Der Begriff wird viel im Zusammenhang mit Pflanzenheilkunde benutzt. Dort dient er der Beschreibung von Wirkungen, die man Heilpflanzen zuschreibt. Phytotherapie = Pflanzenheilkunde ist schon sehr alt und hat immer noch ihre Berechtigung, teilweise sind die Wirkungen sogar ganz erstaunlich.
Heilpflanzen können also der Verschlackung entgegenwirken. Dem pharmakologisch orientierten Arzt ist diese Betrachtungsweise fremd, suspekt oder zu ungenau, da Pflanzen in ihrer Wirkung nicht so genau beschrieben werden können, wie chemische Arzneimittel.
Wie sich in Gertis Beitrag schon andeutet, ändert man bei Verdacht auf Verschlackung die Diät, trinkt viel etc.
Im weitesten Sinn könnte man Verschlackung mit Ablagerung übersetzen, aber auch mit Vorstadien von Ablagerungen. Wenn also Schlacken noch im Blut und anderen Körperflüssigkeiten gelöst sind aber schon in so hohen Konzentrationen, dass es von Übel ist.
Schlacken sind grossenteils Abbauprodukte des Stoffwechsels, die meistens zur Ausscheidung bestimmt sind, es gibt aber auch Zwischenstoffwechselprodukte, die man als Schlacken ansehen kann, wenn sie vermehrt auftreten, wie etwa Cholesterin oder der simple Blutzucker. Ein weiterer Stoff, der überwiegend als Schlacke anzusprechen ist, wäre die Harnsäure.
In der chinesischen Medizin gibt es die so genannte Ausscheidungsregel. In ihrer blumigen Sprache sagen sie etwa: was Niere nicht ausscheiden kann, müssen Leber und Darm ausscheiden, was diese nicht ausscheiden können muss die Lunge ausscheiden und was die Lunge nicht ausscheiden kann, muss die Haut ausscheiden.
Erstaunlich, was die Haut versucht auszuscheiden: wenn man den Schweiss nach Geruchsqualitäten unterscheidet, was durchaus eine diagnostische Hilfe sein kann, wird das klar : Schweiss kann sehr unterschiedlich riechen !
Nachtrag
Nachdem dieser aus dem hohlen Bauch geschriebene Beitrag etwas missverstanden wurde und Fragen offen liess ( die Kommentare, auf die sich der Nachtrag bezog, sind leider nicht mehr verfügbar ), lasse ich als Nachtrag einen Kollegen zu Wort kommen, der als qualifiziert gelten dürfte :
"In der Ernährung könnte man unter Schlacken alles „Unverbrennbare“ verstehen, z. B. unverwertbare Mineralstoffe wie Silikate oder Aluminate, aber auch Purine (Harnsäure), Kreatin/Kreatinin, über den Bedarf hinaus zugeführte Vitamine, unverwertete Ballaststoffbestandteile, Pestizide, Umweltgifte und andere Substanzen der Entgiftung. Es werden aber auch die „Verbrennungsrückstände“ des Stoffwechsels, wie Harnstoff, CO2 usw. dazu gezählt.
Ebenso fallen darunter Verbindungen einer unvollständigen Verbrennung, wie Ketonkörper, oder Reaktionsprodukte, die Bräunungsprodukte der Maillard-Umsetzung. Zur letzteren Gruppe gehören auch die Melanoidine, denen ein Beitrag im vorliegenden Heft (S. 260 ff.) gewidmet ist. Produkte der frühen und, wie im Falle der Melanoidine, der späten Maillard-Reaktion nehmen wir mit der Nahrung auf. Sie entstehen aber auch durch Glykosylierungsvorgänge im Körper, besonders in den Proteinen mit etwas längerer Lebensdauer." schreibt Prof.Dr.Helmut Erbersdobler hier
( Persönliche Anmerkung : dieser schon sehr alte Beitrag wird wie eine Reihe anderer erneut gepostet. Grund ist die notwendig gewordene Umstellung des Pseudonyms "medicus" auf "neudeck" – wir bitten um Nachsicht … )
Begriffe wie „Entschlackung“, „Schlacken“, „Entschlackungskuren“ etc. werden inflationär gebraucht. Fragt man genau nach, was damit präzis gemeint ist, kommt kaum je eine klare Antwort. Meiner Ansicht nach sollten solch difuse Ausdrücke vermieden werden. Entschlackungskuren enthalten meist Abführpflanzen. Das ist total unsinnig und wenn damit noch eine Gewichtsabnahme versprochen wird, ist es eine Täuschung der Konsumenten und Konsumentinnen. Dass Schweiss ganz unterschiedlich riechen kann, heisst noch lange nicht, dass hier Stoffe ausgeschieden werden, die den Weg über die Haut als Ausscheidungsweg brauchen.Unser Organismus ist in der Regel sehr kompetent darin, Stoffwechselprodukte auszuscheiden. Harnsäure-Ablagerungen bei Gicht könnte man allenfalls als Schlacken bezeichnen. Das sind aber spezielle und eher seltene Situationen. Die AnhängerInnen von „Schlacken-Theorien“ wollen uns aber einreden, dass der grösste Teil der Bevölkerung verschlackt ist…und darum Behandlung braucht. Das ist eine Form der Medikalisierung. Gesunde Menschen werden durch solche Theorien als potentiell krank und behandlungsbedürftig definiert.Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie am „Seminar für Integrative Phytotherapie“ in Winterthur.