Fortsetzung des blogs: Was haben Liebeserklärungen mit Inertialsystemen zu tun
Nachdem Albert Einstein 1905 seine Spezielle Relativitätstheorie veröffentlicht hatte, entdeckte er sehr bald, dass diese Theorie zu speziell war, um als eine umfassende relativistische Beschreibung des Universums gelten zu können. Er hatte mit dieser Theorie zwar die geradlinig-gleichförmige Bewegung erfolgreich relativieren können, die ungleichförmige beschleunigte Bewegung hingegen blieb etwas Absolutes.
Wenn man sich also in einem geschlossenen Zugabteil befand – und dieser Zug sich mit geradlinig-gleichförmig bewegte, dann bemerkte man nichts von dieser Bewegung. Die in einem solchen Zugabteil durchgeführten Experimente unterschieden sich also in nichts von den Experimenten, die in einem stillstehenden Zug durchgeführt wurden. Doch wenn der Zug seine Geschwindigkeit verringerte oder erhöhte oder aber eine Kurve durchfuhr, dann konnte man diese Bewegung physikalisch sehr wohl registrieren – und zwar auch dann, wenn man nicht aus dem Zugabteil hinausschauen konnte. Diese Beschränkung des Relativitätsprinzips empfand Einstein als unbefriedigend. Es erschien ihm unverständlich, dass das Relativitätsprinzip nur für die unbeschleunigte, nicht jedoch für die beschleunigte Bewegung gelten sollte. Er suchte also nach einer Möglichkeit, um das Relativitätsprinzip auch auf diese Klasse von Bewegungen auszudehnen und so zu verallgemeinern.
Um ein solches allgemeines Relativitätsprinzip aufstellen zu können, musste Einstein, wie er herausfand, Inertialsysteme als bevorzugte Klasse von Bezugssystemen irgendwie loswerden, denn genau darin drückte sich der hervorgehobene Status der geradlinig-gleichförmigen Bewegung aus. Als er eines Tages – vor exakt einhundert Jahren – in seinem Patentamt saß, kam ihm ein genialer Einfall: Er entdeckte, dass ein Mann im freien Fall seinen eigenes Gewicht nicht spüren wird. Er bezeichnete diesen Einfall später als den glücklichsten Gedanken seines Lebens, denn er ebnete ihm entscheidend den Weg zu diesem allgemeinen Relativitätsprinzip.
Tatsächlich beinhaltet dieser Einfall die Erkenntnis, dass ein in einem Gravitationsfeld beschleunigt fallendes Bezugssystem nicht von einem Inertialsystem unterscheidbar ist. In diesem beschleunigten Bezugssystem laufen alle Naturvorgänge so ab, als gäbe es eben keine Beschleunigung. Für uns, die wir allwöchentlich einen Blick in die ISS werfen dürfen, ist diese Erkenntnis alles andere als spektakulär. Obwohl die ISS mit fast 30.000 Kilometer pro Stunde um die Erde kreist und als solches eine stete beschleunigte Beweung ausführt, verharrt ein Tropfen Wasser bewegungslos im Inneren der Station, und zwar so lange, bis einer der Astronauten sich entscheidet, ihn zu trinken. Doch für Einstein, der in einer Zeit lebte, in der die Raketentechnik noch in den Kinderschuhen steckte, kam diese Erkenntnis verständlicherweise unerwartet – umso aufrüttelnder war sie dann für ihn.
Dieser Erkenntnis liegt die empirische Feststellung der "Gleichheit von schwerer und träger Masse" zugrunde. Auf der Grundlage dieser empirischen Gleichheit konnte Einstein schließlich sein sogen. Äquivalenzprinzip aufstellen und von hier aus das Relativitätsprinzip verallgemeinern.
Doch man kann diesem Gedanken wie auch dem damit verknüpften Prinzip eine ganz andere Wendung geben – und dann erscheint sie als ein nicht minder glücklicher Gedanke.
Was zeichnet ein im Kleinsten realisiertes Inertialsystem vor allen anderen Inertialsystemen aus? Was macht es so besonders? Mit diesen Fragen endete nicht nur der letzte blog-Beitrag. Es waren auch diejenigen Fragen, die uns von dem Beweis der Existenz Gottes noch trennten. Und die Antworten, die wir auf diese Fragen geben können, beziehen sich auf denselben Gedanken, den Albert Einstein vor exakt einhundert Jahren als den glücklichsten aller seiner Gedanken bezeichnet hat.
Wenn wir die transzendente Eigenschaft der Allgegenwart physikalisch auf den Begriff des Inertialsystems gründen, dann unterscheidet sich dieser Hintergrund – auf den ersten Blick – nicht wesentlich von dem Newtonschen Begriff des absoluten Raumes, den Newton seinerzeit noch ganz erklärtermaßen als "Sensorium Dei" verstanden hatte.
Wenn wir alle materiellen Körper aus diesem Universum entfernen, dann bleibt dieser Hintergrund bestehen. Er repräsentiert in dieser Eigenschaft ein unendlich dichtes Netz von Trägheitsbahnen. Einstein hatte gehofft, diesen statischen Hintergrund vollständig auf die besondere Materieverteilung zurückführen zu können – eine Hoffnung, die er als Machsches Prinzip bezeichnet hatte. Diese Hoffnung blieb jedoch unerfüllt. Gleichwohl konnte er zeigen, dass der von Newton als absolut angenommene Raum zumindest kein völlig statischer Hintergrund mehr war, sondern dass er durch die Gegenwart von Materie tiefgreifend verformt werden konnte – und zwar umso mehr, je mehr Materie in einem spezifischen Raumgebiet vorhanden war.
