Palästina – Der Zusammenbruch naht

Demokratie ist schon eine verrückte Sache. Da gibt man dem Volk
endlich die Möglichkeit über die eigene Zukunft mit zu bestimmen und
dann geben die ihre Stimmen einer terroristischen Organisation.
Was haben sich die Geldgeber, die diese Region künstlich am Leben
halten eigentlich dabei gedacht? Waren die Voraussetzungen
nicht deutlich genug, oder wollte man schlicht nicht wahr haben, dass
die Hamas den Palästinensern so viel bedeutet? Zumindest hätte man sich
für den Fall, dass die Hamas
gewinnt, im Vorfeld geeignete Maßnahmen überlegen müssen.

Nun aber war der Schock groß und
die Wut noch größer und so kommt es einem vor, dass die
Palästinenser sich den geballten Zorn ihrer Förderer aufgehalst haben.
Sie sollten wählen, aber um Himmels willen doch nicht die Hamas. Nun lässt man das Volk für einen
demokratischen Akt leiden.

 Kurzerhand wurden alle finanziellen Mittel, die zur
Aufrechterhaltung einer Regierung und der gesellschaftlichen Ordnung
nötig sind gestrichen. Zudem hat Israel auch noch die Steuer- und
Zollgelder, der über Israel eingeführten Waren einbehalten und
scheint sich jetzt langsam dazu durchzuringen diese wieder frei zu geben. Das wird auch langsam Zeit, denn das Gesundheitssystem ist kurz vor dem
Zusammenbruch, Polizisten und andere Volksdiener können nicht mehr
bezahlt
werden, was die Situation natürlich drastisch verschärft. Sogar die
Weltbank warnt vor den Folgen und fordert die Wiederaufnahme der
Zahlungen: „Countering
the current fiscal crisis and its potentially dangerous consequences
requires the restoration of an adequate flow of budget funds.“ Es
bleibt zu hoffen, dass die EU als wichtigster Zahler nicht zu lange
über die Bedingungen verhandelt, denn Langzeitschäden kann man nur
schwer wieder beheben.

Die momentane Situation der Palästinenser konterkariert alle bisherigen
Aufbaubemühungen, vor allem der EU. Denn solange hohe 
Arbeitslosigkeit und vor allem Armut die soziale Situation der
Palästinenser weiter verschärfen wird dies den Konflikt weiter anheizen.
Gerade Israel sollte sich im Sinne der eigenen Sicherheit, um eine
Verbesserung der Lebensbedingungen bemühen, „denn egal wer in der Regierung ist, die Leute müssen essen.“

Werbung

11 Meinungen

  1. Oder anders: Freiheit (= Demokratie) ist immer nur die Freiheit (=Demokratie) des Andersdenkenden. (Rosa Luxemburg)

  2. Hey Alexander, interesanter Beitrag, aber die Verbindung zwischen Armut und Terrorismus ist bislang nicht empirisch bewiesen. Die Attentäter vom 11. September kamen alle aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Und auch Saudi-Arabien, als Brutstätte des internationen Terrorismus gebrandmarkt, ist ja nicht wirklich ein armes Land. Und über die Vermögensverhältnisse von UBL brauchen auch nicht reden.

  3. @ die PassantinRosa Luxemburg und dieses Zitat – geht eigentlich nicht zusammen, denkt man und so ist es auch! Luxemburg und ihre Anhänger/Mitkämpfer wollte die Revolution und letzten Endes den Sieg des Kommunismus. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheitsrechte usw. spielten für sie keine, aber auch nicht die geringste Rolle. Ziel war einzig und allein der Kommunimsus, alles was diesem Ziel diente war gut, alles andere schlecht und musste aus ihrer Sicht bekämpft werden. So läßt sich denn auch ihr Zitat in den richtigen Zusammenhang rücken. Für sie galt die „Freiheit der Andersdenkenden“ nur in so weit, als sich die Andersdenkenden um andere Wege zum Kommunismus Gedanken machten. Nur Revolutionäre mit dem „richtigen“ Weltbild und dem „richtigen“ Ziel solten andere Meinungen haben dürfen – alle anderen nicht. Gegner der Revolutionäre z.B. Anhänger von SPD, Zentrum usw. hätten nach Luxemburg die Freiheit des Andersdenkenden nicht für sich in Anspruch nehmen können. Sie selbst sprach sich übrigens für eine Rätediktatur aus, ohne Gewaltenteilung.@ SebastianDas die EU und die USA kein „worst case“ Szenario in der Schublade hatten, was passieren soll wenn die Hamas gewinnt, ist wirklich ziemlich erstaunlich. Das aber weder EU noch USA einer, auch einer demokratische legitimierten Regierung, die das Existenzrechts Israels in Frage stellt und zu Selbstmordattentaten aufruft nicht hilft, dies auch noch in die Tat umzusetzen kann ich sehr gut verstehen. Warum soll man dem potentiell tödlichen Feind eines Freundes auch helfen? Und nur weil Wahlen abgehalten wurden, heißt dies noch lange nicht, dass die Demokratie im Gazastreifen und dem Westjordanland Einzug gehalten hat. Dazu gehören auch Rechtsstaatlichkeit, Menschen- und Bürgerrechte und noch einiges mehr. All dies kann man aber dort nicht entdecken.

