Aus irgendeinem Grund scheint es in der deutschen Massenpresse so etwas wie eine uneingeschränkte Solidarität mit dem Zune zu geben. Natürlich wird viel über Microsofts iPod-Variante berichtet, das ist klar. Aber mit großem Aufwand versuchen die Damen und Herren Journalisten, nun endlich dem iPod eins auf die Mütze zu geben.
Dass der Zune zum Beispiel genau so "überteuert" ist, wie der iPod immer dargestellt wird, fällt gern einmal unter dem Tisch. Oder man behauptet einfach, der iPod sei teurer, anstatt sich einmal die Mühe zu machen, einen aktuellen Preis zu recherchieren. Na, ist ja auch ein bisschen viel verlangt für einen Journalisten… Interessanter ist vielmehr, dass der Zune noch vor seiner Markteinführung im Preis gesenkt werden musste, um nicht teurer als der gerade kürzlich verbilligte iPod zu sein. Interessant ist auch zu wissen, das Microsoft nun pro Zune sogar Verlust macht, jedenfalls aber kein Plus mehr.
Seltsam: Dabei ist der iPod doch angeblich immer so superteuer? Mh. Naja. Diesen Fakt kehren wir dann mal schnell unter den Teppich.
Der Zune hat einen größeren Bildschirm, aber der zeigt dieselbe Auflösung wie der des iPod. Dafür muss ich den Zune immer mal so und mal so halten, je nachdem, was ich gerade mit ihm mache. Linkshänder werden sich bedanken, dass sie den Zune im Querformat mit der rechten Hand bedienen müssen.
Der Zune tut so, als hätte er ein Clickwheel. Dabei ist es einfach nur ein Vier-Wege-Steuerkreuz. Na, ein Möchtegern-iPod eben. Wenn der iPod so ein Dreck ist, warum ahmt Microsoft ihn nach?
Gern vergessen wird auch, wie MP3-Player vor dem iPod aussahen. Heute haben sie fast alle oben ein Display und darunter die Bedienelemente. Sie haben ähnliche Speicherkapazitäten und Akkulaufzeiten. Vor dem iPod gab es zwei Klassen von MP3-Playern: Entweder konnten sie nur 20 bis 30 Songs speichern oder sie konnten viele speichern, waren aber groß, schwer und der Akku war extrem schnell alle. Zudem war es eine Qual, die gewünschten Titel auf das Gerät zu bringen und sie dort auch wiederzufinden. Sie hatten die seltsamsten Formen, über das Gehäuse verstreute Knöpfe und sahen mit ihrem billigen Plastik aus wie ein Trostpreis bei der Stadttombola.
Der iPod kombinierte als erster die neuen Mini-Festplatten im 1,8-Zoll-Format mit einer Reihe weiterer Ideen zu einem Gerät, das erstmals klein genug für die Hosentasche war, trotzdem 1000 Songs bereit hielt, diese in einem simplen und leicht verständlichen System verwaltete und eine Software mitbrachte, die den iPod automatisch synchronisierte: anschließen, sssssst, fertig. Das Gehäuse glänzte, wirkte kompakt, hochwertig und stabil.
Diese Leistungen spielen aber in Deutschland keine Rolle. Dass Microsoft nun das gesamte iPod-Modell nur nachahmt und variiert, ebenfalls nicht. Apple hat damals keinen anderen MP3-Player nachgeahmt. Ein Gerät mit den Fähigkeiten des iPod gab es nicht. Und ich behaupte: Noch heute kann kein MP3-Player mit dem Komfort aufwarten, den der iPod hat. Wahrscheinlich kann es der Zune in ein, zwei Jahren. Microsoft ist neben Sony die einzige Firma, die das Zeug dazu hätte.
Aber auf solche weichen Faktoren achtet man in Deutschland nicht. Hier interessieren nur messbare Daten und Fakten: Wie groß ist das Display, welche Funktionen hat der Player, was kostet er? Und wer dann die meisten Features zum geringsten Preis bietet, hat gewonnen. Was dabei rauskommt, sieht man bei Medion: Featuremonster, deren Funktionen die meisten Kunden entweder nicht brauchen, nicht nutzen oder nicht verstehen. Dass ich vielleicht einfach einen tragbaren Player haben möchte, der problemlos funktioniert und der sich auch noch automatisch mit neuer Musik, neuen Audio- und Videpodcasts und meinen neuesten Hörbüchern versorgt, spielt keine Rolle, da nicht messbar.
