Roberto Arlt: Das böse Spielzeug

Als das Buch 1926 erstmals erschien, waren der junge Autor und sein Roman der argentinischen Gesellschaft „a pain in the ass“. Über die stinkenden Gettos von Buenos Aires wollte niemand so sehr gerne etwas erfahren und schon gar nicht auf diese Weise, in dieser Sprache! Bildreich? Wie Blitz und Donner schlägt das ein. Arlt bringt den argentinischen Gettoslang, das Lunfardo, in die lateinamerikanische Literatur. Wie Spuckebatzen fliegen die Worte zwischen den kleinen Gaunern hin und her, für die Gewalt und Kriminalität zum Alltag gehören, weil es sie ernährt. Nicht ganz. Für Silvio Astier ist Bösartigkeit etwas Metaphysisches. Als Junge träumt er von der ganz großen Räuberkarriere und konstruiert ein kleines scharfes Geschütz, für das er zärtlich empfindet: „Diese Kanone kann töten, diese Kanone kann zerstören, und bei dem Gedanken, eine gehorsame, tödliche Gefahr geschaffen zu haben, geriet ich außer mich vor Freude.“ Nachdem Astiers Versuche, ehrlich über die Runden zu kommen, ihn weder reich noch glücklich gemacht haben, wird er zum Verräter: „Ich werde schön sein wie Judas Ischariot.“ Der Freund, den er opfert, ist ein armer Hund. Astier aber wird von einer Lebenslust getrieben, die in dieser Welt keinen Platz hat: „Es gibt Augenblicke in unserem Leben, in denen wir das Bedürfnis haben, niederträchtig zu sein … Und wenn wir das getan haben, können wir wieder ruhig unserer Wege gehen.“ Das Nachwort des mexikanischen Erzählers und Essayisten Juan Villoro gehört zum Besten, was mir in dieser Textart begegnet ist. Konziser und mit mehr Empathie lässt sich dieser besondere kleine Roman gar nicht beschreiben.

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