt inzwischen von seiner Bank einen Dispositionskredit eingeräumt. Und ein Viertel der Bankkunden macht von diesem praktischen Kredit, für dessen Nutzung man niemanden um Erlaubnis fragen muss, auch regelmäßig Gebrauch. Manche verstricken sich immer tiefer in den roten Zahlen und kommen wegen der hohen Zinsen dort nicht mehr heraus.

Wenn der Dispo zum Albtraum ohne Ende wird

Der Dispositionskredit bietet einige Vorteile. Wenn Sie kurzfristig etwas finanziellen Spielraum benötigen, kommen Sie durch ihn rasch und problemlos an Geld. Langwierige Kreditverhandlungen, lästiger Papierkram sind nicht nötig, eine feste Ratenrückzahlung ebenso wenig. Sobald Sie Ihr Konto ausgleichen, haben Sie den Kredit abgelöst. Für Selbstständige und Freiberufler ist es oftmals die einzige Kreditform, auf die sie Zugriff haben. Der Nachteil sind die hohen Zinsen, die einen zweistelligen Prozentsatz ausmachen. Wenn ein Kunde es dauerhaft nicht schafft, seinen Schuldenstand zu verringern, oder er wegen Arbeitslosigkeit plötzlich geringere Einnahmen verzeichnet, kann die Bank ihm sehr kurzfristig den Dispo kürzen oder kündigen. Wer dann sein Girokonto nicht ausgleichen kann, rutscht noch tiefer ins Minus. Die Banken sprechen von einer geduldeten Kontoüberziehung, für die sie selbstverständlich die höheren Überziehungszinsen berechnen. Meist dauert es nicht lange, und der zuständige Sachbearbeiter zitiert den Kunden zu einem Gespräch, wo er möglicherweise die sofortige Rückzahlung der offenen Schuld einfordert. Im schlimmsten Fall droht dann der Besuch vom Gerichtsvollzieher.

Wie Sie der Zinsfalle entkommen

Grundsätzlich hat jeder Bankkunde das Recht, auf einen Dispokredit zu verzichten. Diese Radikallösung erspart Ihnen zwar die teuren Dispozinsen, aber sie ist nicht sinnvoll. Ein kleiner Kreditrahmen ist durchaus anzuraten, um in Notfällen flüssig zu bleiben. Es kommt hin und wieder auch vor, dass das Girokonto vorübergehend nicht gedeckt ist, weil eine Gutschrift verspätet eintrifft. Ohne Dispokreditrahmen könnten nun Daueraufträge und erteilte Einzugsermächtigungen nicht mehr abgebucht werden. Die anfallenden Mahngebühren würden vermutlich die Zinsen für den Dispo bei Weitem übertreffen. Sie sollten allerdings tunlichst vermeiden, den Dispo dauerhaft zu nutzen. Wenn Sie eine größere Anschaffung planen, die Ihr momentanes Budget übertrifft, dann sollten Sie einen Kreditvertrag zu deutlich günstigeren Kreditkonditionen vereinbaren. Das spart rund die Hälfte an Zinsen – vom Ärger ganz zu schweigen.

Verschenktes Geld

Der Dispokredit ist verführerisch, kann aber in einer bösen Zinsfalle enden. Sie müssen sich immer vor Augen halten: Der Dispo ist der zweitteuerste Kredit, den Sie bei einer Bank aufnehmen können. Übertroffen wird er nur noch vom Überziehungskredit. Wer sein Geld nicht an die Bank verschenken will, sollte rechtzeitig über einen Raten- oder Abrufkredit nachdenken. Denn diese Kreditarten sind momentan so günstig wie selten.

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