Aber so sind wir in Deutschland. Die meisten iPod-Besitzer sind mit ihrem Gerät sehr glücklich, besonders wenn sie es einmal mit einem anderen Player versucht haben. Dass manche iTunes als Musikverwaltung nicht mögen oder ihnen das schicke Gehäuse zu unpraktisch ist: Das sind alles Argumente, die man nicht widerlegen kann und auch gar nicht widerlegen muss. Auf solche nachvollziehbaren Argumente lassen sich die Berichterstatter in der "Welt" oder beim "Spiegel" gar nicht erst ein. Stattdessen wird lieber behauptet, der iPod könne keine MP3 abspielen. Natürlich kann er MP3 abspielen. Ein Blick in die Spezifikationen eines iPod hätte genügt, um das herauszufinden. Dass der Zune keine Podcasts und keine Audible-Hörbücher kann, dass es im Zune Store keine Filme und Fernsehserien zu kaufen gibt, dass der Zune das Microsoft-Format "PlaysForSure" (z.B. Musicload) nicht abspielt, dass er größer und schwerer als der iPod ist – solche Punkte werden entweder weggelassen oder aber schnell in einem Nebensatz abgefrühstückt. Vergessen wird auch stets, dass es für den iPod tausende Zubehörteile gibt, die nur für diesen Player designt wurden und dank der iPod-Schnittstelle perfekt mit ihm harmonieren.
Tja und so ist es bei iPod so wie beim Macintosh: Man ist immer von Leuten umgeben, die keinen blassen Schimmer, aber eine feste Meinung davon haben. Das ist ärgerlich, aber so langsam gewöhne ich mich daran. So sind wir Deutschen eben: Wir pflegen lieber unseren Neid und unsere Vorurteile. Stattdessen könnte man ja mal objektiv schauen, warum der iPod in den USA einen Gesamtmarktanteil durch alle Klassen von MP3-Playern von über 70 Prozent bekommen konnte. Und das, obwohl es im Gegensatz zum Markt der PC-Betriebssysteme tausende Alternativen gibt. Aber dann könnten wir ja etwas lernen. Und wer will das schon?
Ich persönlich stehe nicht auf die iPods. Ich mag eher die iRiver variante, die ist günstiger und hat weitaus mehr Lieferzubehör und Service.Mal schauen wie der Zune ist, ich werde ihn auf jeden Fall mal Test.
Tut mir leid, mit iRiver kann ich gar nichts anfangen. Das Zuammenspiel von iPod und iTunes ist einfach ungeschlagen. Wenn jemand zwanghaft etwas Schlechteres kaufen will, um ein paar Euro zu sparen – bitteschön, muss jeder selbst wissen. Aber ich will das beste Produkt für mein Geld und das ist und bleibt der iPod. Jedenfalls, wenn man alles betrachtet und nicht nur die Features zählt. Aber in Deutschland macht man immer eine Hakenliste: Was hatter, was kanner. Ob’s dann so funktioniert, dass ich es auch benutze, interessiert nicht. Wie gut das funktioniert, was ich eigentlich will: uninteressant. Tja, wir lassen uns eben gern an der Nase rumführen.Weitere Argumente gegen den iRiver: Da kein iTunes gibt es auch nicht die geniale automatische Verknüpfung mit Audio- und Videopodcasts und außerdem nicht dieses riesige Angebot an Zubehör. Gibt es Hifi-Anlagen mit iRiver-Integration? Nicht, dass ich wüsste. Autos mit iRiver-Vorbereitung: 0. Also nichts für mich. Aber wenn man sich vom Taschengeld knapp den Player leisten kann, sieht man das vielleicht anders.Tut mir leid: Wer sich für was anderes als den iPod entscheidet, hat sich verarschen lassen. Meine Meinung. Dass die Computerbild was anderes sagt, ist klar 😉
Auf die Verkaufszahlen des Zune darf man gespannt sein. Gerade habe ich mal einen Blick auf die Bestseller „Electronics“ bei Amazon geworfen und da ergibt sich folgendes Bild:1. iPod 30 GB schwarz3. iPod shuffle8. iPod 80 GB schwarz9. iPod nano 2GB silberWeitere iPod-Modelle auf den Plätzen 23, 48, 66.Die Zunes befinden sich auf den Plätzen 120 (schwarz), 427 (braun) und 650 (weiß).Scheint so, als ob die Kunden mit den Füßen entscheiden, was ihnen besser gefällt – bzw. mit den Brieftaschen. Einzig SanDisk kann den iPods Paroli bieten.