Jüngst feierte das Unternehmen noch den millionsten Kunden, doch mittlerweile dürfte sich der Kater eingestellt haben. Der Aktienkurs ging in den Keller, die Wetter sind verunsichert und ein hohes Bußgeld droht. Dabei sah es vor gut einem halben Jahr noch so rosig aus. Das Urteil des BVerfG verkauften sowohl Oddset als auch die privaten Anbieter von Sportwetten als Erfolg. Im Kampf des staatlichen Monopolisten gegen die bösen privaten mit den höheren Quoten entschieden die Verfassungshüter, dass ein Verbot eines privaten Wettanbieters nur dann legitim ist, wenn dieser das Gemeinwohl gefährde.
Diese Gefährdung sehen die staatlichen sieht der staatliche Anbieter nun offenbar in der Werbung für Sportwetten und dem mangelnden Kampf gegen Wettsucht gegeben. Schon komisch, dass ihnen das jetzt, so kurz nach der Fußball-WM, bewusst wird. Dort warb Oddset als Co-Sponsor noch selber kräftig für seine miesen Quoten, trotz anders lautender Maßnahmekataloge.
Anders bei den privaten, dort bestand schon lange vor dem Urteil zum einen die Pflicht, sich zu registrieren und zum anderen die Möglichkeit, sein Wettkonto nach Überschreiten eines selbst festgelegten monatlichen Betrags sperren zu lassen. Hinweise zum Erkennen von Spielsucht sind dort ebenso zu finden, wie ein E-Mail-Kontakt für persönliche Fragen. Bei meiner Lotto-Annahmestelle um die Ecke hängen solche Hinweise nicht aus. Wer verstößt hier also gegen das BVerfG-Urteil? Und nur zur Erinnerung: Der Hoyzer-Skandal war auch ein Oddset-Skandal.
Angesichts des Engagements im Spitzen- und vor allem im Breitensport kann an einer Gemeinwohlgefährdung mit Recht gezweifelt werden. Allein der größte unter den privaten Wettanbietern, bwin.de, hat nach eigenen Angaben in diesem Jahr bereits 57 Millionen in den Sport investiert, Odset lediglich 17 Millionen für den Deutschen Sport Bund. Zwar geschah dies vordergründig aus Marketinggründen, allerdings profitiert auch der Breitensport von diesem Engagement. In einer Aktion bot das Unternehmen aus Neuegersdorf Freizeitmannschaften Trikots zu besonders günstigen Preisen an. Auch Mannschaften, die nur schwer Sponsoren fanden, kamen so in den Genuss einheitlicher Spielkleidung. Doch auch gegen diese Kleidung gehen die Behörden vor. In Bayern wurden die Schiedsrichter angewiesen, die Kleidung zu prüfen, Mannschaften mit bwin-Werbung drohen Strafen.
Doch wozu das Ganze? Der Wettmarkt ist in Deutschland mit einem Umsatz von gut 4 Mrd. Euro ein lukratives Geschäft. Oddset sicherte sich bislang rund ein Achtel dieses Kuchens. Allerdings ist diese Tendenz fallend. Zum einen kann der staatliche Anbieter nicht mit dem Angebot der privaten konkurrieren und zum anderen sind auch die Quoten niedriger. Statt sich nun diesem Wettbewerb zu stellen, probiert man es mit Regulierung. In absehbarer Zeit prognostizieren die meisten Juristen den endgültigen Fall dieses Monopols, dann werden die Umsätze Oddsets noch rascher Fallen. So macht man sich bis dahin noch einen ruhigen Abend und genießt die Vorteile eines mehr als übersichtlichen Anbietermarktes – der Sozialismus lässt grüßen.
Bei pressetexte.de ist ein interessantes Interview mit dem Hamburger Medienrechtler Ralph Oliver Graef. Und hier eine von einem privaten Wettanbieter eingerichtete überparteiliche Kommunikationsplattform.
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