Silversun Pickups ‚Neck of the Woods‘: So klingen Schatten

Ein wenig Paranoia schwingt immer mit, die Mathrock Rhythmen tun einiges dazu indem sie den Puls unregelmäßig an Brian Auberts hypnotischer Stimme entlang jagen, laut ist das immer noch, vielleicht sogar den Zacken lauter, als wir es gewohnt sind.

Neck of the Woods

Aubert traut sich was und lässt seine Stimme auch mal aus dem ansonsten ja doch sehr zurückhaltenden Käfig, genau das scheint trotz gleichbleibendem Wumms eine gewisse haltlose Aggression durch Songs wie „Make Belief“ zu zerren, die der coolen Attitüde der Band gut tut.

Und darüber darf man sehr glücklich sein, nach Auftritten auf Casting Show Bühnen und mit einem Major Label im Rücken musste man ja schon befürchten, dass es ganz nach Kings of Leon Manier bald fluffig weichgespült klingen würde, aber nicht mit den Silversun Pickups, die fast schon paranoide Dringlichkeit ihrer Songs zieht sich in den straffen Rhythmen wie ein kreischender roter Faden durch das Album, ganz wunderbar ist das.

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Hier mag auch die Arbeit mit Jacknife Lee als Produzent geholfen haben, der eigentlich eher mit elektronischen Bands arbeitet, so aber die zuckenden Beats aus Bass und Schlagzeug gekitzelt hat.

Jacknife produziert: nimmt den Prog aus dem Rock der Silversun Pickups

Im Indiebereich arbeitete Jacknife Lee sonst auch mit R.E.M. (RIP), Weezer und Snow Patrol, alles Bands, die sicher auch ihre besten Tage hinter sich haben, bei den Pickups ist aber alles gut gegangen, allerdings macht es schon neugierig, wenn Schlagzeuger Christopher Guanlao sagt, dass sie ohne Lee ein progressiveres Album aufgenommen hätten.

Brian Aubert, Sänger der Gruppe, meinte selbst, dass das Album wie ein Horrorfilm klinge und tatsächlich drängen sich die rasend panischen Momente aus „Haute Tension“ oder „The Shining“ auf, wenn alle einleitende Harmonie bereits im Scherbenhaufen liegt, die Schattenseiten schon längst den Plot überzogen haben.
Kein Wunder also, dass man auch berühmte urbane Legenden in der Tracklist wieder findet („Bloody Mary (Nerve Endings)“ bezieht sich auf das Partyspiel, drei mal 'Bloody Mary' vor einem Spiegel aufzusagen, um dann einen wütenden Geist hinter seiner Schulter zu sehen).

Das Albumfoto ist übrigens aus der Heimat von Aubert, trägt eine Gregory Crewdson Mentalität mit sich, die sich in der Dämmerung unheimlich ausmacht. Als würde jemand vor dem Haus lauern und seine Bewohner heimlich beobachten, so wirkt es, bis man bemerkt, dass man selbst der Beobachter ist.

Dass zwischendrin immer wieder ruhigere Töne angeschlagen werden, die mit entschlackter Geradlinigkeit dennoch für einige Überraschungen nach mehrmaligem Hören sorgen, zeugt auch von der sehr klaren Vorstellung, die diese Band von ihrer Musik hat.

Nach 12 Jahren Bestehen der Silversun Pickups (und gerade mal 3 Studioalben), klingt das Quartett immer noch frisch, schaffte es trotzdem in die Billboard Charts und toppte dort sogar Carrie Underwood. Es ist keine Ausnahme mehr, dass mittlerweile auch guter Indie und keine Klonbands Chancen auf Erfolg haben, bleiben nur die Daumen zu drücken, dass es weiterhin so Energie-reich, rastlos und laut bleibt und nicht zu sehr getrimmt wird. Und auf das Progalbum würden wir uns natürlich auch noch freuen.

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