Supershirt schenken uns ein Kunstwerk

„Und dann ganz lange nichts mehr“, neuer Look, neues Bandmitglied und neuer Sound? Naja, die Hipsterkluft tragen sie immer noch, Timo Katze an der Gitarre hat nach den ausgiebigen Touren in diesem Jahr wohl auch jeder kennen gelernt und man erkennt sie schon wieder, aber – und das ist auch gut so – ein bisschen hat sich schon getan.

Supershirt stürmen in die Disco

So etwa im Kling-Klang-reichen „Bretter“, da scheint die Hip Hop Vergangenheit von Faxe System und Tim Rakete klar durch, die Gitarre ziert sich erst, bechert dann jedoch mit kitschigem US-Hymnen-Geschrammel durch, den von Supershirt ja bereits populär gemachten Mitsingschwank im Refrain hagelt es dann auch „Blau für die Mädchen, Pink für die Jungen, alles für jeden, und Bretter für die Dummen!“ Ja, das kann man auch total betrunken noch auf der Tanzfläche gröhlen, das gibt das Audiolith-Gütesiegel.

Aber, bevor mir hier einer Bösartigkeit unterschätzt, schlecht ist das alles nicht, ganz im Gegenteil, „Bretter“ klingt nach einem dieser Songs, die einen im Schlaf verfolgen und in diesem Sinn geht es auch weiter. Mit Mitklatsch-Beat und Pop-Piano wird man in die waschfest-bunte Welt der Supershirts geworfen. Ein kleiner Berlin-, bzw. Großstadtinsider folgt sogleich mit einer Ode an den Ampelkasper „90 Seconds of Fame“, dieser glänzende Traum der Großstädter, 90 Sekunden im Mittelpunkt zu stehen, wer hier in der Ampelpause begeistert, wird gleich zu Bohlen durch geschoben, für Berlin Ferngebliebene dürfte der Song eventuell verwirren, aber dafür kann man so schön mitsummen (wer traut sich, den als Erstes im DSDS Casting zu singen?).
[youtube 39lLJqALuFY]

…und dann stürmen sie in die Bibliothek, die Nerds!

Meinen die das ernst oder nicht? Diese Frage stellt sich regelmäßig, denn so witzig diese ganzen Dallertexte auch sind, man darf gerne auch ein paar clevere Einsichten hinein lesen, das tut weder weh, noch mindert es den Fun fun fun am Gesamt(kunst)werk. Man mag es als Köder sehen, mit Electrospielereien und verdammt Ohrwurm-infizierten Melodien wird man ins Boot gezogen und zum Grübeln in den Eimer der klugen Köpfe von Henry Faxe System, Hendrik Tim Rakete und Marco Timo Katze geworfen. Naja, so oder so ähnlich.

Ob es an der mittlerweile ja nun vollwertigen Gitarrenspielerei liegt, ein wenig melancholischer darf es auch mal werden, das wurde nicht zuletzt auf der Captain Capa Kollaboration „Tote Tiere“ gezeigt. Auf „Besser scheitern“, „Die langweiligsten Orte“ oder „Brennende Flügel“ wird diese neu entdeckte Qualität weiter geführt und sie steht ihnen, selbst wenn man immer leicht paranoid Ironie in jeder Ecke vermutet.

Wo wir gerade bei neu entdeckten Qualitäten sind, neu sind sie nicht, aber definitiv präsenter muten die textlichen Fähigkeiten von Supershirt an. So schön die Zeiten waren, als 2 Zeilen reichten, um einen 4-minütigen Song zu bestücken, eigentlich ist es viel zu schade, auf die Wortspiele zu verzichten, die sich etwa in „Verlass die Stadt“ oder der hoffentlich nächsten Single „Aber am Schlimmsten“ finden lassen. Da hört man auch gerne mal mehrmals rein, um alles mitzunehmen. Und nachdenken soll ja bekanntermaßen klüger machen.

Kunst der Kunst wegen

Was es mit dem Titel auf sich hat, abgesehen davon, dass es sicher der aufgeblasenste Albumtitel war, der den Jungs eingefallen ist, erfährt man dann im gleichnamigen Song, wurde aber auch schon vorab in Videodokumentationen der Band erläutert, Kunst ist nicht gleich Kunst, nur weil Kunst drauf steht, also ist ein Kunstwerk kein Kunstwerk, weil es Kunstwerk heißt…total philosophisch und so, wo ist denn hier der Zwinkersmiley?
[youtube ot8Bj0_W7dY]

Apropos Kunst, man mag mich dafür mit Heugabeln jagen, aber wenn im Album nicht dicke, fette 80er Impulse zu finden sind, dann ess ich meine Schulterpolster. Weg von der Bratze, hin zur Rückschau in die bunte Welt der Atarispiele und Actioncartoons? Gut so, denn dadurch zeigt sich offensichtlich, dass die Supershirts einen großen Schritt vorwärts, bzw. zurück in die Zukunft gegangen sind.

Fans werden nicht verschreckt vom Weg abfallen und auf „8000 Mark“ festsitzen und auch die „Hater“ müssen sich langsam ein wenig verbiegen, um gute Argumente gegen die Rostocker Electrokasper zu finden.

Fazit: Gut!

Die Tour zum Album:

30.09.11 Rostock – Mau Club
02.10.11 München – Feierwerk
06.10.11 Lüneburg – Salon Hansen
07.10.11 Lübeck – Treibsand
09.10.11 Brandenburg – HdO
12.10.11 Dresden – Scheune
13.10.11 Hannover – Café Glocksee
14.10.11 Gießen – MUK
15.10.11 Koblenz  – Circus Maximus

Das Album zur Tour und noch viel mehr gibt es hier.

Und ein Auto gibt es hier.

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