STOP!
Jedem mit Vernunft ausgestatteten männlichen Mitteleuropäer sollte der Sprengstoff bewusst sein, der diesen Worten innewohnt. Kein Spieleabend in der Geschichte des modernen Menschen war jemals "schön" oder "gemütlich", denn bei dieser unheiligen Freizeitbeschäftigung gilt es, kompromissloses Konkurrenzdenken und partnerschaftliche Harmoniebedürfnisse in einer Weise unter einen Hut zu bekommen, die labile Persönlichkeiten schizophren werden lässt. Und Freunde lädt man schon garnicht zu einem derart mit Konfliktpotential behaftetem Event ein – es sei denn, es handelt sich um die Art von Freunden, die man ohne schlechtes Gewissen zum Gänseblümchen sammeln in ein Minenfeld im Kosovo schicken würde. Der Spieleabend ist ein Musterbeispiel für Selbstbetrug, und er ist in gewisser Weise auch der Urenkel der römischen Gladiatorenspiele. Denn für den sensations- und gewaltgeilen Single gibt es kaum eine andere ungefährliche Gelegenheit, sich live eine unzensierte Zurschaustellung menschlicher Grausamkeiten reinzuziehen. Da ich (aufgrund von Gründen, die so absurd sind, dass sie nichtmal im Internet genannt werden sollten) weder einen Partner, noch echte Freunde mein Eigen nenne, rege ich im Kreise meiner Mitmenschen dann und wann zur Austragung eines Spieleabends an, wenn ich das Gefühl habe, dass auf dieser Welt zu viel Harmonie und zu wenig Streit herrscht – oder auch, wenn das Fernsehprogramm langweilig ist. Mit etwas Glück entwickelt der Abend – entgegen seinem verharmlosenden Namen – schnell eine Eigendynamik, aufgrund der er in seinem weiteren Verlauf locker als Fortsetzung des Films "Fight Club" durchgehen könnte.
Bei der letzten Zusammenkunft dieser Art trug es sich beispielsweise zu, dass jemand ins Krankenhaus gefahren und an der Schläfe genäht werden musste. Beim Monopoly-Spielen hatte der Betroffene seinem besten Freund einen Bahnhof geschenkt (!), worauf ihn die Frau, die bis zu diesem Abend seine Lebensgefährtin gewesen war, lautstark als "Verräter" und "Judas" beschimpfte und ihm anschließend alle auf dem Spielbrett befindlichen Plastikhäuser und –hotels um die Ohren warf. Er hätte in diesem Moment nicht lachen sollen, dann wäre die Sache vermutlich mit einem handfesten Streit beendet gewesen. Dem armen Schwein war aber nicht bewusst, welches Gewaltpotential gerade in der Luft lag, und so ließ er sich zu den entsetzlich fehlplatzierten Worten hinreißen: "Süße, Du bist richtig drollig, wenn Du wütend bist…". Einen Sekundenbruchteil später – zu schnell, als einer der Anwesenden es hätte verhindern können – ging ein hölzerner Kerzenständer auf seinem Kopf nieder, und wir mussten feststellen, dass auch kleinere Kopfwunden wirklich unglaublich stark bluten.
Leider haben alle an diesem Vorfall Beteiligten seit diesem Abend keine Lust mehr auf Spieleabende, und so bin ich nun auf der Suche nach neuen Gladiatoren. Apropos: wenn einer meiner Leser zufällig an diesem Wochenende in Erfurt sein sollte…
Das stimmt leider! Aber von Ihnen kommen überhaupt keine Neuigkeiten oder Provokationen. Sie scheinen schon in Rente zu sein. Hier mal drei Anregungen:1.) Das Neue Testament endgültig abschreiben. Es ist ein Stück schlechte Literatur, die bestenfalls historische Bedeutung hat. Schreiben Sie Tagebücher oder Enzykliken wie die geniale „Deus Caritas Est“ von Benedikt XVI.2.) Solange Schwulenehe und Kinderbetreuung für berufstätige Mütter das Zentrum des Engagements Evangelischer Kirchen bilden, wird es keine Aufmerksamkeit geben. Verteilen Sie Flugblätter gegen Israel! Predigen Sie gegen den Krieg gegen den Libanon!3.) Erzählen Sie doch etwas von SICH, von Ihren Kindern, Ihren Begegnungen. Sie sind kein Essyist.