Die Macht des Inertialsystems als universelles trägheitsbestimmendes Moment ist also durch die Allgemeine Relativitätstheorie gebrochen worden. Doch wie weit kann diese Macht in einem von dieser Theorie beschriebenen Universum eingeschränkt werden? Kann sie auch über das Kleinste hinaus beschränkt werden? Erlaubt Einsteins Theorie dies?
Je mehr Masse in einem spezifischen Raumgebiet ist, umso stärker ist – so Einsteins Theorie – die Gravitation und umso kleiner wird auch das von dem Begriff des Inertialsystems beherrschte Gebiet. Doch – und das ist der allesentscheidende Gedanke – dem Äquivalenzprinzip zufolge kann dieses Gebiet niemals kleiner als das Kleinste sein, denn dann gäbe es, technisch gesprochen, auch kein Bezugssystem mehr, in dem die Gravitation lokal zum Verschwinden gebracht werden könnte. In diesem hypothetischen Falle würde unser Mann bei seinem Sturz vom Dach und seinem Fall in die Tiefe plötzlich doch sein eigenes Gewicht spüren. Dass er genau das nicht kann, eben dieser Umstand ist die eigentliche Grundlage der Allgemeinen Relativitätstheorie und begründet ihre Effektivität.
Gleichwohl gibt es einen speziellen Fall, in dem dieses Gesetz in Frage gestellt ist. Das ist die im Inneren eines Schwarzen Loches unvermeidlich auftretende Singularität. An diesem Punkt verliert das Äquivalenzprinzip in der Tat seine Gültigkeit. Die überwiegende Zahl der Physiker glaubt jedoch nicht, dass dieses Versagen des Äquivalenzprinzips tatsächlich stattfindet. Sie glauben vielmehr, dass unsere Naturbeschreibung an diesem Punkt unvollständig ist. Mit anderen Worten: Sie sind davon überzeugt, dass das Äquivalenzprinzip auch unter extremen gravimetrischen Bedingungen seine Gültigkeit behält.
Das aber bedeutet, um zu unserer Ursprungsfrage zurückzukehren, dass das Inertialsystem unter allen Umständen seine Herrschschaft in einem infinitesimal kleinen Raumgebiet bewahrt. Es ist genau diese Bedingung, die ein im Kleinsten realisiertes Inertialsystem vor allen anderen Inertialsystemen auszeichnet. Es ist – im Gegensatz zu diesen – unbedingt; und zwar ebenso unbedingt wie das Absolute selbst.
Was an dieser Auszeichnung physikalisch fernerhin bemerkenswert ist, ist der Umstand, dass sie in Gestalt des Äquivalenzprinzips mit einer unglaublichen Genauigkeit daherkommt. Das bedeutet: Wenn wir der hier entwickelten metaphysischen Interpretation folgen, dann indiziert diese enorme Genauigkeit auch das experimentelle Maß, mit der die Existenz Gottes bewiesen ist. Und diese Präzision beträgt,
den letzten Messungen zufolge: 1 zu 10 Hoch Minus 12. Also ziemlich genau.
Wenn dies kein glücklicher Gedanke ist, was ist dann ein glücklicher Gedanke?
Mit diesen Überlegungen möchte ich diese blog-Serie einstweilen beenden. Im nächsten blog möchte ich Euch mein Buch Von der Entdeckung Gottes am Rande des Universums vorstellen, in dem diesen Beweis eine vereinfachte und gleichsam begradigte Form gegeben wurde. Ich werde allerdings nicht diesen Beweis selbst im Detail rekapitulieren, sondern lediglich ein paar der größten Missverständnisse darlegen, die meiner Meinung nach seinem Verständnis entgegenstehen.