  4. Sebastian Haack

    @Stefan: Ich sehe in Armut schon den Nährboden für Terrorismus. Unzufriedene Menschen, die jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen und erzählt bekommen, dass ihr Land und ihre Rofstoffe an reiche, ungläubige Westler verhökert wird sind doch logischerweise viel empfänglicher für extremistische Gedanken. Zumindest rekrutiert sich ein Großteil der Terroristen aus den unteren sozialen Schichten. Natürlich braucht es einen ideologischen Überbau, um die Massen zusammen zu bringen. Deswegen kommt Leuten wie Sarkawi, Moussaoui, bin laden ja diese enorme Bedeutung zu.____________@Martin: „Warum soll man dem potentiell tödlichen Feind eines Freundes auch helfen?“ Naja ohne die ganze Geschichte dieses Konflikts aufzurollen muss man ja schon sagen, dass sich Israel immernoch auf besetztes Gebiet ausbreitet. Nach Jahrzehnten der Aufrüstung und des wirtschaftlichen Aufbaus, den Israel halt genossen hat, wurde Palästina eher gedemütigt als anerkannt. Israel hat ja seinerseits Palästina nie anerkannt. Die Hamas haben durch ihre soziale Arbeit in den pal. Gebieten einen so starken Rückhalt in der Bevölkerung, dass hätte man auf Seiten der EU und USA viel mehr beachten müssen.

  5. Aber immerhin droht Israel den Pälestinensern nicht mit Vernichtung, während die Hamas die Israelis schon gern bis ins Mittelmeer treiben würde. Israel zeigt sich bereit einen palestinensischen Staat zu akzeptieren – solange dieser keine Sicherheitsbedrohung darstellt. Das es in Palestina keinen wirtschaftlichen Aufschwung gab, liegt zum großen Teil wohl auch an der Inkompetenz und Korruption die dort herrscht. Wieviel Geld hat Arrafat noch mal beiseite geschafft? Ich glaube mich zu erinnern, es waren „hunderte von Millionen Dollar“. Damit hätte man wahrscheinlich ordentlich was bewegen können – bei knapp 4 Millionen Einwohnern. Die Korruption dürfte somit auch ein wesentlicher Grund sein, warum die Hamas so stark geworden ist.

  6. Sebastian Haack

    Der Artikel ist jetzt nicht so treffend, schließlich geht es darin nur um den militanten Islamismus, der ja nur eine Form von Terrorismus darstellt. Beim Palästina-Israel Konflikt aber geht es ja in erster Linie, um Terrorismus, der sich gegen die als ungerecht empfundene Besatzung und die damit verbundene Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung richtet. Die Palästinenser gelten ja als die säkularisiertesten Araber, weshalb islamistische Organisationen wie Al Quaida hier keine große Basis haben._______Dieser Artikel widerlegt mein Statement von Armut als Nährboden für Terrorismus viel entschiedener.http://www.heise.de/tp/r4/artikel/13/13015/1.html_______und Harald Schumann schreibt dazu:“Armut und Verelendung münden gewiss nicht automatisch in Terrorismus. Gleichwohl halte ich es für unbestreitbar, dass die Prediger von Hass und Fanatismus in Gesellschaften mit wachsender Verelendung, Ausgrenzung und Hoffnungslosigkeit einen fruchtbaren Nährboden finden [..].“_______Der Terror zwischen Palästina&Israel zielt also zuerst auf die Befreiung von der Unterdrückung und die Herstellung von Autonomie, sowie zum Teil auch auf Rache für Demütigungen. Armut ist also dabei kein erstrangiger Grund, aber ganz sicher auch nicht völlig unwichtig, wenn es um Rückhalt in der breiten Bevölkerungsmasse geht.______Was ich interessant fand der Satz: Vor allem Studenten befürworten bewaffnete Angriffe.Politischer und Religiöser Terror gedeiht also gerade bei Menschen mit höherer Bildung (siehe z.b. auch RAF). Es braucht aber immer einen Bezugspunkt (gegen was kämpfe ich eigentlich) und dann auch Rückhalt in der Bevölkerung.

  7. Ich habe auch nicht lange nach nem Artikel gesucht, um deine These zu widerlegen. konnte mich aber noch erinnern, dass die meisten „Terrorismusexperten“ (das wird man heute leider viel zu schnell) Armut als alleiniges Erklärungsmuster ablehnen. Das wollte ich nur zur Diskussion beitragen.

  8. Sebastian Haack

    ..was ich auch sehr konstruktiv fand, denn ich räume ein, dass der Satz „Terror gedeiht in Armut“ so nicht haltbar ist. Aber es sind ja Sachkundige an Bord, die mir da gleich kontra geben können 🙂 so musses sein.

  9. „Der Terror zwischen Palästina&Israel zielt also zuerst auf die Befreiung von der Unterdrückung und die Herstellung von Autonomie, …“Aha. Man lernt nicht aus. Da dachte man, schon zur Gründungszeit Israels hätten die Palästinenser Autonomie (und ein viel größeres Staatsgebiet) haben können,da denkt man an die weitreichenden Vorschläge Baraks in Camp David, die ganz konkret mit Terror beantwortet wurden – und dann liest man so etwas. Die Welt ist genauso rätselhaft wie die Frage, warum ich Leute, die bislang pro Kopf mehr Geld erhalten haben, als die Deutschen durch den Marshall-Plan und die trotzdem Faschisten wählen, warum ich den Leuten mein Steuergeld überlassen sollte. Während in anderen Weltregionen viel größeres Leid herrscht und das Geld nicht Gefahr läuft, in den nächsten Bombengürtel investiert zu werden.

  10. Demokratie heisst Verantwortung. Das Volk von Palästina hätte sich im Vorfeld über die Konsequenzen ihrer Abstimmung im klaren sein sollen. Oder deutlich, wenn das Volk von Palestina die HAMAS durch seine Wahl legitimiert, heisst das, dass Palestina weder an Frieden, noch an Israel als Nachbar interessiert ist. Nun muss es mit den Konsequenzen leben.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*