Washington Take Two: National Museum of the American Indian

Im Zentrum Washingtons befindet sich eine grosse Hauptstrasse, auf der 4th St. and Independence Avenue, genannt  National Mall. Dort sind alle wichtigen Museen der Stadt aneinandergereiht. Eingerahmt vom Museum für Raumfahrt auf der einen Seite und dem Capitol (Foto Capitol) auf der anderen, steht das Museum für Indianische Kunst und Geschichte. An dieser Stelle sei eine kurze Bemerkung zu einer sprachlichen Besonderheit gestattet: aufgrund von Columbus' Annahme bei der Ankunft in Amerika Indien entdeckt zu haben, wurden die Einwohner Indianer genannt (Indians). Heute allerdings kann es zu Verwechslungen kommen, denn Leute aus Indien werden ebenfalls Indians genannt. Also lernte ich die Wörter Native Americans  und Indigenous People (Einheimische). Umso überraschter war ich, als ich den Namen des Museum las. Ich glaube, der Name ‚American Indian' wird als Unterscheidung zwischen East Indians (Menschen ostindischer Herkunft) und den ‚Native Americans' benutzt, auch um zu differenzieren zwischen den Indianern Amerikas und denen in Mexiko oder Kanada.

Zurück zum Gebäude, dass einen innovativen Weg gefunden hat, natürliches Licht ins Museum zu bringen. Durch eine Kuppel wird das Licht gebündelt, an einer Stelle reflektiert das Glas so, dass ein Regenbogen entsteht (Foto Rotunda). In der Eingangshalle sind Boote verschiedener Bauart ausgestellt, sowie Holzskulpturen (Foto IM Kaats). An den Wänden kann man Perlenstickerei, Holzschnitzerei, Puppen und mehr in Schaukästen betrachten. Diese traditionelle Art der Repräsentation von Objekten wird aufgelockert durch die ständige Ausstellung Our Universes: Traditional Knowledge Shapes Our World. Hier werden die verschiedenen Mythen zur Entstehung der Welt erklärt und man bekommt einen Eindruck davon, wie die Indianerstämme heute noch ihre Feste zelebrieren.

Am interessantesten waren für mich die Berichte von Indianern in der Ausstellung Our Lives: Contemporary Life and Identities, weil ich mir bisher nicht vorstellen konnte, wie sie ein Leben in der heutigen modernen Welt verbinden mit ihren traditionellen Glaubensmustern. In dieser Ausstellung kamen beispielsweise Indianer aus Kalifornien, Washington und Chicago zu Wort. Allgemein gewann ich den Eindruck, dass sie ihren Kindern immer noch viel von ihrer Kultur vermitteln, aber auch akzeptieren, dass diese die Sprache nicht mehr aktiv beherrschen und sich Jobs in den Städten suchen (oder es wurden jeweils nur die Leute ausgesucht und zugelassen, die nicht gerade kritisch mit der zeitgenössischen amerikanischen Kultur abrechnen).

Das Museum zeigte mir ein Leben der Indianer, im Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne. Es räumte mit meinen Vorurteilen und Stereotypen auf, denn ich hatte befürchtet, dass alle Indianer heutzutage in Reservaten leben und entsprechend dahinvegetieren. Das National Museum of the American Indian gibt den Indianern einen Raum für ihre Kunst; es bietet regelmässig Veranstaltungen an, wo Künstler auftreten und ihr Werk (ob Tanz, Musik oder Malerei) vorstellen. Es zeigte mir eine Auffasung von der Welt, tief verbunden mit der Natur, die den meisten von uns wohl völlig unbekannt ist.

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