Mal ganz ehrlich: Das ist es, was Du einen Beweis(!) nennst? Also Beweis als nicht widerlegbare und zwingende (!) Folgerung, die zudem aus möglichst selbst-evidenten, weil ansonsten nicht viel taugenden, Postulaten folgt?Ich verfolge Deine Argumentation schon eine ganze Weile, und erstmal Glückwunsch, weil ich es für eine anregende Lektüre halte. Aber die Wissenschaft, auf die Du Dich beziehst, ist oft etwas schwammig dargestellt und wird zu oft ersetzt durch fragwürdige philosophische Spekulationen einzelner Wissenschaftler. Das ist ein großer Unterschied.Wo kommt zum Beispiel in diesem Beitrag auf einmal die Quantifizierung für Deinen Gottesbeweis her? Ich vermute, dass ist die derzeitige experimentelle Obergrenze für den Unterschied von schwerer und träger Masse, aber gesagt wird es nicht. Selbst wenn, gründet Deine Argumentation ja gar nicht darauf, sondern auf den Eigenschaften des „kleinsten“ Inertialsystems und des Universums. Bei zweitem belegst Du nicht, dass es sich überhaupt um ein Inertialsystem handelt, bei erstem kannst Du nicht mal die Existenz desselben (außer als Abstraktion/Gedankenprodukt) belegen. Dass Du es überhaupt an der Trägheit festmachst, scheint mir von dem Wunsch geleitet, sich auf Einstein und die Relativitätstheorie berufen zu können. Man könnte auch argumentieren: kleinste Raumeinheit = masselos = sehr kalt + je größer der Raumausschnitt im Universumsmaßstab, desto kälter => Nikolaus von Kues q.e.d. Noch ein Gottesbeweis?Selbst wenn ich Deinen kritisierbaren Gedankengang so glaubte, hättest Du am Ende somit nichts bewiesen, sondern allerhöchstens eine Vermutung geäußert. Und auch nur eine Vermutung für die Existenz von irgendetwas Transzendentem, nicht etwa Gott. Das Transzendente könnte ja auch ein vollkommen unpersönliches Naturgesetz oder -prinzip sein, was die Welt durchzieht – der Beweis, wie dieses mit Gott identisch sein soll (gar mit dem immer wieder angedeuteten christlichen Gott) fehlt gänzlich. Nichts für ungut, und viel Glück auf Deinem Weg.– kamenin
Lieber K.als Einstein seine Arbeit ueber die Brownsche Bewegung veroeffentlichte, wurde dies unter Physikern als „Beweis“ fuer die Existenz von Atomen angesehen. In diesem Sinne haben naturwissenschaftliche Beweise per se nicht die Strenge, die Du forderst. Und dies gilt fuer alle naturwissenschaftlichen Beweise, und zwar aus methodologischen Gruenden (Fallibilismus). Diese inhaerente Ungewissheit ist Teil des Selbstverstaendnisses von Wissenschaft. So gesehen, äußert die Wissenschaft immer nur Vermutungen. Wir koennen also nie sicher sein .. Es ist natuerlich schwierig, eine zusammenhaengende Argumentation ueber diverse blogs hinweg darzustellen, ohne klar zu fuehlen, mit wem man es zu tun hat. Offenbar ist mir das auch nicht gelungen.Eine Moeglichkeit, diesen ‚Beweis‘ zu verstehen, ist es, sauber zwischen dem theoretischen Konstrukt und seiner empirischen Verifikation zu unterscheiden. Wie Dein Beitrag zeigt, ist gerade dieser Uebergang heikel.Das Konstrukt – die Koinzidenz des Kleinsten & Groessten – fuer sich genommen zeigt auf sehr eingaengige Weise, wie die Bedingung aussehen kann, wenn etwas innerhalb unseres Universums so allgegenwaertig sein soll, dass es dabei gleichzeitig unsichtbar ist. Was das mit Gott zu tun hat? Nun Allgegenwart und Unsichtbarkeit (und gerade in dieser speziellen Kombination) ist eine Gott typischerweise zugesprochene Charakterisierung.Im uebrigen sehen alle Gottesbeweise konzeption so aus – zumindest jene von der roemisch-katholischen Kirche verfochtenen: Sie beziehen sich auf solche sachhaltigen Eigenschaften. Die Identifizierung mit dem Monotheismus ist stets eine nachtraegliche. Aber in einem Punkt hast Du natuerlich recht: Es ist durchaus moeglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass diese Art von metaphysischem Zugang Auswirkungen auf das Gottesbild hat; ein Punkt, dem ich meinem Buch natuerlich auch nachgegangen bin. Gerade darum geht es mir: Einen Bereich systematisch zu untersuchen, der bislang ausschließlich Gegenstand von Glauben und/oder Aberglauben war.Noch zum Begriff INERTIALSYSTEM: Einstein selbst hat in seiner letzten oeffentlichen Vorlesung diesen Begriff mit einem ‚allmaechtigen Gott‘ in Beziehung gesetzt. Wie es scheint, weckt dieser Begriff offenbar auch bei großen Geistern metaphysische Assoziationen.(Albert Einstein in: Albert Einstein: Sein Einfluß auf Physik, Philosophie und Politik, Peter C. Aichelburg und Roman U. Sexl (Hrsg.) Braunschweig 1979 Einsteins letzte Vorlesung; 217 ff.) Die Quantifizierung des Gottesbeweises hat Bezug zu genau diesem Begriff: Nur weil die Gleichheit von traeger und schwerer Masse gegeben ist, ist ein freifallendes Bezugssystem von einem Inertialsystem nicht unterscheidbar – zumindest soweit es einen infinitesimal kleinen Raumbereich (i.e. KLEINSTES) anbelangt. In einem entsprechenden metaphysischen Kontext kann man diese Äquivalenz zu dem transzendenten Hintergrund der Wirklichkeit in Beziehung setzen – und ihn auf diese Weise als empirischen Beleg für seine Existenz deuten. Dass diese Deutung drastisch von der Deutung abweicht, die A.Einstein in und mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie gegeben hat, duerfte m.E. klar sein, denn mit dieser Theorie versuchte Einstein einen ‚hintergrundunabhaengigen‘ Formalismus zu begruenden, was ihm allerdings – wie seine Auseinandersetzung mit dem Machschen Prinzip zeigt, nicht gelungen ist.) Zum Schluss: Um dieses Konstrukt – also das, was ich Gottesbeweis nenne – richtig einzuschaetzen, ist es wichtig zu wissen, dass er in seiner isolierten, stark ausgesetzten Form natuerlich anfechtbar ist – und auch zur Kritik herausfordert. Es zeigt ja lediglich den RAHMEN der gesuchten metaphysischen Theorie – es zeigt in dieser Eigenschaft etwas, was man in der Physik „Grenzbedingungen im Unendlichen“ nennen wuerde. Es zeigt jedoch noch nicht das Bild. Eine moderne Metaphysik, die erfolgreich sein will, muss natuerlich auch dieses Bild zeigen. Und dann erst wird auch deutlich, welche Rolle das o.a. Konstrukt in diesem Kontext spielt – und inwieweit es berechtigt ist.Nochmals vielen Dank fuer die kritischen Anmerkungen.
