Was soll man schon über Led Zeppelin sagen? Eigentlich bin ich der Meinung, dass niemand das Rad neu erfinden kann, aber man muss schon ehrlich sein, Led Zeppelin waren nah dran und haben mit ihrem psychedelischen Bluesrock eine Vielzahl an späteren Bands derartig beeinflusst, dass man ähnlich wie bei den Beatles oder Elvis nicht mehr hinterher kommen würde, alle aufzuzählen.
Was Led Zeppelin ausmachte, ist besonders die Tatsache, dass es keinen direkten Frontmann gab, jeder Musiker hatte einen derartig wichtigen Platz im Bandgefüge, dass es ohne einen einzigen schon nicht dasselbe war, was man leider auch erkennen musste, als John Bonham 1980 verstarb und damit einen riesigen Fußabdruck in der Rockgeschichte hinterließ.
[youtube W0fqgq6ZMZY]Jimmy Page: Gründer und Tüftler
Jimmy Page war von Anfang an der Nerd, der Typ, der auch zusammen mit dem Soundingenieur Andy Johns herum trickste und probierte, neue Techniken entwickelte, um aus einem Gitarrensound alles heraus zu holen, ihn zu verzerren, mit anderen Spuren zu verbinden und im Grunde Sounds zu basteln, die zu dieser Zeit technisch gar nicht möglich schienen.
Page war derjenige, der die Band mit seinen Ambitionen ins Rollen brachte, Plant fing erst Jahre später an, eigene Songtexte zu schreiben, bis dahin war es vorwiegend Page, der den Sound von Zeppelin bestimmte, so dass die anderen ihn auf ihre Weise umsetzen konnten.
Page war jemand, der nicht nur gut an seinem Instrument sein wollte, sondern genau wissen wollte, wie weit er jeden Sound manipulieren konnte und wie weit man gehen konnte. Dieses Interesse an seinem Instrument, zusammen mit dem Wunsch nach Perfektion brachte Page dazu, ein Gitarrensolo eben nicht auf sich beruhen zu lassen und jedes Mal zu wiederholen, sondern immer wieder zu versuchen, es das bisschen besser zu machen.
Robert Plant: Charisma und Emotion
Robert Plant war eigentlich gar nicht als Sänger vorgesehen, stattdessen sollte Terry Reid den Platz übernehmen, der hatte jedoch andere Verpflichtungen und empfahl den damals 20-Jährigen Plant.
Page und Plant spürten sofort eine kreative Verbundenheit, außerdem würde Plants Stage Persona auch dafür sorgen, dass die Shows live nicht nur vom Klang her sondern auch visuel überzeugten, da Plant wohl einer der ersten großen Götter des Rock war, auch wenn man ihn nicht allzu ernst in dieser Rolle nehmen sollte.
Was Plant ausmacht ist eine Verbundenheit mit jedem Song, die durchweg ehrlich ist, oftmals aus der Stimme selbst ein Instrument macht und zudem nicht selten der Anker für die ausschweifenden Instrumentale war. Plants Stimme ist wie die Hitze, die von einem Feuer ausgeht und man muss es einer, pardon, Rampensau wie Plant hoch anrechnen, dass er sich so gut wie nie in den Vordergrund drängelte, wenn die anderen Musiker an der Reihe waren, ihre Soli zu absolvieren.
John Bonham: Technik und Hingabe
Außerdem brachte Plant John Bonham mit ins Team, der das Uhrwerk der Band zu sein schien. Nicht nur, dass Bonham jedes Genre locker aus dem Handgelenk schütteln konnte – was für eine eklektische Band wie Zeppelin auch notwendig war, er war auch für seine Präzision und pointierte Betonung bekannt, die auch Live immer wieder überzeugte.
Im Zusammenspiel mit Jones brachte Bonham ein unglaublich stabiles, gleichzeitig fließendes, rhythmisches Gerüst zustande, das den ausufernden Jams Halt bot und viel der Energie der Songs generierte.
