Was bringt der Aktionsplan gegen Übergewicht?

Wer am Dienstag Sandra Maischbergers Talk-Runde zum Thema "Dick oder dünn" gesehen hat, der ahnt, wieviel Sprengstoff der Fünf-Punkte-Plan enthalten wird, den die neue Anti Fett – Anti Bewegungsmangel-Allianz bestehend aus Gesundheitsministerin Ulla Schmidt und Verbraucherminister Horst Seehofer gemeinsam erarbeiten will. Grund: Kein Thema ist so ideologisch besetzt wie das große und weite Feld der Ernährung. Es werden regelrechte Glaubenskriege geführt: um Theorien, Konzepte und nicht zuletzt um Geld. Es ist allerdings zu befürchten, dass die Zielgruppe wie bereits bei der Talkrunde mit Frau Maischberger auf der Strecke bleiben wird. Der sichtlich bemühten Moderatorin gelang es nicht, die undisziplinierte und dialogunfähige Expertenrunde zu bändigen. Zurück blieb ein ratloser Zuschauer, der vermutlich so verwirrt ist, dass er alles beim alten belässt. Chance vertan – sehr bedauerlich. Man fragt sich, welche Stimmen sich aus dem Chor der echten und falschen Experten durchsetzen werden, um dann mit den beiden involvierten Ministern am Plan für ein leichteres Deutschland mitzuarbeiten. Hoffen wir nicht, dass es diejenigen Vertreter aus der Industrie sind, die etwa mit Functional Food bzw. Functional Drinks sowohl falsch ernährten Menschen wie auch Gesundheitshypochondern versprechen, dass diese mit einem gesundheitsrelevanten Zusatznutzen ausgestatteten Lebensmittel und Getränke besser als "normale" Produkte sind.

Grundsätzlich sehe ich auch Handlungsbedarf im Bereich Ernährung, denn die Deutschen scheinen in der Tat immer korpulenter zu werden. Besorgniserregend ist vor allem die Zahl der Kinder, die bereits dick in die Schule kommen, was gesundheitliche und psychische Pobleme nach sich zieht. Deshalb ist die Idee, Ernährung als Schulfach einzuführen, begrüßenswert, leben wir doch in Zeiten, in denen viele Kids nicht mehr wissen, wie eine Zucchini aussieht oder gar schmeckt. Es ist jedoch wichtig, die Eltern einzubinden, denn wenn die in der Schule vermittelte Theorie nicht auch im Elternhaus gelebt wird, verpufft die Wirkung der Nachhilfe in Sachen Ernährung.

Es ist schade, dass der Plan des Kabinetts schon im Vorfeld von den Grünen und den Verbraucherzentralen kritisiert wird. Er sei nicht ausreichend, heißt es. Das erinnert an Leute, die über ein Essen meckern noch bevor sie es probiert haben. Jedes Projekt fängt mit dem ersten Schritt an und ein sanfter Start ist doch besser als gar keiner, oder? Ein weiterer übler Reflex sind für meinen Geschmack auch Oppositionsvorschläge, die bestimmte Produkte verbieten wollen. Hier wird wieder einmal der Holzweg mit der Sackgasse verbunden. Verbote sind hier nicht zielführend. Besser wäre eine verständliche Nährwertkennzeichnung, über die auf EU-Ebene nachgedacht wird. Was spricht gegen eine einfache farbcodierte Einkaufshilfe nach dem Ampelprinzip (grün = gut/empfehlenswert – gelb = ab und zu und rot = nur in Maßen und eher selten genießen), die jeder versteht? Die Industrie will es nicht und läuft dagegen Sturm. Ergebnis: Wie so oft knickt die Politik ein. Wer es wirklich ernst mit der gesundheitlichen Aufklärung der Bundesbürger meint, der sollte mit offenem Visier um seine Kunden kämpfen und sie nicht mit Pseudoaufklärung, cleveren Kampagnen und marketingtechnischen Wortspielen in die Irre führen. Es könnte nämlich gut sein, dass die EU diesem Spiel bald ein Ende macht …

8 Meinungen

  1. Vielleicht versuchen die beiden Minister erst einmal das ganze Glutamat aus dem Essen zu verbannen. Das ist mittlerweile fast überall drin und zwar geschickt getarnt unter dem Namen Hefeextrakt. Studien haben bewiesen, dass Glutamat zur Fettleibigkeit führt. Ratten fraßen bei zugesetztem Glutamat die dreifache Futtermenge wie ihre Artgenossen. Stattdessen wird viel gelabert und das Übel nicht bei der Wurzel gepackt.

  2. Ich finde man sollte verbieten in der Werbung Lebensmittel als „gesund“ darzustellen, die eindeutig schädlich sind. Auch finde ich es nicht richtig, dass die Lebensmittel nicht auseichend gekennzeichnet werden müssen und man als Verbraucher nur hinters Licht geführt wird. In den USA zum Beispiel müssen die Lebensmittel für den Kunden verständlich gekennzeichnet werden. Meiner Meinung nach haben die Lebensmittelkonzerne eindeutig zu viel Macht und Einfluss auf die Kennzeichnungspflicht und die Gesetzeslage was Lebensmittel betrifft! Es ärgert mich, dass ich als Verbraucher nie sicher sein kann was die Produkte enthalten, die ich im Supermarkt kaufen kann, da nicht draufsteht was tatsächlich drin ist!

  3. als ich jetzt nach „glutamat“ gegooglet habe, habe ich folgendes gefunden: Glutamat-Suchergebnisse ich habe außerdem in einem Buch gelesen, dass Glutamat zu neurologischen Krankheiten führen kann (Alzheimer). von daher wäre ich auch dafür, Hefeextrakt in BIOWAREN! als Glutamat zu kenntzeichnen.Dasselbe gilt ffür die gute ae Citronensäure, die nicht aus Zitronen, sondern aus Bakterien gewonnen wird.Der Verbraucher wird in die Irre geführt und eine Regierung sollte für ihre Bürger, nicht für Industrie und Aktionäre einstehen! Und ansonsten: Wählen wir das nächste mal jemand anderes. Aber während der Amtszeit müssen wir denen ordentlich Dampf machen!

  4. Ernährungsunterricht an deutschen Schulen halte ich für sinnvoll. Aber auch eine einfache, ehrliche Kenntzeichnung von Lebensmittelinhalten.MyGroup

  5. Es ist ganz schön traurig, dass die Verantwortlichen sich bis heute auf kein einheitliches System einigen konnten.

  6. Ernährungsunterricht??? Unbedingt. Dieses Thema muss mehr rangenommen werden. Die Leute verstehen oft nicht wie wichtig es doch ist.
    wie kann ich schnell abnehemen

  7. Kann mich da Susanne nur anschließen! Ich bin der Meinung Kinder sollten schon in der Schule lernen, wie man sich gesund ernährt. Dies ist aber nicht der Fall und so sind eigentlich alle Kinder davon abhängig wieviel Wert die Eltern auf gesunde Ernährung legen.

  8. 5 Jahre nach dem Artikel gibt es immer noch keine guten Regelungen und Aufklärung in der Schule, etc.Armes Deutschland… 🙁

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