Ich bin mir nicht sicher, ob Du Dich in Deiner Beweisführung wirklich auf die wissenschaftliche Methode berufen und deren Kriterien anlegen kannst – ganz einfach, weil es da eben keine „Beweise“ und absolute Wahrheiten gibt, sondern lediglich funktionierende Arbeitshypothesen. Deine Beweisführung ist ja im Kern doch eher philosophischer Natur und versucht eben gerade, über den wissenschaftlichen Positivismus hinauszugehen, muss sich dann aber auch, weil eben die Argumentationskette im Wesentlichen (das theoretische Konstrukt) nicht empirisch und damit auch nicht so widerlegbar ist, auch an anderen Beweiskriterien messen lassen. Dies ist hier fragwürdig, weil bei fehlender strengen Definition, was (und warum) das Kleinste und was das Größte sind und was (und warum) die äquivalente Eigenschaft, es schon überraschend wäre, aus der Unmenge von möglichen Kombinationen keine zu finden, in der ein Kleinstes mit einem Größten eine Eigenschaft teilt.Die Gleichheit träger wie schwerer Masse ist dabei möglicherweise allgegenwärtig und unsichtbar, das trifft dann aber auch auf alle anderen Eigenschaften von Masse zu. Die elementaren Eigenschaften sind dabei leider noch ziemlich unbekannt, Elementarteilchenphysik ist halt schwierig und teuer. Am Ende bleibt doch nur das Hoffen auf den Positivismus – vielleicht findet sich am Ende die Reduktion von Masse auf zugrunde liegende, einfachere Phänomene, wie sie etwa die Stringtheorie versucht. Das würde den Beweis hier zumindest in anderem Licht erscheinen lassen.Ich denke schon, dass Dir Deine Skizzierung hier gut gelungen ist, und ich freue mich auf die nächstens Posts. Nur, dass Dir Dein Beweis schon gelungen ist, wie oben behauptet, das nehme ich Dir nicht ab :-)Grüße aus Berlin,kamenin
Lieber K.,vielen Dank fuer Deinen kritischen Kommentar.Zur wissenschaftlichen Methode: Wenn man verlangt, dass alle Terme einer Theorie oder eines Konstruktes beobachtbar sein sollen, dann waere in meinem Fall die wissenschaftliche Methode in der Tat nicht anwendbar. Aber die Wissenschaftler sind von diesem restriktiven Wissenschaftsverstaendnis laengst abgerueckt, weil es kontraproduktiv ist. Strings sind ein klassisches Beispiel dafuer. Wuerde man Dein Wissenschaftsverstaendnis voraussetzen, waeren Strings ein philosophisches Konzept, denn Strings selbst sind so klein, dass sie sich jeglicher Beobachtbarkeit entziehen. Trotzdem arbeiten Physiker mit diesem Konzept, weil sie sich tiefere Einsichten ueber die Struktur der Wirklichkeit von ihm versprechen.Es ist klar, dass es (epistemologisch) ein absolutes Wissen über das Absolute (ontologisch) mit wissenschaftlicher Methodik nicht geben kann, und zwar aus den bereits geschilderten methodologischen Gruenden. Das Kleinste und das Groeßte sind per se raeumliche Bestimmungen: Das unendlich Kleine (R = 0) und das unendlich Große (R = Unendlich). Und die Eigenschaft, um die es hier geht – und die mit diesen beiden Bestimmungen assoziiert ist, ist die der KRAEFTEFREIHEIT, indiziert durch den Begriff „Inertialsystem“. Das Universum als Ganzes – das ist eine der Grundannahmen einer modernen Metaphysik, wie ich sie verstehe – befindet sich in einem kraeftefreien Grundzustand so wie sich das Atom in einem elektrisch neutralen Zustand befindet. Die Koinzidenz des Kleinsten und des Größten, sofern sie auf unser Universum Anwendung findet, zeigt, wie etwas Allgegenwaertiges im (!) Universum codifiziert ist. Das habe ich einem frueheren blog dargelegt. Sie ist als solches prinzipiell wahrheitsfaehig, obwohl das, worin diese Koinzidenz ihren Ursprung hat, selbst nicht beobachtbar ist. Das ist eine Form von asymmetrischer Codierung, wie sie kennzeichnend fuer alle nicht-augenscheinlichen Objektbereiche der Natur ist, einerlei ob wir es mit dem Atom oder mit dem Gen zu tun haben. Atome beispielsweise bedingen in unumkehrbarer Weise die Erscheinungswelt, ohne durch diese selbst bedingt zu sein. Fuer mehr als fuenfzig Jahre waren sie selbst aber nicht unmittelbar beobachtbar. Eben diese asymmetrische Codierung gilt auch fuer das Absolute (inklusive aller damit verknuepfbaren Eigenschaften wie Allgegenwart, Unsichtbarkeit, Unbedingtheit, Einheit …) – allerdings in einer radikalisierten Form, denn das Absolute ist prinzipiell nicht beobachtbar. Und das muss aus Konsistenzgruenden auch so sein. Das ist ja gerade die Pointe einer modernen Metaphysik: Das Universum muss speziellen Bedingungen genuegen, um mit einer solchen speziellen Entitaet vereinbar zu sein.Die Koinzidenz (des Kleinsten und des Groeßten) ist nur ein einziges Beispiel dafuer. Dass sie physikalisch von Interesse sein koennte, zeigt die aktuelle