Vielen Dank für die Enttäuschung!

Gestern saß ich mit einem Kunden zusammen und er "beklagte" sich darüber, dass er darunter leide, immer wieder Menschen zu enttäuschen. Er wäre immer sehr bemüht dies zu vermeiden, aber es würde ihm immer wieder passieren.

Als ich ihm sagte: "Da tun Sie aber mehr für Ihre Parter als die meisten anderen !", schaute er mich völlig irritiert an.

Aber ich meinte es ernst: Was kann einem Besseres passieren als enttäuscht zu werden?! Also eben "ent-täuscht" ?

Das Wort gibt es doch her: Wenn ich jemanden ent – täusche, dann nehme ich ihm eine Täuschung und die Verhältnise sind klar. Nun können beide wieder klar denken und deutlich entscheiden, jeweils zu den eigenen Gunsten!

Und dafür könnte man ja sogar dankbar sein, oder?

Denn in diesem Sinne ist eine Ent – täuschung sogar eine Dienstleistung. Was mache ich als Coach eigentlich Anderes, wenn ich durch Coaching dazu beitrage, dass jemand seine Ressourcen realistisch einschätzt und folglich in der Zukunft keiner Täuschung mehr aufsitzt?

"Wir sind nicht auf der Welt, um andern zu gefallen!", ein nicht nur in der Gestattherapie beliebter Ausspruch. Und deswegen ist es besser, Menschen zu ent – täuschen, als sie monate- oder gar jahrelang zu täuschen. Z.B. in dem man ihnen in einer Ehe jahrelang vergaukelt, man würde sich ändern. Auf der Basis der Forderung an sich selbst oder andere, niemanden zu enttäuschen, wachsen die schrecklisten stressgeladenen Verhältnisse auf unerfüllten Erwartungen und unbefriedigenden Lebensentwürfen, wächst das gegenseitige Ausbremsen ohne jeden Grund und andere Horrorszenarien von Beziehungen, die meist erst viel zu spät bemerkt werden.

Also: Wenn Sie jemanden ent- täuschen können: Dann schnell ans Werk! Alles andere ist unterlassene Hilfeleistung!

Herzlichst,

Ihr Detlef Scheer

7 Meinungen

  1. Hallo Herr Scheer,das mit dem Enttäuschen ist ein nettes Wortspiel. Im üblichen Srachgebrauch ist „enttäuschen“ negativ besetzt, im Sinne von „Absprachen oder Versprechen werden nicht gehalten“. Eventuell sollte Ihr Junde weniger versprechen???Ich für meinen Teil werde weiterhin versuchen nicht zu enttäuschen!Viele GrüßeRolf Söder

  2. Danke Herr Söder!Das Wortspiel geht weiter, denn der Rat, dass mein Kunde weniger Versprechen sollte ist gut. Übrigens im Wort Versprechen stecken ja auch mehrere Bedeutungen…“ :-)!Schöne Grüße,Detlef Scheer

  3. Hallo Herr Scheer,Ich finde es faszinierend, was uns unsere Sprache eigentlich zu sagen hat… Sie schreiben von ent-täuschen. Viele Menschen möchten sich ja auch entwickeln. Vielleicht weil sie in ihrem Leben zu verwickelt sind… Also ent-wickelt man sich…Oder auch im Wort „VERANTWORTUNG“; steckt alles was man wissen muss: – man soll ab und zu in seinem Leben eine ORTUNG durchnehmen, und sich ANTWORTen darauf geben. Und dann muss man es umsetzen: TUN…Grüsse aus der SchweizStefan Dudas 🙂

  4. Lieber Stefan Dudas,Prima Kommenatr. Danke!Das schöne Wort Ver-Antwortung sagt uns ja noch viel mehr!Wenn jemand etwas ver-antworten kann, dann ist er in der Lage jederzeit Fragen zu dem, das er ver-antworten kann, beantworten zu können. Er hat also genug Wissen und Erfahrung, dies zu tun. Deshalb „trägt“ er auch die Verantwortung, gerne und leicht. Ein Thema, das ich als Führungskräftetrainer immer wieder in Seminaren habe!Die Führungsktäfte wollen delegieren, aber am liebsten nur die Aufgab, nicht die Verantwortung, also die dazugehörigen Kompetenzen. Daher wohl auch kommt der im Deutschen häufig missverstandene Wortsinn von „Verantwortung“ als „Schuld“ zustande. Schade eigentlich, denn so stielt sich eine ganze Gruppe (ein ganzes Volk?!) aus der Verantwortung. Niemand ist verantwortlich, also ist auch niemand in diesem Sinne „schuldig“. Wenn alle das, was sie tun auch verantworten könnten, stellte sich die Frage nach der Schuld häufig so gar nicht. Da bin ich mir ziemlich sicher. Denn der Einzelne käme dann voller Verantwortung eher auf diejenigen Antworten, die er auch verantworten könnte, moralisch. Denn das Wissen ginge immer über die eigentlioche Handluing hiansu. In der einen Richtung auf die Ursachen hin und in die andere Richtung auf die Wirkungen.Und das macht achtsam.Vielleicht nur eine schöne Utopie, aber vielleicht fehlt uns die auch gerade im Moment!Detlef Scheer

  5. Hallo Herr Scheer,ich kann nur sagen, dass ich es angenehm finde ent-täuscht zu werden. Denn nur dadurch kann man sich ent-wickeln. Zudem liegt es dann in meiner Ver-antwortung, daraus zu lernen.LG Birgit

  6. Die Ent-Täuschung ist ein schönes Wortspiel. Ich denke aber, dass wir uns vielfach gerne und willentlich im geschützen Raum der Täuschung belassen gesehen hätten. Leider ist ja nicht jede Enttäuschung produktiv zu verwerten und die (Selbst)Täuschung eine durchaus praktische Einrichtung um sich ein nicht allzu realistisches Weltbild zu erhalten. Ich spreche da aus ER-Fahrung 😉

  7. Auch wenn alle Begründungen sogar rational nachvollziehbar sind, auch wenn ent-täuschen die eigenen Entwicklung positiv fördern sollte, möchte ich lieber möglichst wenig ent-täuscht werden.Oder noch besser – erst gar nicht ge-täuscht werden fdann kann man auch nicht ent-täuscht werden.

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