Es wäre das Sportereignis für die Hansestadt gewesen: Hamburg hätte Gastgeber der Spiele der XXXIII. Olympiade werden können – hätten die Bürger in einem Referendum nicht dagegen gestimmt. Nun zieht die Stadt ihre Olympia-Bewerbung zurück. Warum 51,6 Prozent der Hamburger gegen die Sportveranstaltung gestimmt haben, kann nur erahnt werden.
Nur 48,4 Prozent sagten Ja zu Olympia 2024
Am Sonntag, 29. November war es soweit: Alle Stimmzettel in Hamburg wurden ausgezählt, das Referendum kam zu einem Ende. Die Hamburger durften für oder gegen die Olympia-Bewerbung ihrer Heimatstadt stimmen. Das Ergebnis der Abstimmung: 48,4 Prozent der Bürger sagen Ja zu Olympia 2024, eine knappe Mehrheit, 51,6 Prozent, sagt Nein.
Die „NOlympia“-Bewegung feiert sich für ihren Sieg. Alle Befürworter des sportlichen Großereignis´ schütteln den Kopf.
Die Verantwortlichen der Olympia-Bewerbung zeigen sich bestürzt. Hamburgs Sportsenator Michael Neumann sagte nach der Abstimmung: „Für mich ist das schwer zu glauben, dass Hamburg Nein gesagt hat. Ich werde noch Tage und Wochen darüber den Kopf schütteln. Das Ergebnis macht sehr nachdenklich.“ Und Bernhard Schwank vom Deutschen Olympischen Sportbund meint: „Ich bin maßlos enttäuscht. Eine einmalige Chance ist dahin.“
Doch was steckt hinter der Ablehnung?
Zum einen sind es die unzähligen Skandale der Sportwelt, die das heile Bild erschüttern: FIFA, Sommermärchen, Dopingvorwürfe. Zum anderen die erschütternden Vorfälle im Rest der Welt: Terror in Paris, Spielabsage in Hannover. Und dann noch die Frage nach der Finanzierung: Die Stadt Hamburg sichert Olympia 2024 eine Summe von 1,2 Milliarden Euro zu. Die restlichen 6,2 Milliarden soll der Bund übernehmen.
Die Angst vor einer neuen Schmach, vor Terror, vor Schulden ist groß. Die Deutschen scheinen das Vertrauen verloren zu haben: Das Vertrauen in große Sportveranstaltungen und Sportorganisationen, das Vertrauen in Frieden und Sicherheit, das Vertrauen in die Pläne des Bundes.
Viele Olympia-Gegner werden sich (zu Recht) gefragt haben: Wie soll ein komplettes Olympiagelände im Hamburger Hafen ohne Mehrkosten entstehen, wenn Pläne wie Stuttgart 21, die Elbphilharmonie und der Berliner Flughafen BER zum Scheitern verurteilt sind?
Aber: Ohne Mut, etwas Neues zu wagen, kann auch kein neues Vertrauen entstehen.
HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer bringt die Skepsis der Deutschen auf den Punkt: „Ich hatte an ein positives Ergebnis geglaubt. Wie es aussieht, beschäftigt sich derzeit ein Großteil der Menschen mit anderen Themen.“
Schade! Nun wird die Olympiade 2024 nicht in Hamburg, sondern entweder in Budapest, Los Angeles, Paris oder Rom stattfinden.
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