Diskussion in der Physik: Koinzidenzen sind in letzter Zeit zunehmend in den Brennpunkt der Physiker geraten, weil sie als hochgradig erklaerungsbeduerftig wahrgenommen werden. Eine dieser Koinzidenzen ist bekannt als das „Flachheitstheorem“. Tatsaechlich laesst sich dieses Theorem – gerade ueber diese Koinzidenz – auf das Transzendente zurueckfuehren: Wenn das Universum im Kleinsten wie im Größten tatsaechlich einen kraeftefreien Grundzustand aufweist, wie ich annehme, dann ist in diesen beiden Grenzgebieten auch die Euklidische Geometrie als realisiert anzunehmen. Eine wesentliche Bedingung von Kraeftefreiheit ist neben der Gleichfoermigkeit eben die der GERADLINIGKEIT.Flachheit koennte also seinen letzten und wahren Ursprung im Einen oder Absoluten haben, wie immer man das auch nennen will. Dies wuerde verstaendlich machen, warum die Euklidische Geometrie von Kant als a priorische Anschauung beurteilt worden ist. Lieber K., natuerlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass mit dem praesentierten Beweis schon alles gesagt ist. Aber ich habe auch ein sehr viel bescheideneres Ziel verfolgt: Mir ging es darum, erst einmal zu zeigen, dass Metaphysik als Wissenschaft ueberhaupt moeglich ist, denn genau das ist ja der strittige Punkt und die Behauptung des POSITIVISMUS: Metaphysische Aussagen sind prinzipiell nicht wahrheitsfaehig. Um zu zeigen, dass diese Position anfechtbar ist, wollte ich wenigstens einen metaphysischen Satz (!) formulieren, der zeigt, dass dem nicht so ist – und zwar einen Satz, der so einfach und so transparent ist, dass er von einer moeglichst großen Zahl der Menschen nachvollzogen werden konnte. Und das kann er, wenn man sich die Muehe macht, und das ist keine Behauptung von mir, sondern die Antwort derjenigen, die mein Buch gelesen haben. Sicherlich kein repraesentativer Schnitt durch die Bevoelkerung. Ich glaube, das eigentliche Problem mit diesem Satz besteht darin, dass er so einfach ist, dass sich viele einfach weigern, dies anzuerkennen. Ich glaube, dass viele diesen Satz nicht deswegen ablehnen, weil sie ihn nicht verstehen, sondern gerade weil sie ihn verstehen.Was zweifellos anfechtbar ist, ist die Faktenlage. Die ist in der Tat nicht so eindeutig. Gleichwohl ist sie klar genug, um als empirisches Aequivalenz der Koinzidenz des Kleisnten und des Groeßten wahrgenommen werden zu koennen. So schrieb der Physiker Herbert Pfister in einem 2004 veröffentlichten Fachartikel: „..the greatest wonder .. is the following „cosmic coincidence“: Imagine a physicist performing experiments in a closed local laboratory, especially determining (…) the local inertial systems. Having finished this, he opens the „windows“ of his laboratory and looks to the distant stars, galaxies, quasars, and to the cosmic background radiation. And then he is (hopefully) amazed beyond all expectation that there is no acceleration, especially no angular velocity w between the local inertial system and the „cosmic rest system“. Pfister, Herbert; Newton’s First Law Revisited in: Foundation of Physics Letters, Vol. 17, No. 1, February 2004.Nochmals vielen Dank fuer den kritischen Kommentar. Liebe GruesseHelmut
http://theolounge.wordpress.com/2007/09/18/theologen-fragen-nach-ausserirdischem-leben/
Helmut,Ich beanspruche nicht, den aktuellen Stand der Wissenschaftsphilosophie wiedergebeben zu können. Aber wenn Du das mehrdeutige „beobachtbar“ durch „empirisch überprüfbar“ ersetzt, möchte ich Dir dennoch widersprechen. Als Einstein Brownsche Bewegung durch die Atomtheorie erklären konnte, war das eben keine anekdotale Erläuterung: „Atome würden sich ähnlich verhalten.“ Diese war schon vorher bekannt, galt aber eben nicht als Beweis, wie Du meiner Erinnerung nach auch korrekt ausgeführt hast. Es war stattdessen der empirische Nachweis: „In der Atomtheorie ergibt sich für Temperatur X ein quantifizierbares Verhalten A, bei Temperatur Y hingegen B.“ Diese Art empirische Überprüfbarkeit ist das zentrale Wahrheitskriterium der Naturwissenschaft, und das unterscheidet sie von Philosophie. Diese Verwissenschaftlichung ist String-Theoretikern bisher nicht gelungen, vielleicht braucht eine neue und komplexe Theorie dafür auch mehr Zeit. Wenn solche Aussagen für Strings aber prinzipiell nicht möglich sein werden, dann bleiben Sie mathematisch anspruchsvolles Gedankenspiel oder eben (mathematisch unterfütterte) Philosophie. Und dies gilt auch für Deinen Beweis. Die Aussage: Wenn Atome, dann… ist empirisch unterscheidbar von der Aussage: Wenn Atome, dann nicht… oder: Wenn keine Atome, dann… Deine Annahme: Wenn Existenz Gott/Transzendenz, dann folgendes… lässt keine