VroniPlag Wiki: Die Plagiatsjäger

Das jüngste Opfer des VroniPlag Wikis ist Dr. Ursula von der Leyen: Hat sie in Ihrer Doktorarbeit geschummelt, wie die anonymen Rechercheure behaupten? Das prüft jetzt die Medizinische Hochschule Hannover, an der die heutige Verteidigungsministerin 1991 ihren Doktor gemacht hat. Doch wer steckt hinter der Plattform VroniPlag Wiki? Lesen Sie hier, wie die Plagiatsjäger vorgehen und wer bereits auf ihrer Liste stand.

Eine regelrechte Plagiatsaffäre führte 2011 zur Aberkennung des Doktortitels von Karl-Theodor zu Guttenberg und zu seinem Rücktritt vom Amt des Verteidigungsministers. Er hatte ganze Passagen seiner Doktorarbeit abgeschrieben. Bildungsministerin Annette Schavan trat 2013 zurück, nachdem ihr die Universität Düsseldorf den Doktortitel entzogen hatte. Erste Hinweise lieferte die Internetplattform „Schavanplag“. Außenminister Steinmeier dagegen behält seinen Doktortitel: Die Vorwürfe gegen ihn (erhoben von der Plattform VroniPlag und von einem Fachhochschulprofessor) bestätigten sich nach der Untersuchung durch die Universität Gießen nicht.

So arbeitet VroniPlag Wiki

VroniPlag Wiki ist eine Internetplattform, auf der freiwillige Helfer Doktorarbeiten und Habilitationen systematisch auf falsche Zitate und Plagiate untersuchen. Ihr Motiv: Sie setzen sich für korrektes wissenschaftliches und akademisches Arbeiten ein. Ob einzelne Mitarbeiter auch weitere Motive verfolgen, ist nicht bekannt, denn die Mitarbeiter bleiben meist anonym und begründen ihre Mitarbeit nicht. Der Spiegel schätzt die Zahl der aktiven Mitarbeiter zurzeit nur auf etwa 15 Personen.
So gehen die Prüfer vor: Verdächtige Dissertationen und Habilitationen werden gemeldet, wenn ein Anfangsverdacht vorliegt. Eine Untersuchung beginnt, sobald sich genügend Freiwillige finden, die jeweils einzelne Seiten der Arbeit überprüfen. Plagiate sind ist nach der Definition des VroniPlag Wikis „unzureichend kenntlich gemachte wörtliche und sinngemäße Übernahmen aus anderen Texten.“

Von der Leyen: Auf 40 Seiten abgeschrieben?

Zur Untersuchung werden die gleichen Quellen und Methoden genutzt wie auch bei der Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten, also Bibliotheken, Fernleihe, wissenschaftliche Journale und Internetrecherche. Verglichen werden die Textstellen mit Texterkennungssoftware und Textvergleichssoftware. Die Arbeit erfolgt in detektivischer Kleinarbeit, Algorithmen kommen weniger zum Einsatz, da sie Plagiate nicht zuverlässig erkennen.
Wenn eine Arbeit viele beanstandete Stellen aufweist, werden die Ergebnisse in einer Übersicht aufbereitet, unter Angabe der beanstandeten Stellen in Prozent und mit einer grafischen Darstellung. Erst dann wird auch der volle Name des Autors oder der Autorin genannt. Das Ergebnis ist allerdings kein wissenschaftliches Gutachten – dieser Anspruch wird auch nicht erhoben. Daher fertigen die Universitäten eigene Gutachten an, bevor rechtliche Schritte wie die Aberkennung des Doktortitels erfolgen.

 

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