Sie verwechseln da was, aber das ist auch kein Wunder, denn Sie haben vermutlich keine Aders für das, was da schäbig rüberkommt in Ihren Texten.Glaubensblog ist nämlich nicht notwendigerweise mit Werbung für eine Konfession oder aber konstruktiver Kritik und demonstrativer Überzeugtheit gelichzusetzen. Insofern schreiben Sie maximal zum Ärgernis von Vielen und fastz alle ignornieren Ihre Inhalte und halten Sie bestenfalls für etwas eingeschränkt…Selbstverständlich entspricht der Auftritt des organisierten Protestatntismus ihrer Relevanz, die eben fast Null ist.Wäre Ihnen die amerikanische Variante mit massig bigotterie und einem eigenen Präsidenten lieber? Ich vermute fast: leider ja.
Kleiner Hinweis: Der Link produziert eine Fehlermeldung.Als evangelische Christin mit eher traditionellen Vorstellungen davon, was Kirche sein sollte, die es aber wie die alle anderen auch nicht schafft, ihren Hintern sonntags morgen sin die Kirche zu bewegen, sollte ich eigentlich lieber meine Finger von der Tastatur nehmen, aber anyway.Keine Kuschelveranstaltung, mehr Profil zeigen – das klang für mich erstmal ganz positiv. Aber schon beim Kirchentagsmotto überfallen mich die alten Zweifeln: Warum nur ein Teil des Verses? Und zwar so ausgewählt, dass gerade die christliche Botschaft abgeschnitten wird? Warum kommt da nicht Gott vor? So klingt das Ganze doch auch wieder wie die ‚zigste von irgendwelchen Lobby-Gruppen in Auftrag gegebene Headline: Du bist Deutschland, Land der Ideen und wie der Schmutz so heißt. Kein Wunder, dass Botschaften aus der offiziellen evangelischen Kirche nicht besonders wahrgenommen werden. Warum auch? Wohlmeinende diffus sozialliberal bsi sozialdemokratische Äußerungen gibt es ja nun zuhauf. Das ist die katholische Kirche für die öffentliche Wahrnehmung doch dankbarer: starke Meinungen, die konziliant im Ton, aber fest in der Aussage vertreten werden, wobei der Glaubenskontext immer präsent bleibt. Und natürlich die Show, das liebt die Kamera.Das „wir“ sowas nicht zu bieten haben, sollte uns aber nicht davon abhalten, dass eine oder andere vom Papst zu lernen: theologische Argumentation oder besser Argumentation aus dem Glauben heraus zum Beispiel. Und das in einer angemessenen Form – nicht anbiedernd an den angeblichen Zeitgeist, nicht unterkomplex, nicht engagierte Christen-evangelen-Sprech. (Lob für das Blog: Den gibt’s hier auch nicht! Super!) Und warum sich auf einem Kirchentag nicht mal richtig theologisch oder sonstwie in die Haare bekommen? Über das, was ein evangelisches Profil in der gegenwärtigen Situation wohl wäre.
Wir spielen immer Poker, da ist der Thrill dann echt.Mittlerweile gibt es Geraete, zu erschwinglichen Preisen, mit denen man die Gaeste bereits am Eingang auf Waffen und Sprengstoff kontrollieren kann. Denn bei allem Spass darf die Sicherheit nicht zu kurz kommen, wie Dein Beispiel mit der Kopfwunde sehr schoen illustriert.-m*sh-