empirische Unterscheidbarkeit zu. Ich kann mit gleichem Recht widersprechen: Existenz Transzendenz führt nicht zu… oder: Wenn keine Transzendenz, dann trotzdem… und wir hätten keine empirische Unterscheidungsmöglichkeit zwischen beiden Hypothesen, noch könnte ich Dein Modell weiterspinnen, um aus vorhandener Empirie weitere Überprüfungen abzuleiten, wie das für die Etablierung des Atommodells wesentlich war. Dein Argument ist eben im Kern immer noch ein philosophisches. Es ist darum für die Wissenschaft in Ordnung, wenn sich Spekulationen zu Beginn entlang von Analogien und Vermutungen bewegen, weil am Ende eben empirische Aussagen stehen müssen. In deiner nicht-empirischen Schlussfolgerung kannst Du es aber nicht bei Analogien und Vermutungen belassen. Ohne empirische Überprüfbarkeit brauchst Du halt ein anderes Wahrheitskriterium, dein Beweis unterliegt anderen Anforderung als eine wissenschaftliche Hypothese; das meinte ich in meinem zweiten Kommentar.Zum Kleinsten und Größten: Wenn Du R=0 und R=unendlich betrachtest, befindest Du Dich in beiden Punkten an Stellen, für die Naturgesetze streng genommen nicht definiert sind, landest also wieder bei Analogien, die keine Beweiskraft haben, weil sie letztendlich Behauptungen sind. Die Kräftefreiheit des Universums als Ganzen ist eine Behauptung, nicht mehr: die bisherige experimentelle Obergrenze von 10e-12 mag Dir verschwindend klein erscheinen, sie ist aber nicht als Wahrscheinlichkeit zu verstehen! Über die Kräftfeiheit des Universums kann die Wissenschaft im Moment einfach keine Aussage treffen. Das Universum kann dabei durchaus eine im Ergebnis klein erscheinende Eigenrotation haben (woher sollte eine große auch kommen?), die dann einen Unterschied von vlt. 10e-20 von schwerer und träger Masse bewirkt. Ironischerweise ändert das an Deiner Koinzidenz nichts, der Wert wird für R=0 und R=unendlich immer noch derselbe sein. Nämlich deshalb: Du kennst den Wert für das Universum als Ganzes nicht und musst ihn annehmen. Schlimmer, für R=0 kennst Du ihn auch nicht, behauptest ihn aber dann über weitere Annahmen als gleich, indem Du R=0 eben so definierst, dass alles rausfällt, was die Gleichheit stören könnte. Der Beweis scheint sich also vordergründig auf Empirie zu stützen, ist aber nur ein Zirkelschluss von Vermutungen, die schon voraussetzen, was sie zu beweisen scheinen. Weil die Gleichheit bei K und G entscheidend ist, nicht so sehr die ersetzbare Kräftefreiheit, sind die 10e-12 irrelevant. Eine Quantifizierung der Gleichheit bei K und G ist Dir aber nicht möglich, weil beide Werte unbekannt und so auch kaum bestimmbar ist. Die Ausführungen zur Kodifizierung sind ungenau, obwohl die These eigentlich ein Kernstück des Beweises ist. Du müsstest zeigen, dass dieses Prinzip tatsächlich das ganze Universum bzw. die ganze Schöpfung durchsetzt oder sogar dominiert, was Du aber nur anekdotisch und per Beispielen abhandelst. Diese sind zudem fragwürdig. Das Atom ist nicht unabhäbgig von der Erscheinungswelt. Was man sagen kann: Der Atomkern bestimmt die Bindungsmöglichkeiten der Chemie, ohne von ihr beeinträchtigt zu werden. Dies sind aber kümstliche Begriffe. Es bestimmt die Erscheinungswelt auch nur aus einer auf Erde/Menschheit zentrierten Weltsicht, nicht absolut im Universum. Letztendlich beruht dieser Zusammenhang nur auf einem Unterschied von Energien und der Abwesenheit höherer Energiedichten in eben unserem kleinen Lebensraum, ist also nur ein Unterschied in Quantitäten, nicht Qualitäten. Ich kann auch sagen, dass ein Regenschauer den Füllstand eines Sees beeinträchtigt, ohne von diesem beeinflusst zu werden, hätte damit genau so recht, aber kein metaphysisches Prinzip formuliert.Die DNA: seine Nichtbeeinträchtigung durch seine Produkte ist Kernpunkt seiner Entstehung. Wenn die Natur das nicht hinbekommen hätte, könnte es keine DNA geben. Aber auch das gilt nicht universell. DNA (von Reptilien) stellt zum Beispiel Enzyme her, die ihrerseits die DNA reparieren können, wenn Strahlungsschäden auftreten, womit die DNA eben nicht mehr von ihren Produkten unabhängig ist. Natürlich unterliegt sie auch sonst der Biochemie, auch der von anderer DNA produzierten. Zuletzt, nichts spricht dagegen, dass DNA Enzyme synthetisiert, die selbst wieder ihre eigene DNA verändern. Dies wäre allerdings spätestens in der zweiten oder dritten Generation letal – und entfernt sich darum selbst wieder aus der Natur. Ich sehe da beim besten Willen keine metaphysisches Grundprinzip, sondern nur ein unvollkommenes Werkeln natürlicher Kräfte, das Deinen Annahmen nicht entspricht. Das Universum zeigt also überwiegend, wenn nicht