Sowohl „seid“ als auch „seit“ sind beides völlig legitime und richtig geschriebene Wörter – in ihrem jeweiligen Zusammenhang. Doch oft sieht man genau sie in einer inhaltlichen Umkehrung benutzt, die beide Wörter in ihrer Schreibweise wieder falsch machen. Wenn das d und das t ausgetauscht wird, ergibt sich beim bloßen Zuhören keinerlei Problem, doch zumindest in der Schriftsprache wird ein völlig neuer, und nicht selten abwegiger, Sinn geschaffen, der so vom Schreiber/Sprecher nicht beabsichtigt wurde.
Seid und seit ist beides richtig – die Wörter werden aber oft verkehrt herum verwendet
Schreibt man „seid“ mit d, so verwendet man eine Form des Verbs „seien“: Ein Satz wie „Ihr seid über die Straße gegangen“ ist ein Indaktiv – eine Darstellung einer Situation. Der Modus kann sowohl in der Vergangenheit (wie im Beispiel), aber auch im Präsenz verwendet werden („Ihr seid ja pünktlich“). Auch in der Befehlsform, dem Imperativ, findet man es bei Anmerkungen wie „seid bereit!“ beispielsweise. Als Eselsbrücke für das d kann man sich merken, dass auch andere Formen von „seien“ am Ende mit diesem Konsonant geschrieben werden („Wir sind über die Straße gegangen“)
Wenn man hingegen „seit“ mit t schreibt, dann spricht man von einer zeitlichen Einordnung: „Seit vielen Jahren“, „seit dem letzten Sommer“, „seit einiger Zeit“. Obwohl es sich bei den beiden Wörtern um völlig eigenständige Konstrukte handelt, deren Bedeutung durchaus verstanden wird, sieht man Fehler wie „seid er eigenes Geld hat“ genauso häufig wie „seit ihr so freundlich, mir etwas zu leihen“. Erstaunlicherweise sieht man dagegen nie „seiddem“ anstelle von „seitdem“, was synonym zu „seit“ benutzt werden kann.
Seit und seid zu verwechseln ist einer der häufigsten Fehler bei der Rechtschreibung
Wer „seit“ anstelle von „seid“ schreibt, macht einen eigenartigen Fehler. Die Konjugation des Verbs „seien“ wird rein phonetisch völlig korrekt durchgeführt, dann aber in der Schriftform mit einem komplett anderem, weder inhaltlich noch sonstwie linguistisch verwandtem Wort ausgetauscht. Dem Leser gegenüber ist dies ein bisschen unfair, da dieser einen Moment braucht, um einen Sinn hinter der fehlerhaften Rechtschreibung auszumachen, nur um festzustellen, dass der Inhalt des Geschriebenen ein gänzlich anderer ist. Da kann man schon ein bisschen ins Zweifeln geraten über sein eigenes Verständnis der Schreibweise.
Oder anders ausgedrückt: Seit man „seid“ falsch verwendet, seid ihr Leser auch bei „seit“ verwirrt.
Hallo,
meines Erachtens ist Herrn M. Fuhrmann beim Schreiben des Beitrags „Seid oder seit? Der Klassiker schlechthin bei Rechtschreibfehlern“ ein Fehler unterlaufen: Das Verb, das die Endung mit „d“ verlangt, heißt nicht „seien“, sondern „sein.
„Sein oder nicht sein“, war bei Shakespeare die Frage!
Trotzdem: Interessante und gut aufgemachte Seite – komme gerne hier her.
Herzliche Grüße
R.D.
Was ist mit dem Konjunktiv I 2. Person Plural? „Ihr seiet“? Soweit ich weiß, kann man das letzte e auch weglassen, so dass sich ergibt: „Ihr seit“. Der Fall tritt nicht häufig auf, aber ist doch nicht prinzipiell falsch.