Ein charmantes Schlitzohr: Früher diffamierendes Schimpfwort für Osteuropäer, hat die Bezeichnung Schlawiner bzw. Schlawiener ihre antiziganistische Konnotation inzwischen weithin verloren. Stattdessen wird der Ausdruck heute vornehmlich in anerkennend-schmunzelnden Bedeutungszusammenhängen verwendet. Über die richtige Schreibweise indes zerbricht sich selbst der so Geneckte sein listiges Köpfchen.
Schlawienerisch: Was hat der Wiener damit zu tun?
Als Schlawiner oder Schlawiener bezeichnet man einen lebhaften, frechen und sehr cleveren Menschen, der seine Vorteile gut zu nutzen weiß. Die Bezeichnung verweist implizit nicht nur auf das Vorhandensein eines gewissen diplomatisch-strategischen Geschicks, sondern durchaus auch auf ein Talent für Strategie und charmante Verlogenheit. Gebräuchliche Synonyme sind etwa Schlinger oder Schlauberger, Lausejunge oder Lümmel, Filou oder Fuchs, usw.
Rechtschreibung: Wie schreibt man's richtig?
Tja, aber wie schreibt man ihn nun: Schlawiner oder Schlawiener? Und was um Himmels Willen hat der Wiener mit ihm zu tun? Sind österreichische Haupstädter per linguam Schlawiener? Mit anderen Worten: Schauen wir uns zunächst die Wortherkunft etwas genauer an. Der Begriff entwickelte sich vermutlich im frühen 20. Jahrhundert aus der Bezeichnung der kroatischen Volksgruppe der „Slowenen“ bzw. „Slawonen“. In der Schriftsprache tauchte er erstmals in den 30er Jahren auf, und zwar als Schimpfwort für Slowenier und osteuropäische Ausländer im Allgemeinen. Mit dem Wiener hat das Schlawinerwort (sic!) also nichts gemein.
Ist der Ausdruck Schlawiner rassistisch?
Meiner Meinung nach nicht. Zwar beinhaltete der originale Ausdruck seinerzeit eine ganze Reihe antiziganistischer Zuschreibungen (und das sollte einem wohl bewusst sein!), rekonstruierte er damals doch das Klischee des „typischen Sloweniers“, eines hinterhältigen Taugenichts und kriminellen Sonderlings osteuropäischer Abstammung. Zweifellos wurde hier ein diskriminierender Bedeutungszusammenhang konstruiert – zwischen einer bestimmten Volkszugehörigkeit (der Slowenier/Osteuropäer) einerseits und dem Hang zur Kriminalität als vagabundierende Gauner und „Hausierer“ andererseits. Auch heute ist, zumindest in Teilen Österreichs und Süddeutschlands, die diskriminierende Konnotation des Begriffs noch nicht gänzlich aus der Alltagssprache verschwunden, bezeichnet der Ausdruck „Schlawiner“ dort doch auf geringschätzige Weise Menschen, die Haustürgeschäften nachgehen. In der Regel ist die Verwendung des Begriffs heute aber unproblematisch und nicht als rassistisch zu werten, solange über ihn keine ethnische Zuschreibung stattfindet. Hinzu kommt die Bedeutungsverschiebung hin zum Humoristischen: Diese ist u. a. an den gängigen Synonymen ersichtlich. Kein Schelm also, wer hier Böses denkt.