überhaupt Kodifizierung, die beeinflusst und selbst davon wieder beeinflusst wird. Wenn Du Deinen Beweis ernst nimmst, sollte das nicht Dein Bild des Transzendenten verändern, auch wenn es Deinem Gottesbild widerspricht?Deine Ausführungen zur Geradlinigkeit entsprechen denen über Inertialsysteme, fallen somit auch unter dieselbe Kritik. Dass Euklidische Geometrie dem Mensch als a-priori-Annahme erscheint, bedarf hingegen wieder keinerlei Metaphysik. Ein evolutionär entstandener Organismus wächst in seine Umgebung hinein; diese ist für den Menschen weitgehend euklidisch, weswegen sich das Gehirn in seiner Entstehungsgeschichte zwangsläufig diese Anschauung aneignen muss. Daraus lassen sich keine Rückschlüsse über das Universum oder Quantengrößenordnungen treffen, sondern nur, dass das gehirnliche Arbeitsmodell einer euklidischen Geometrie in unserer begrenzten Lebensdimension hilfreich ist und weitgehend (nicht absolut) zutrifft. Das könnte auch eine Irreführung unser evolutionären Geschichte sein, wie sich ja auch unsere sämtlichen naiven Annahmen über Raum, Materie und Zeit letztendlich als nur für unseren kleinen Bereich gut genähert und absolut gesehen als falsch herausgestellt haben.Leider teile ich somit Deinen Optimismus nicht. Fragwürdig an Deinem Beweis erscheinen mir sowohl die Grundannahmen wie auch die Beweisführung. Die Verankerung in Naturwissenschaft ist nur angedeutet, aber weder zwingend noch im engeren (mehr als anekdotalen) Sinne korrekt. Vielleicht sind meine Erwartungen auch etwas zu hoch angesetzt. Naiv stelle ich mir das Universum auch meist so vor, dass zum Beispiel die Naturgesetze die materielle Welt transzendieren (und asymmetrisch kodieren). Diese hilfreiche Vorstellung würde ich aber nie als absolut wahr behaupten, schon weil sie falsch ist: Naturgesetze unterliegen aller Wahrscheinlichkeit nach Änderungen in der materiellen Welt, sind auch erst mit dieser entstanden. Ich weiß nicht, für wie objektiv und absolut gültig Du Deinen Beweis hälst; da Du halt mehrfa
ch darauf hingewiesen hast, dass du Gott damit beweisen kannst (siehe Titel und entsprechende Anspielungen in vorherigen Einträgen), habe ich Deine Argumentation auch an dem Anspruch gemessen. Aber wir werden uns wahrscheinlich darauf einigen müssen, unterschiedliche Weltbilder zu haben. Ich danke Dir aber auf jeden Fall für die anspruchsvolle Unterhaltung und den sehr anregenden Austausch.Beste Grüße aus Berlin,k.
Lieber K.,vielen Dank fuer die sehr ausfuehrliche Kritik. Im Kern ist diese Kritik voellig berechtigt: Bei dem gegenwaertigen Stand ist der Beweis, den ich praesentiere, weder eindeutig noch in jedem Punkt ganz klar. Und er bewegt sich in der Tat noch mehr auf der Seite der Philosophie als auf der Seite der Physik.Aber er ist weder zirkulaer noch empirisch unbegruendet. Er mag auf den ersten Blick zirkulaer wirken, sofern man sich allein auf die Blog-Beitraege bezieht. Dass er nicht zirkulaer ist, wird deutlich, wenn man erkennt, inwiefern die Koinzidenz des Kleinsten und des Groessten die Antwort auf die Frage darstellt: Welche Grenzbedingungen muss das Universum erfuellen, wenn es auf etwas basieren will, dass allgegenwaertig und unfassbar zugleich ist? Was die jeweiligen theoretischen Bestimmungen (die beiden metaphysischen Eigenschaften auf der einen Seite, die Koinzidenz auf der anderen Seite) voneinander trennt, ist naemlich eine erkenntnistheoretisch aeussert scharfe Grenze: IMMANENZ versus TRANSZENDENZ. Wenn man diese Grenze nicht wahrnimmt, dann erscheint es in der Tat so, als sei der Beweis zirkulaer.Dass ich die beiden metaphysischen Eigenschaften voraussetze, ist kein prinzipieller Einwand gegen wissenschaftliche Theorieentwicklung – so wenig wie die Annahme, ein String habe diese oder jene Eigenschaft, dieser Form von Theorieentwicklung widerspricht.Aber Du hast natuerlich vollkommen recht: Wenn die Theorieentwicklung in dem von dir beschriebenen Stadium steckenbleibt, muss sie es sich gefallen lassen, als reines Wortgemaelde gebrandmarkt zu werden. Das wuerde natuerlich auch fuer eine moderne Metaphysik gelten. Es haengt also entscheidend davon, wie ueberzeugt man von dem jeweils gewaehlten Forschungsansatz ist – und ob er am Ende wissenschaftlich fruchtbar gemacht werden kann. Dass er im Falle der Metaphysik fruchtbar gemacht werden kann, davon bin ich zutiefst ueberzeugt. Andernfalls haette ich kaum mein Leben dieser Aufgabe gewidmet. Ich habe Dir eine neue Webadresse angegeben, die zeigt, wie man meines Erachtens ein Universum mit transzendenter Grundlage von einem Universum ohne eine solche Grundlage unterscheiden kann. Hinter dieser Adresse