John Paul Jones: Tüftler und Rückhalt
Jones und Bonham waren ein Dreamteam, während der zumindest in den Medien zurück haltende Jones auf der Bühne und in Interviews oft auch gewollt in den Hintergrund trat, war er nicht nur derjenige, der eine Instrumentenvielfalt in die Songs brachte und somit auch die vielen Ideen von Page gekonnt umsetzen konnte, sondern auch der Musiker in der Band, der viele dieser Ideen so zu einem stimmigen Ganzen arrangieren konnte.
Vor allem seine Begabung an den Tasten brachte viele maßgebliche Songs von Led Zeppelin zustande, von denen im Anschluss auch viele in der Liste auftauchen. Während Page und Plant vorwiegend zusammen arbeiteten, waren es Jones und Bonham, die sich zusammen fanden, um die einzelnen Sektionen der Songs zusammen zu halten. Jones war in der Tat mehr als nur der Bassist der Band, aber wenn man es so viel, war jedes Mitglied mehr als nur seine Position am Instrument.
Im Folgenden nun die sehr subjektiv gewählten 20 besten Led Zeppelin Songs in loser Reihenfolge, denn mal ehrlich, eine Rangordnung ist unmöglich, wenn es um Klassiker geht.
Led Zeppelin Songs: 20 Mal Rockgeschichte
Immigrant Song (1970, Led Zeppelin III)
[youtube gGtgyxpGj2o]
D'yer M'aker (1973, Houses of the Holy)
[youtube jTqHtRE57ic]
The Rain Song (1973, Houses of the Holy)
[youtube HpLe-qUUGIE]
Achilles last stand (1976, Presence)
[youtube BICCMZ9jspk]
Battle of Evermore (1971, Led Zeppelin IV)
[youtube mHJH0ETi8D4]
Moby Dick (1969, Led Zeppelin II)
Während der Song so dick und cool anfängt, dass jeder automatisch nach Sonnenbrille und Zahnstocher greift, durfte Bonham am Ende völlig ausrasten und auch mal mit bloßen Händen spielen, wenn die Schlagstöcke nicht mit ihm mithalten konnten.
Wer denkt, dass das Tier aus den Muppets nur nach Keith Moon gestaltet wurde, der hat „Moby Dick“ anscheinend noch nicht gehört.
[youtube UZoOgOrksAY]
Kashmir (1975, Physical Graffiti)
Der Text wurde übrigens von Plant in Erinnerung an eine niemals enden wollende Straße in der Sahara geschrieben, die für ihn wie eine ideale Metapher auf das Leben erschien und durch die überwältigende Umgebung ausschließlich positiv gedeutet wurde.
[youtube ffo4tzU0rUc]
Whole Lotta Love (1969, Led Zeppelin II)
Auch textlich wurde „You need love“ im Original von Muddy Waters gesungen, herangezogen.
Wirklich zu eigen haben sie sich den Song jedoch mit Pages berühmten Riff gemacht, das wohl das bekannteste Riff in der Rockgeschichte ist und aus dem letzten Endes auch der Song entstand.
[youtube zB_DOA2AL7Q]
Stairway to Heaven (1971, Led Zeppelin IV)
Dramaturgie ist eine der großen Stärken von Led Zeppelin, viele ihrer Songs erzählen Geschichten, verlaufen sich jedoch nicht so sehr, wie es (natürlich gewollt) etwa im Progrock passiert, sondern schaffen es nahtlos, sich aus einem hübschen Folksong, ganz entspannt zu einem gigantischen Rockmonster zu erheben, um dort über allen Köpfen zu thronen. Page würde es später als „Adrenalinschub“ beschreiben und der Zuhörer kann es am eigenen Puls austesten.
Verdanken kann man das wieder einmal dem Frickler, dem Sammler Page, der den Song aus verschiedenen Gitarrenideen zusammen bastelte.
