Novembertod

Die Katholische Kirche hat ihrer Heiligen und aller Verstorbenen bereits zu Anfang des Monats gedacht: Allerheiligen und Allerseelen. Totensonntag ist nicht mehr fern. Der November bringt den Tod. Die Natur stirbt. Im Fernsehen gibt es Bestatterdokus. Im Religionsunterricht ist „Tod und Sterben" dran – sofern sich die Lehrerin an das Thema herantraut. Alle Jahre wieder.

Herbst – wie du die Blätter färbst! Und dann sterben die Blätter ab, fallen herunter und vergammeln – Eichenlaub etwas langsamer, alles andere etwas schneller. Sind sie schon mal im November auf dem Friedhof spazieren gegangen? Man kann – wie die Kinder -herrlich durch das Laub rascheln. Man kommt, wenn man Glück hat, an einem zugefrorenen Brunnen vorbei. Die Luft hat einen besonderen Duft. Man sieht alte Frauen mit Kopftüchern, die die Gräber ihrer Männer mit Tanne belegen.

Ich habe meiner Großmutter dabei geholfen, die Gräber meines Großvaters und der Urgroßeltern mit Tanne zu belegen. Das kostete Zeit – mindestens zwei Tage Arbeit waren zu veranschlagen – Arbeit auf den Friedhöfen in unserer Stadt und auf dem Dorf, wo sie herkam. Bis Totensonntag musste das geschafft sein, besser noch zwei Wochen vorher. Das ganze Begann damit, dass man das Tannengrün auf dem Wochenmarkt kaufen musste – oder man hatte Glück und eine alte Tanne musste im Garten gefällt werden, weil sie zu groß war. Von der Novemberkälte wurden die Finger meiner Großmutter bei der Arbeit auf dem Friedhof ganz steif. Wenn sie nachher wieder auftauten, dann taten sie ihr weh. Die Tannegestecke kamen erst zu Totensonntag auf die Gräber. Es bestand die Gefahr, dass sie geklaut werden.

Mittlerweile hat meine Mutter die Aufgabe übernommen, die Gräber der Familie winterfest zu machen. Das Grab meiner Großmutter ist dazugekommen. Im November besucht man die Friedhöfe. Wir nennen das „Gräbertour". Hinterher gibt es Kaffe und Kuchen. Das ist vor allem für die Seele gut.

Unsere Friedhofskapelle hat einen Anbau. Darin gibt es zwei Leichenkammern. Wenn man an der Kapelle vorbeigeht springt manchmal die Kühlung an – wie bei einem Kühlschrank – nur größer. Dann weiß man, dass die Kammer belegt ist. Das schauert mich dann immer ein wenig.

Das Bemerkenswerte an dieser Friedhofkapelle ist aber, dass sie verkehrt herum steht. Kirchen sind nach Osten ausgerichtet. Man betritt sie von Westen und geht der Aufgehenden Sonne entgegen. Dies hat eine starke symbolische Bedeutung. Von Osten her soll das neue Leben der Auferstehung der Toten kommen. Wer unsere Friedhofskapelle betritt, geht nach Westen – dorthin, wo die Sonne untergeht und von wo der Tod erwartet wird. Wer aber wieder hinausgeht – ob aus eigener Kraft oder auch getragen – schaut nach Osten.

5 Meinungen

  1. Hm, das Video ist wohl nicht mehr da. Aber bei YouTube kann man es noch anschauen. Ist wirklich ne super lustige Idee. 🙂

  2. Hm, Anti-Ageing-Werbung unter einem Beitrag zum Thema Tod. Muahahaha…

  3. Sehr zu empfehlen sind auch die Bücher und CD’s er Reihe Wieso weshalb warum.

  4. Kann ich auch nur empfehlen, geeignet für interessierte Kinder ab 6 Jahren, selbst ausprobiert.

  5. den Kommentar zur Werbung versteh ich nicht. Also ich seh da nix?

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