Wohnungsmarkt: Dramatisches Defizit bei der Anzahl bezahlbarer Wohnungen

Die in Deutschland grassierende Wohnungsnot hat sich weiter zugespitzt. Der wichtigste Grund für diese Entwicklung ist die große Zuwanderung von Ukraine-Flüchtlingen bei einer gleichzeitig geringen Anzahl an Neubauten. Ein Aktionsbündnis fordert nun ein Sondervermögen für den sozialen Wohnungsbau.

50 Milliarden Euro für neuen Wohnraum

Die Baugewerkschaft, der Mieterbund und die Sozial- und Branchenverbände schlagen Alarm: Das Bündnis weist in einer aktuellen Pressemeldung darauf hin, dass sich die Situation auf dem Wohnungsmarkt im letzten Jahr weiter signifikant verschlechtert hat.

Dafür gibt es zwei Gründe: Laut einer Studie des Pestel-Instituts in Hannover sind von Januar bis September des letzten Jahres 1,25 Millionen Menschen mehr nach Deutschland gekommen, als im selben Zeitraum gegangen sind. Bei ihnen handelt es sich in erster Linie um Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Diese Neuankömmlinge stoßen nun auf den zweiten Grund der Wohnungsmisere. Es handelt sich um den stagnierenden Wohnungsbau im Lande, der wegen gestiegener Bauzinsen und großer Preissteigerungen bei den Baumaterialien weiter ins Stocken geraten ist.

Vor diesem Hintergrund fordert das Bündnis vom Staat nun ein Sondervermögen in Höhe von 50 Milliarden Euro sowie Steuersenkungen, um der Krise entgegenzuwirken. Für etwa drei Viertel der Summe solle der Bund aufkommen, für das restliche Viertel die Länderregierungen.

Weiterhin fordert das Bündnis, dem neben dem Mieterbund auch die Caritas, der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel, die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau sowie die Industriegewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt angehören, die Senkung der Mehrwertsteuer für den sozialen Wohnungsbau von derzeit 19 auf sieben Prozent.

Außerdem müsse die Bearbeitung von Förderanträgen beschleunigt werden, ebenso wie die Planungs- und Genehmigungsverfahren in den kommunalen Behörden.

Weit über eine halbe Million Wohnungen zu wenig

In der Bündnis-Meldung heißt es weiter, dass in Deutschland zurzeit mindestens 700.000 Wohnungen fehlen, Tendenz steigend. Das Problem betrifft vor allem bezahlbaren Wohnraum. Ursprünglich sah die Bundesregierung den Bau von jährlich 400.000 Wohnungen vor, darunter 100.000 Sozialwohnungen.

Würden diese Zahlen realisiert, könnte der Wohnungsmangel laut Bau-Bündnis in vier bis fünf Jahren überwunden sein. Dem ist aber nicht der Fall: Die bereits erwähnte Pestel-Studie zeigt, dass im Jahr 2022 lediglich 20.000 Sozialwohnungen in Auftrag gegeben worden sind.

Allerdings ist für diese Entwicklung nicht nur die Bundesregierung Schuld, so die Bündnis-Experten: Zusätzlich haben sich durch den Konflikt in der Ukraine die Bau-, Produktions- und Materialkosten massiv erhöht. Deshalb müsse nun mit Fördergeldern und weiteren finanziellen Anreizen gegengesteuert werden.

Bildnachweis: Pixabay, 1210677, 652234

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