verbirgt sich ein von mir im Fruehjahr 2007 im Windpferd-Verlag erschienenes Buch „Die Physik des Mandala“ – in diesem Buch habe ich versucht, nicht nur den Rahmen, sondern auch das BILD eines metaphysischen Universums zu zeigen. Lieber K., ich bin mir der Unvollkommenheiten meiner Arbeit und Ueberlegungen sehr viel bewusster als Du ahnst. Aber es gibt, glaube ich, keinen Theoretiker, der erst dann etwas veroeffentlicht, wenn er alles ueber den von ihm gewaehlten Forschungsgegenstand weiss. Ein klassisches Beispiel ist das Relativitaetsprinzip. Tatsaechlich hat Einstein ein Leben lang darum gerungen, die Gueltigkeit dieses Prinzips fuer die Welt als Ganzes zu beweisen, denn genau diesem Ziel war die Suche nach seiner Einheitlichen Feldtheorie verpflichtet. Dennoch hat er zwei Theorien veroeffentlicht, die der Auseinandersetzung mit diesem Prinzip galten.Mein Ziel ist es, einen bestimmten bislang historisch stark vernachlaessigten Gegenstandsbereich (i.e. das Transzendente) der wissenschaftlichen Forschung mehr und mehr zugaenglich zu machen. So verstehe ich, im uebrigen, auch den von mir formulierten ‚Gottesbeweis‘: Er soll fuer gewisse formale und inhaltliche Bedingungen sensibilisieren, die mit dem Transzendenten einhergehen, soweit die Grenzen des sichtbaren physikalischen Universums betroffen sind.Dass ich das damit verbundene Konstrukt ueberhaupt als Gottesbeweis deklariert habe, ist historisch begruendet: Gemessen an den Beweisen, die bisher entwickelt wurden, halte ich das von mir praesentierte Konstrukt fuer einen enormen Schritt nach vorn. Es macht erstmals eine begrifflich klare und hochsignifikante Vorhersage, wie das Universum im Falle eines transzendenten Grundes aussehen muss. Freilich muss man das auch zur Kenntnis nehmen. Es ist klar, dass dieser Gegenstandsbereich natuerliche inhaerente Grenzen hat: Es ist also beispielsweise unsinnig, von einer modernen Metaphysik zu erwarten, sie solle die Existenz dieses Gegenstandsbereiches selbst (!) beweisen. Wenn etwas wirklich (!) transzendent ist, dann ist dies schlechterdings unmoeglich. Und das ist die vielleicht schwierigste Huerde fuer den menschlichen Geist – eben diese Grenze anzuerkennen.Die Entwicklung der Quantenmechanik ist ein beredtes Beispiel, wie schwierig es ist, solche unueberwindbaren inhaerenten Grenzen anzuerkennen. Einstein hat ein Leben lang gegen die von der Quantenmechanik beschriebenen Grenzen opponiert – in der Ueberzeugung, dass die inhaerente Unbestimmtheit von Quantensystemen durch irgendeine Art hochentwickelter klassischer Physik ueberwindbar sei. Und die Unbestimmtheit des Transzendenten geht weit ueber diese quantenmechanische Unbestimmtheit hinaus. Sie ist in der Tat sehr viel radikaler. Aber genau darin liegt eine Verheißung… Lieber K., ich danke Dir nochmals fuer die kritischen Anmerkungen, die mir viel Vergnuegen bereitet haben.Liebe GruesseHelmut
Gott – ist immer ein schönes Reizwort. Welcher Gott ist denn gemeint? Sagen wir mal der Logos oder Jesus Christus. Auf dieser Basis könnte man doch wirklich prüfen, wie weit Jesus Aussagen macht, die hermeneutisch von einem Inertialsystem und Äquivalenzsystemen ununterscheidbar und nicht falsifizierbar sind. Dabei reicht schon eine Indiziensammlung, um die Sache spannend zu machen. Desweiteren gibt es zum Thema ernste Beiträge aus Bonn und Durham.Was ist real ? Eichtheorien und Strukturenrealismus geben uns eine tiefere Einsicht in das Wesen von Äquivalenzprinzipien. Holger Lyre(2004) beschreibt sogar die Entdeckung eines Äquivalenzprinzips der Quantentheorie, das träge Feld, genauer das eichtheoretische Äquivalenzprinzip, der Phasenladung.Einen Metaphysischen Rahmen für alle möglichen Welten konstruiert Jonathan Lowe(Oxford,2006), der noch einige Schwächen hat, die aber aus meiner Sicht leicht zu heilen sind. Ich arbeite selbst daran, diese zu verbessern und sie an die Eichtheorie anzupassen. Die Idee von Helmut Hansen ist wahrscheinlich ungewöhnlich, aber deswegen noch lange nicht falsch. Nach den neuesten Erkenntnissen des Strukturenrealismus sind keine triftigen Argumente gegen sie auszumachen, eher scheint mir das gegenteil der Fall zu sein. Auch wenn mir persönlich der Gottesbegriff hier vorerst nicht angebracht erscheint, so ist er doch nicht verboten.In theologischer Hinsicht wäre ein Brückentheorie zwischen Naturphilosphie/Ontologie(Metakriterien) doch ein kopernikanische Pointe. Die ganz großen Denker hatten alle immer einen Sinn dafür gehabt.Von Aristoteles bis Quine sogar viele Logiker.Wir sind doch keine Spießer. Polemik bringt nichts. Beweise mir das Gegenteil: Denken ist frei. HH
was ist der Preis? Danke