Für das legendäre Gitarrensolo verbrachte Page übrigens viel Zeit mit Sound-Ingenieur Andy Johns, da er es richtig und perfekt haben wollte, es am Tag der Aufnahmen aber nicht so ganz klappte.
[youtube 9Q7Vr3yQYWQ]
All my Love (1979, In through the Out Door)
So ist das Synthie-Solo in diesem Song auch ihm zuzuschreiben.
Lyrisch gehört „All of my Love“ zu den Led Zeppelin Songs, die Plant am meisten abverlangt haben, denn in dem Text geht es um seinen verstorbenen Sohn.
Page selbst sah den Song nicht als einen der Stärksten im Bandkatalog, was aber auch daran liegen könnte, dass er nicht im Songwriting involviert war, die Fans sind hingegen sehr hingerissen.
[youtube K93YayF2ciQ]
Dazed and Confused (1969, Led Zeppelin)
Tatsächlich ist der Song von Jake Holmes und wurde von den Yardbirds gespielt, bei denen auch Page eine Zeit lang mitmachte, wurde jedoch – wie üblich – von Led Zeppelin gerade so weit umgeändert, dass es rechtlich schwierig wurde, Klage zu erheben. Dass sie Jack Black für „School of Rock“ einen Song lizensiert haben, aber nicht für den Jugendfilm „Dazed and Confused“ wird für alle Ewigkeiten ein Rätsel bleiben.
Aber lasst uns lieber den Fokus auf den Geigenbogen legen, den Page in diesem Song verwendet, um damit seine Gitarre weinen zu lassen.
[youtube pau8Zf7srlU]
Bron yr-aur Stomp (1970, Led Zeppelin III)
[youtube pyXH29pDn4Q]
Communication Breakdown (1969, Led Zeppelin)
[youtube n5PvAi8PTsI]
Ramble On (1969, Led Zeppelin II)
[youtube a3HemKGDavw]
Heartbreaker (1969, Led Zeppelin II)
[youtube jyNbid1dJT0]
Since I've been loving you (1970, Led Zeppelin III)
Die tiefen Blueswurzeln, die Page immer wieder im Sound einbaut, können besonders hier deutlich erkannt werden, die Hammond – wieder einmal dezent im Hintergrund – wird übrigens von John Paul Jones gespielt, der die Bass Pedale für die Basslinie verwendete. Hier sollte auch einmal erwähnt werden, wie sehr sich ein guter Musiker auch dadurch auszeichnet, indem er die anderen Musiker durch sein subtiles Spiel in den Vordergrund rückt. Ähnlich wie im Fußball werden diese Menschen zwar selten so sehr geehrt, sind aber unabdinglich für das gute, bzw. brillante Zusammenspiel.
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Thank You (1969, Led Zeppelin II)
Im gesamten Arrangement liegt eine Ruhe, die man am ehesten mit der Art Zuneigung vergleichen kann, die den Momenten inne wohnt, in denen man erkennt, was man am Partner hat. Etwas aufrüttelnder wurde es bei der Version in den BBC Studios, die jedem nur zu empfehlen ist. Und noch einmal: das Hammond Solo ist wunderbar.
[youtube MKAmDBiCq5E]
When the Levee breaks (1971, Led Zeppelin IV)
In dem Song geht es übrigens um die große Flut des Mississippi, die im Jahre 1927 das Land heimsuchte.
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Black Dog (1971, Led Zeppelin IV)
Plants Vocals sind hier das verbindende Element, während die gesamte Rhythmus Sektion Haken schlägt, was man besonders auf der Albumversion hören kann, da der Song live etwas vereinfacht gespielt wurde, damit der synchrone Einstieg nach Plants a cappella Einsätzen auch ohne Patzer gelingen konnte.
Und ja, „Black Dog“ ist ein sexy Song, was sicherlich nicht sehr schwer heraus zu hören ist.
[youtube c6L4GixccLU]
No Quarter (1973, Houses of the Holy)
[youtube FgHSk91RhL8]